Lehrlingsparlament diskutiert über Vorschläge zur Lehrlingsausbildung

Wien (PK) – Der Anspruch auf Bildungsurlaub im Ausmaß von einer Arbeitswoche im Monat vor der Lehrabschlussprüfung, war einer der Vorschläge zur Änderung des Berufsausbildungsgesetzes, die die Teilnehmenden des heurigen Lehrlingsparlaments ausarbeiteten. Konkret ging es in der zweitägigen Veranstaltung, bei der 75 Lehrlinge aus ganz Österreich teilnahmen, um die Diskussion und Ausarbeitung einer fiktiven Gesetzesvorlage, die neue Maßnahmen zur Vorbereitung auf die Lehrabschlussprüfung vorsieht.

Sobotka: Wir werden Ihre Ideen und Vorschläge ernst nehmen

„Ich schätze Ihr Engagement ganz außerordentlich und versichere Ihnen, dass wir Ihre Ideen und Vorschläge wahrnehmen und würdigen werden. Ergreifen Sie im Rahmen des Lehrlingsparlaments die Chance, ein gemeinsames Statement zu beschließen, dass wir dann österreichweit diskutieren können“, erklärte Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka in einer Videobotschaft an die Teilnehmer:innen.

„Das Lehrlingsparlament ist eine wichtige Einrichtung, um Jugendlichen den Stellenwert von Demokratie und Parlamentarismus aus nächster Nähe verständlich zu machen. Sie werden den Weg eines neuen Gesetzes von Anfang bis zum Beschluss im Plenarsaal mitgestalten“, so Bundesratspräsidentin Christine Schwarz-Fuchs.

Lehrlinge fordern Kursprogramm zur Vorbereitung auf die Lehrabschlussprüfung sowie einen Rechtsanspruch auf Bildungsurlaub

Geht es nach den Teilnehmer:innen sollen künftig zur Vorbereitung auf die Lehrabschlussprüfung die Berufsschulen in Zusammenarbeit mit den Lehrstellen ein Kursprogramm im Ausmaß von einer Arbeitswoche anbieten. Die Absolvierung des Programms soll verpflichtend sein und in den letzten vier Monaten vor der Lehrabschlussprüfung stattfinden. Darauf hat sich heute das Lehrlingsparlament bei der abschließenden Abstimmung im Rahmen der Plenarsitzung mehrheitlich geeinigt, bei der Parlamentsdirektor Harald Dossi den Vorsitz führte. Die entsprechenden Gesetzesänderungen im Berufsausbildungsgesetz wurden analog zum parlamentarischen Gesetzgebungsprozess in Klub- und Ausschusssitzungen vorberaten und inhaltlich abgestimmt.

Weiters sprachen sich die Lehrlinge dafür aus, dass das Kursprogramm mindestens eine Prüfungssimulation enthalten soll, die jedoch nicht bei der Lehrabschlussprüfung berücksichtigt werden kann. Im Monat vor der Abschlussprüfung haben die Kandidatinnen und Kandidaten zudem einen Rechtsanspruch auf Bildungsurlaub im Ausmaß von einer Arbeitswoche, der auch stundenweise genommen werden kann.

Weitere Vorschläge im Zusammenhang mit der Lehrlingsausbildung wurden von den jungen Abgeordneten durch Entschließungsanträge im Plenum eingebracht. Einstimmigkeit herrschte dabei für die Forderungen nach einer Übernahme der Kosten für die Lehrabschlussprüfung durch die Betriebe sowie zu branchenintern vereinheitlichten Regelungen und Terminen der Lehrabschlussprüfung. Mehrheitlich angenommen wurden die Anträge zur Verwendung einer einheitlichen Software für alle Lehrpersonen einer Berufsschule, zu freiwilligen Weiterbildungsangeboten für ausgelernte Facharbeiter:innen, zur Gleichbehandlung von Lehrlingen und Arbeiter:innen sowie Maßnahmen zur Wahrnehmung deren Bedürfnissen und der pandemiebedingten Einführung von Erleichterungen bei der Lehrabschlussprüfung. In der Minderheit blieben hingegen die Initiativen zur Abkehr von einer großen Abschlussprüfung hin zu mehreren Teilprüfungen am Ende jedes Lehrjahres sowie die Herstellung von Geschlechterparität in den dafür notwendigen Prüfungskommissionen.

Abgeordnete aller Fraktionen standen beratend zur Seite

Für ihre Arbeit standen den Lehrlingen die Abgeordneten Andreas Minnich (ÖVP), Eva-Maria Holzleitner (SPÖ), Peter Schmiedlechner (FPÖ), Süleyman Zorba (Grüne) sowie Katharina Werner (NEOS) in beratender Rolle zur Seite. Für inhaltliche Fragen wurden die Teilnehmenden zudem von Barbara Wilfinger von der der Wirtschaftskammer Österreich sowie von Berufsschullehrer Leopold Wagner unterstützt. Am Ende der Veranstaltung überreichten die Teilnehmer:innen, die von ihnen entwickelten Positionspapiere den anwesenden Politiker:innen. Die Abgeordneten zeigten sich vom Engagement sowie den Ideen und Anliegen der Lehrlinge beeindruckt. Die Abgeordneten versicherten, die Anliegen der Lehrlinge in ihre weitere Arbeit einfließen zu lassen.

Insgesamt entsandten zehn Betriebe und Institutionen 75 Mitarbeiter:innen zum diesjährigen Lehrlingsparlament (Wiener Linien, Tiroler Fachberufsschule Lienz, bfi Kärnten, Österreichische Gesundheitskasse, Parlamentsdirektion, Buchdruckerei Lustenau, Offsetdruckerei Schwarzach, Thurnher Druckerei, Modehaus Sagmeister, Stadt Dornbirn).

Weitere Informationen zum Lehrlingsparlament stehen unter www.reininsparlament.at zur Verfügung. Darüber hinaus umfasst das parlamentarische Bildungsangebot für diese Zielgruppe ein eigenes Lehrlingsforum mit vierstündigen Workshops rund um Politik und Gesetzgebung, eigene Lehrlingsführungen sowie eine eigene Lehrlingswebsite. Lehrlingsgruppen haben seit einem Jahr zudem die Möglichkeit, an einem Online-Workshop des Lehrlingsforums teilzunehmen. (Schluss) med

HINWEIS: Fotos vom Lehrlingsparlament finden Sie auf der Website des Parlaments. Zudem ist die Plenardebatte in der Mediathek des Parlaments abrufbar.

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