Zürich (ots) – Seit dem Jahr 2020 kündigt Aimondo an, die Internationalisierung in der Schweiz zu konzentrieren. Nach langer organisatorischer Vorbereitung ist dieser Prozess nun weitgehend abgeschlossen. Ab Ende Juli 2022 sind alle Kunden der Gruppe auf die Vertragsgestaltung und Rechnungslegung aus der Schweiz umgestellt. Als letzter Baustein wird auch das deutsche operative Geschäft aus der Schweiz abgewickelt. In Deutschland verbleiben danach noch die Programmierung sowie der deutschsprachige Kundendienst. Ein anderes Unternehmen erledigt bereits seit mehr als zwei Jahren Teile der Anlegerbetreuung, des Marketings sowie Planungsdienste für die Gründungsaktionärin und die Schweizer Aimondo-Zentrale. Der Übergang sollte also nahtlos erfolgen.
René Grübel, Vorsitzender des Verwaltungsrates der Aimondo AG erklärt: „Die Ausrichtung von Aimondo war vom ersten Tag an international und öffentlich verkündet. Jetzt beginnt die Fokussierung auf diese Märkte Früchte zu tragen. Dadurch wird neben der Erschließung zusätzlicher Absatzkanäle auch die Stabilität unabhängig von lokalen Entwicklungen auf eine breitere Basis gestellt. Zudem hat die Schweiz weltweit einen erstklassigen Ruf als verlässlicher, innovativer und vertrauenswürdiger Digitalpartner.“
Das die Rechtverwaltung der Software weiterhin bei der Gründungsgesellschafterin TTIP Ltd. in Nicosia bleibt, hat für Aimondo Tradition. So soll neben der weiteren Produktentwicklung in Düsseldorf in der Digitalhochburg Limassol der internationale Teil des Entwicklerteams einen attraktiven Lebens- und Koordinationsort vorfinden. Heinrich Muller, Gründer und CEO betont: „Für den weiteren Ausbau des von mir schon seit gut zehn Jahren programmierten Kerns Künstlicher Intelligenz sind die besten Fachleute gefragt. Und die ziehen wir leichter in den Mittelmeerraum als nach Deutschland. Zudem ist das regulatorische Umfeld gerade für den Bereich IP (Anm.:
Intellectual Property) und auch für internationale Investoren eine ganz besonders interessante Destination. Das Copyrightmanagement lag ohnehin bereits seit 2016 in der Gründungsgesellschaft der Aimondo AG. Seit 2018 haben wir zudem das rechtliche Gerüst für die Technologie-Entwicklung als eigens geschaffene Gesellschaft vor Ort.“
Damit ist die Grundstruktur klar. Die Aimondo AG in Zürich bildet den Kopf und die Vertriebe in den einzelnen Ländern arbeiten ihr zu. Ebenso wie die Entwicklungsteams. Die zum Teil weltweit aufgestellten Geschäftskunden haben es administrativ und rechtlich nur noch mit einer zentralen Stelle zu tun. Die aktive praktische Betreuung findet weiter landessprachlich vor Ort oder von dediziert zugeordneten Länderdesks aus statt.
In einer Zeit, in der sich ohnehin die Frage nach einer physischen Zentrale nicht mehr stellt, ist das eine Bridge-Struktur hin zum global vernetzten virtuell strukturierten Unternehmen. „Der beste Ort zum Arbeiten ist der, den ich mir selbst aussuche“ findet der Harvard-Professor Raj Choudhury im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin brandeins (Ausgabe 4/22). Ob es dafür einer physischen Zentrale bedarf, steht zur Diskussion. Und ob diese dann in Düsseldorf, Zürich, Limassol oder völlig virtuell angelegt ist, wird sich zeigen. Stephan A. Jansen, Professor für Management, Innovation und Finanzierung an der Karlshochschule in Karlsruhe und Stiftungsgastprofessor für Urban Innovation an der Universität der Künste Berlin ergänzt in der gleichen Ausgabe: „Es wird einerseits analoger, also ko-präsenter in der Zentrale, die gleichzeitig Event-Fläche, Gastronomie, Bar, Tanzsaal, Sportclub, Universität, Design- und Medienhaus ist. Und die Unternehmen werden andererseits einen klugen digitalen Zwilling erhalten, mit dem man sich in seinem heimeligen Büro mit Haustieren, Pflanzen und professionelleren Heimvideostudios ungestört und selbstbestimmt verwirklichen kann -genau so, als wäre man vor Ort. Auch wenn die einen noch nie davon gehört haben und die anderen es schon nicht mehr ernst nehmen:
Metaversen könnten als digitaler Zwilling tatsächlich eine Zukunft haben.“
Bis auf das technische Kernteam in Düsseldorf, so sagt Müller, ist es so: „Die Leute, die wir wollen, haben schon einen Job. Deshalb müssen wir ihnen etwas bieten, das ihnen kein anderer bietet.“ Er orientiert sich dabei auch an Elise Müller von Spryker, die dort neue Arbeitswelten verantwortet. Heute können dort alle knapp 500 Beschäftigten arbeiten, von wo und wann sie wollen. Die Rangfolge laut Müller ist: „Remote First, alle Meetings finden digital statt“. Elise Müller selbst sitzt beim Videogespräch mit brandeins im T-Shirt vor dem Rechner, im Hintergrund sattgrüne Vegetation. Sie hatte sich von San José, Costa Rica, zugeschaltet.
Eine Arbeitsweise, die ihr Namensvetter bei Aimondo ebenfalls praktiziert. Seit Jahren schaltet er sich in Dauerkonferenzen mit den Teams zusammen. Aus Deutschland, Österreich, den USA oder Zypern. In einer klassischen Struktur wäre er wohl Bürgermeister eines Global Village im Modell des MIT Professors Marshall McLuhan, der den Begriff schon vor 60 Jahren in seinem Buch „Die Gutenberg-Galaxis“ prägte.
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