BHÖ: Pressekonferenz „Das baukulturelle Erbe – ein erheblich unterschätzter Wirtschaftsfaktor“

Wien (OTS/BHÖ) – Das baukulturelle Erbe ist ein Spiegelbild der historischen, künstlerischen und kulturellen Entwicklung sowie ein identitätsstiftender Teil des kulturellen und kollektiven Gedächtnisses. Die historischen Gebäude Österreichs sind nicht nur Teil unseres kulturellen Selbstverständnisses und Anziehungspunkt für Touristinnen und Touristen aus aller Welt, sondern sichern auch Arbeitsplätze und genieren eine Wertschöpfung von rund 3,17 Milliarden Euro für die heimische Volkswirtschaft. Zu diesem Ergebnis kam eine vom Wirtschaftsministerium in Auftrag gegebene Studie.

Im Zentrum der Studie standen jene historischen Objekte, die im Eigentum des Bundes stehen und von der Burghauptmannschaft Österreich betreut werden. Eine qualitative Analyse bei Besucherinnen und Besuchern erhob in diesem Zusammenhang u.a., welche Motive es für den Besuch der historischen Objekte gibt, bzw. welche Bedeutung das historische Ambiente bei der Wahl der Urlaubsdestination spielte. Das Ambiente wurde dabei von 79 Prozent der Befragten als maßgebliches Entscheidungskriterium angegeben, das auch dazu beiträgt, dass 50 Prozent der Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer ihren Aufenthalt um zwei bis drei Tage verlängerten.

„Das baukulturelle Erbe und dessen Erhaltung stellt einen bisher zu wenig beachteten Wirtschaftsfaktor dar. Von Investitionen in die historische Bausubstanz profitieren heimische Unternehmen unterschiedlichster Branchen ebenso, wie das traditionelle Handwerk.“, so der für die historischen Gebäude der Republik zuständige Wirtschaftsminister Martin Kocher.

Die durch Investitionen in diese kulturell wertvollen Gebäude ausgelösten volkswirtschaftlichen Effekte, wurden nach Produktions-, Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekten aufgeschlüsselt und nach Wirtschaftssektoren und Branchen dargestellt. Die Coronavirus-Pandemie hatte in den letzten Jahren Auswirkungen auf die Reisetätigkeit und damit auf die Anzahl der Besucherinnen und Besucher, was sich auch in der vorliegenden Studie niederschlägt. Als Bezugsjahr wurde daher 2019 gewählt.

Die volkswirtschaftlichen Gesamteffekte der untersuchten historischen Objekte sind einerseits unmittelbar auf den laufenden Betrieb und die getätigten Investitionen und Erhaltungsmaßnahmen sowie anderseits mittelbar auf eine Erhöhung der Attraktivität für den Tourismus zurückzuführen. So ergaben beispielsweise die Aktivitäten der Burghauptmannschaft Österreich im Jahr 2019 eine gesamtwirtschaftliche Produktion von 221,09 Millionen Euro sowie eine volkswirtschaftliche Wertschöpfung von 116,91 Millionen Euro und bewirkten Rückflüsse in Form von Steuern und Abgaben von 46,71 Millionen Euro. Damit einhergehend wurden 1.858 Beschäftigungsverhältnisse abgesichert.

Die Gesamteffekte auf die österreichische Volkswirtschaft sind im Vergleich zum Referenzjahr 2013 deutlich gestiegen. Während 2013 die Produktionseffekte rund 2,27 Milliarden Euro betrugen, stiegen diese im Jahr 2019 auf rund 5,74 Milliarden Euro an. Auch die generierte volkswirtschaftliche Wertschöpfung nahm um 1,31 Milliarden gegenüber dem Referenzjahr zu und es konnten insgesamt 53.732 Beschäftigungsverhältnisse, und damit um 17.389 mehr als 2013, gesichert werden.

Die Burghauptmannschaft Österreich verwaltet und betreut 440 historische Objekte und wickelt dafür rund 400 Bauvorhaben pro Jahr ab. Mit diesen baulichen Maßnahmen wird nicht nur die historische Bausubstanz saniert und die Verkehrssicherheit der Gebäude gewährleistet, sondern es werden auch Investitionen in eine zeitgemäße und energieeffiziente Nutzung der Gebäude getätigt.

„Unsere Gebäude sind zum Teil einige Jahrhunderte alt und somit müssen wir die CO2-Bilanz völlig anders berechnen, als es bei einem Neubau geschieht. Die Erhaltung der historischen Bausubstanz wirkt sich positiv auf den Lebenszyklus der verbauten Elemente und Materialien aus. Damit geht auch eine Verbesserung der Energieeffizienz einher.“, sagt Burghauptmann Reinhold Sahl.

Die Umsetzung baulicher Maßnahmen erfordert individuelle Ansätze, die nicht nur die Bausubstanz, sondern auch die aktuelle Nutzung und zukünftige Anforderungen berücksichtigen. Praxisorientierte und zielgerichtete Konzepte, die im Einklang mit dem Denkmalschutz und den unterschiedlichsten Baunormen stehen, sind daher besonders gefragt.
Wesentlich für die fachkundige Umsetzung der notwendigen Sanierungs-und Instandsetzungsmaßnahmen ist die Bewahrung des damit verbundenen handwerklichen Know-How. Das traditionelle Handwerk, zudem u.a. Vergolderinnen und Vergolder, Stuckateurinnen und Stuckateure zählen, ist sehr stark an die historische Bausubstanz gebunden und zumeist von der Vergabe durch öffentliche Auftraggeber in diesem Bereich abhängig. Zur Bewahrung, Vertiefung und Weitergabe des Fachwissens engagiert sich die Burghauptmannschaft Österreich in mehreren von der EU geförderten Projekten und betreibt gemeinsam mit dem Bundesdenkmalamt die European Heritage Academy in der Kartause Mauerbach.

Heuer investiert die Burghauptmannschaft Österreich rund 46 Millionen Euro in Erhaltung, Brandschutz, Barrierefreiheit, Energieeffizienz sowie Sicherheit der historischen Gebäude. Der überwiegende Teil mit rund 85 Prozent wird für Erhaltungsmaßnahmen aufgewendet. Zu diesen Investitionen kommen weitere 15 Millionen Euro hinzu, die für Kleinstinvestitionen sowie für Reparaturen und Wartungen benötigt werden. Insgesamt beträgt das Baubudget der Burghauptmannschaft für 2022 rund 61 Millionen Euro.

„Die Bewahrung der historischen Bausubstanz und die Sicherstellung einer zeitgemäßen Nutzung sind die zentralsten Aufgaben der Burghauptmannschaft Österreich. Dafür bekam die Dienststelle heuer rund 61 Millionen Euro. Auch in den kommenden Jahren ist von einem ähnlich hohen Budgetbedarf auszugehen“, so der stellvertretende Burghauptmann Markus Wimmer.

Das größte Bauprojekt, das heuer gestartet wurde und bis 2026 abgeschlossen sein soll, ist die Generalsanierung des Palais Rottal mit Gesamtkosten in Höhe von 28 Millionen Euro. Zu den umfangreichsten baulichen Maßnahmen sind u.a. die Sanierung des zweiten Innenhofes des Kunsthistorischen Museums, wobei gleichzeitig eine Restaurierung der wertvollen Sgraffitis erfolgt, sowie die Instandsetzung der Putzfassade im Innenhof der Amalienburg und des Plattenbelags vor der Neuen Burg im Burggarten zu zählen. Mit dem Neubau des Hofgarten Cafés in Innsbruck und die Erweiterung des im Unterschloss von Schloss Ambras untergebrachten Restaurants werden durch die Burghauptmannschaft Österreich auch zwei Gastronomiebetriebe in Tirol zeitgemäß adaptiert. Neben den laufenden Instandhaltungsmaßnahmen finden weitere Baumaßnahmen u.a. auch in der Hofburg Wien, dem Regierungsgebäude am Stubenring, dem Verwaltungsgerichtshof, dem Schloss Belvedere, dem Palais Augarten sowie im Tiergarten Schönbrunn statt. Für 2023 befindet sich die Fassadensanierung des Äußeres Burgtores in Vorbereitung.

Pressefotos stehen zum Download unter
https://www.burghauptmannschaft.at/Service/Presse.html zur Verfügung.

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