Wien (OTS) – Die Volkshilfe wurde am 21. März 1947 zuerst als Dachverband gegründet, danach folgten in rascher Folge die Volkshilfe Landesorganisationen. Ihren Sitz hat die Sozialorganisation seit Beginn in der Auerspergstraße in Wien. „Wir haben das Jubiläum zum Anlass genommen und unsere eigene Geschichte erforscht. Denn es gibt mit der Societas eine Vorläuferorganisation in der Zwischenkriegszeit, die auch als Dachverband agierte und zahlreiche Mitgliedsorganisationen hatte. Der Schriftsteller und Kulturwissenschafter Alexander Emanuely hat seine Erkenntnisse aus den Archiven der Volkshilfe und zahreichen anderen Quellen in ein sehr detailreiches und spannendes Buch mit dem Titel „Aus Widerstand und Solidarität“ gegossen. Das Werk wird am 31. März 2022 auf Einladung der 2. NR-Präsidentin Doris Bures im Dachfoyer der Hofburg präsentiert“, freut sich der Präsident der Volkshilfe Österreich Ewald Sacher.
Im Schatten eines Krieges in Europa
Die Volkshilfe wurde nach einem sehr bitteren Nachkriegswinter gegründet, um die größte Not der kriegsgebeutelten Bevölkerung zu lindern. „Besonders traurig für mich ist, dass auch unser Jubiläum im Schatten eines Krieges in Europa stattfindet. Das hätte wohl kaum jemand für möglich gehalten. Doch daran erkennen wir, dass für die Werte der Demokratie und der Menschenrechte immer aufs Neue gerungen werden muss, und da weiß ich die Volkshilfe auf der richtigen Seite“, so Präsident Sacher.
„Aus Widerstand und Solidarität“
Das Buch von Emanuely zeigt die antifaschistischen Wurzeln der Volkshilfe auf. Im austrofaschistischen Ständestaat wurde den handelnden Personen der Societas ihre Tätigkeit im Verein verboten, im Nationalsozialismus wurden maßgebliche VertreterInnen der Societas, wie Adele Schwarz, Hanna Keller, Adele Stürzl, Rudolfine Menzel und viele andere, bedroht, mit Haftstrafen belegt, vertrieben, ermordet. Sie wurden aufgrund ihres antifaschistischen Kampfes verfolgt, und oft auch, weil sie Juden und Jüdinnen waren. Der Verein wurde aufgelöst, das Vermögen niemals rückerstattet.
„Im Zuge der Auseinandersetzung mit unserer Geschichte ist uns noch klarer geworden, dass unser Kampf für Menschenrechte und gegen Armut, unser strikter Antifaschismus und unser Engagement für Menschen, die Schutz suchen, in unserer Geschichte angelegt sind. Viele unserer Gründungsmütter und Gründungsväter waren selbst Opfer von Armut, Hunger, Arbeitslosigkeit, Verbot, Verfolgung und Ermordung. In unserem Handeln und unserem sozialen und zivilgesellschaftlichen Kampf, sowie in unserer konkreten Sozialen Arbeit, ist diese Erfahrung tief eingegraben und verankert“, stellt der Direktor der Volkshilfe Österreich Erich Fenninger fest. Auf diese Kontinuitäten geht Fenninger in seinem Beitrag im Buch ein und zeigt die besondere Kraft und die Chancen, die in der Sozialen Zusammen Arbeit liegen.
Die ersten 75 Jahre
In den vergangenen 75 Jahren ist die Volkshilfe zu einer der größten sozialen Hilfsorganisationen Österreichs mit großen Dienstleistungsbereichen in den Landesorganisationen geworden und ist auch im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit und Humanitären Hilfe aktiv. Auch dieses Engagement ist in der Geschichte angelegt. Ebenso wie der umfassende Kampf für ein Altern in Würde und die Organisation von menschenwürdiger Pflege und Betreuung, der Einsatz für arbeitssuchende Menschen in zahlreichen Projekten, der Kampf gegen Armut und Ausgrenzung, die umfangreichen Aktivitäten zur Abschaffung von Kinderarmut und für eine Kinderbetreuung auf der Höhe der Zeit. „Für all diese Themen und noch einige mehr bringen wir uns in die politische Debatte ein, stets mit den und für die Menschen, die uns brauchen. Stets mit klarem Blick auf die gesellschaftlichen Verhältnisse und dem Wissen,
dass es der Veränderung bedarf, um ein gelingendes Leben für alle zu erreichen.“, stellt Präsident Sacher fest.
Blick zurück
Ein runder Geburtstag ist immer Anlass, zurückzuschauen und sich zu erinnern. „In Zeiten der großen heutigen Fluchtbewegung fallen uns natürlich die Hilfe für die Ungarn-Flüchtlinge 1956 oder die Fluchtbewegung nach dem Prager Frühling 1968 ein. Bei der Organisation der Hilfe in der Ukraine erinnern wir uns an das größte Auslandsprojekt in der Geschichte der Volkshilfe, den Wiederaufbau und die Entwicklung einer Region in Südindien nach dem Tsunami von 2004. Und am Tag nach dem großen Friedenskonzert „we stand with ukraine“, dessen Erlös den Menschen in der Ukraine zugutekommt, erinnern wir uns auch an das von der Volkshilfe veranstaltete größte Solidaritätskonzert „voices for refugees“ im Jahr 2015 mit 150 000 Menschen am Wiener Heldenplatz. All das und noch vieles mehr waren Meilensteine in unserer Entwicklung. Aber noch wichtiger ist immer der Blick nach vorne“, so Präsident Sacher.
Blick nach vorne
Die Werte der Volkshilfe bilden ein starkes Fundament für die Arbeit in der Zukunft. „Die Abschaffung der Kinderarmut, ein Pflegesystem, das ausgehend von den Bedürfnissen der Menschen gestaltet und finanziert wird, eine Arbeitswelt der Zukunft ohne demütigende Erfahrungen für Ausgeschlossene, eine menschliche Asylpolitik, die keinen Unterschied unter schutzsuchenden Menschen macht, all das unter der globalen Herausforderung der enormen Spaltung zwischen Arm und reich und des Klimawandels, sind große Themen, die unsere Organisation auf dem Weg zum 100-jährigen Jubiläum begleiten werden“, so Präsident Sacher und Direktor Fenninger abschließend.
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