Wien (OTS) – Die Lage ist ernst: Aktuell kann die Vollversorgung mit Blutprodukten über den Sommer hinweg in ganz Österreich nicht gewährleistet werden. Der Verbrauch in den Spitälern ist hoch, und die Blutspendedienste schaffen es nicht mehr, alle Bestellungen zur Gänze und zeitnah zu erfüllen. Es werden daher dringend Blutspender:innen aller Blutgruppen benötigt.
„Sinken die Lagerstände an Blutkonserven weiter, ist eine Triage in den Krankenhäusern unumgänglich. Das bedeutet, dass nur lebensnotwendige Eingriffe beziehungsweise Behandlungen durchgeführt werden können und geplante, nicht lebensnotwendige Operationen verschoben werden. Eine Einschränkung der Versorgung von kranken und verletzten Menschen in den Spitälern ist die harte Konsequenz“, erklärt Schöpfer.
Wofür werden Blutkonserven benötigt?
Blut ist ein wichtiges Notfallmedikament, das in Österreich alle 90 Sekunden benötigt und vielfältig eingesetzt wird. Blutkonserven können rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr, von Spitälern angefordert werden. Was viele nicht wissen: Ein Großteil der Blutprodukte wird für die Behandlung schwerer Krankheiten, wie zum Beispiel bei Krebstherapien, Anämie aber auch unter anderem bei Herz-, Leber- oder Nierenerkrankungen verwendet. Da Blutkonserven aber maximal 42 Tage haltbar sind, ist eine kontinuierliche Aufbringung des Notfallmedikaments erforderlich. Doch genau das ist aktuell äußerst schwierig.
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Holter, Ärztlicher Direktor des St. Anna Kinderspitals, appelliert: „Auch wir sind aktuell stark von den extrem niedrigen Blutlagerständen betroffen. Wir versorgen hier jeden Tag junge Patient:innen, die sehr dringend auf Blutprodukte angewiesen sind, weil die eigene Blutbildung auf Grund einer onkologischen Erkrankung oder der dafür notwendigen lebenswichtigen Therapien oft stark eingeschränkt ist. Nur mit Ihrer lebensrettenden Blutspende können wir die Behandlung der Kinder sicherstellen.“
Etwa ein Drittel der Blutkonserven wird akut benötigt, beispielsweise nach Unfällen oder bei Komplikationen im Rahmen von Geburten. „Wir alle können ganz plötzlich in eine Situation kommen, in der wir Blutkonserven brauchen, zum Beispiel aufgrund eines Autounfalls. Wir sind daher von der freiwilligen Spendenbereitschaft jeder und jedes Einzelnen abhängig“, ruft Dr. Ursula Kreil, Leiterin der Abnahme in der Blutspendezentrale für Wien, Niederösterreich, Burgenland, in Erinnerung.
Warum sind die Lagerstände so niedrig?
Es gibt eine Vielzahl an Gründen für den akuten Mangel an Blutkonserven, doch für Rotkreuz-Generalsekretär Michael Opriesnig sticht vor allem einer besonders hervor: „In den vergangenen Monaten wurde uns allen viel abverlangt. Tagtäglich sind wir mit Botschaften aus dem Gesundheitswesen und den Auswirkungen weltweiter Krisen konfrontiert, die Solidarität und Unterstützung fordern. Wir bemerken nun immer mehr, dass bei der Bevölkerung eine gewisse „Müdigkeit“ eingetreten ist und viele Botschaften nicht mehr durchdringen. Auch die Bereitschaft zur Blutspende ist davon massiv betroffen.“
Dabei steht der Solidaritätsgedanke bei der Blutspende im Vordergrund: Menschen geben ihr Blut, ohne zu wissen für wen und drücken damit ihre Solidarität mit jenen Menschen aus, die aufgrund Erkrankungen oder Verletzungen auf das fremde Blut angewiesen sind. Auch die Covid-19 Pandemie ist ein Grund für die gesunkenen Blutspenden. Vor allem in der vergangenen Corona-Omikron-Welle durften viele krankheitsbedingt ihr Blut nicht spenden, was bei einer allgemein sehr niedrigen Spendenbereitschaft von 3,56% der Bevölkerung im spendefähigen Alter ein nicht zu unterschätzender Faktor ist. Zusätzlich mussten aufgrund von geltenden Coronamaßnahmen einige Blutspendeaktionen abgesagt werden. Auf Seiten der Spitäler ist aber parallel dazu ein erhöhter Verbrauch festzustellen.
„Im Sommer beobachten wir generell einen Rückgang der Spendewilligkeit, da viele Menschen auf Urlaub fahren und Freizeitaktivitäten nachgehen. Dementsprechend kommt der Gedanke an die Blutspende zu kurz. In den vergangenen Jahren konnten wir diesen Rückgang mit den im Frühjahr aufgebauten Reserven ausgleichen – heuer zeigen die verstärkten Maßnahmen vor dem Sommer aber leider kaum Wirkung“, erklärt Dr. Ursula Kreil.
Nicht nur in Österreich ist die Lage besorgniserregend. In vielen Ländern Europas aber auch in den USA, Australien oder Kanada haben die Blutspendedienste mediale Aufrufe gestartet, da sie ebenso mit einer niedrigen Spendenbereitschaft konfrontiert sind.
Jetzt Blutspenden!
Das Rote Kreuz appelliert daher dringend an die österreichische Bevölkerung, in den nächsten Wochen Blut zu spenden! Nur so kann ein Blutnotstand verhindert und kranken und verletzten Menschen weiterhin geholfen werden.
„Spenden Sie jetzt Blut und retten Sie Leben! Motivieren Sie auch Ihre Freund:innen, Bekannte und Familienmitglieder zur Blutspende. Es kommt auf jede und jeden Einzelnen an, denn jeder Tropfen zählt“, so Gerald Schöpfer, Präsident des Österreichischen Roten Kreuzes. Blutspenden können alle Personen vom 18. bis zum 70. Geburtstag, die gewisse gesundheitliche und gesetzliche Kriterien erfüllen. Zur Blutspende ist ein amtlicher Lichtbildausweis notwendig.
Alle Informationen und die nächsten Termine in Ihrer Nähe finden Sie unter: [www.gibdeinbestes.at] (http://www.gibdeinbestes.at/) sowie unter der kostenlosen Servicenummer 0800 190 190.
Bildmaterial: [Link]
(https://medien.roteskreuz.at/?c=10735&k=490c3efc6a)
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender. Österreichisches Rotes Kreuz