Regierung soll sich Gentiloni-Vorschlag für Absetzung von Eigenkapital-Zinsen „auf ihre Fahnen heften“

Wien (OTS) – Spekulationen über drohende Zinserhöhungen bereiten vielen Unternehmen Kopfzerbrechen. Nun hat die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, ein Ende der Anleihenkäufe der Zentralbank und eine Erhöhung der Leitzinsen „einige Zeit danach“ angekündigt. Konkret soll es sich „um einen Zeitraum von nur wenigen Wochen handeln“, sie könnte noch im Juli in Kraft treten. „Wir haben praktisch null Vorbereitungszeit. Dann stehen Unternehmen mit laufenden Krediten, Corona-Umsatzrückgängen, ausstehenden Hilfen und der aktuell schleppenden Erholung mit dem Rücken zur Wand. Müssen dann noch Überbrückungskredite zurückgezahlt werden, wird es ganz schwierig“, erklärt Walter Veit, als Präsident der Österreichischen Hoteliervereinigung Sprecher einer der kapitalintensivsten Branchen überhaupt.

Fremd- und Eigenkapital steuerlich gleichstellen

Die rascheste Abhilfe brächte die Stundung der Rückzahlung von Überbrückungskrediten: „Die Zahlungsziele waren schon ambitioniert, als sie vom Bund fixiert wurden. Angesichts der zögerlichen Erholung und der steigenden Kosten durch den Ukraine-Krieg wird es zur echten Herausforderung“, so Veit. Mittelfristig bräuchte es eine höhere Eigenkapitalquote: „Das wissen alle, doch passiert ist jahrelang nichts“, erweist der Branchensprecher auf die fremdkapitalfixierte Steuergesetzgebung: „Wenn die Aufnahme von Fremdkapital steuerlich attraktiver ist als der Einsatz von Eigenkapital, stimmt etwas nicht. Das muss repariert werden“, wünscht sich Veit von der Regierung, dass sie den Vorschlag von EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni „mit aller Kraft unterstützt“. Gentiloni hatte die Einführung eines Freibetrags auf fiktive Eigenkapitalzinsen vorgeschlagen, der die Steuerbemessungsgrundlage reduziert und Eigenkapital mit Fremdkapital steuerlich gleichstellt. Die Aufnahme zusätzlichen Fremdkapitals – also Verschuldung – wäre weniger attraktiv: „Für Politiker, die KMU für die nächste Krise wappnen wollen, führt an der Unterstützung von Gentilonis Vorschlag kein Weg vorbei“, so Veit. Wäre der Vorschlag bereits umgesetzt, sähe die Eigenkapitalquote und damit auch die Widerstandsfähigkeit der Branche heute anders aus, appelliert der ÖHV-Präsident an die Regierung, sich das auf ihre Fahnen zu heften und bei der Umsetzung ganz vorne mit dabei zu sein: „Wir haben eine ganze Reihe von Menschen in der Regierung, die das verstehen“, ist Veit zuversichtlich.

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