Wien (OTS) – Noch unterliegen Lebensmittel, die mit Methoden der Neuen Gentechnik (NGT) produziert wurden, den strengen Regeln des EU-Gentechnikrechts. Die Europäische Kommission plant jedoch, das bestehende EU-Gentechnikrecht für die Landwirtschaft aufzuweichen und zugunsten vereinfachter Zulassung zu deregulieren. Geht es nach Chemie- und Saatgut-Konzernen, könnten Pflanzen und Lebensmittel, die mit Methoden wie CRISPR/Cas gentechnisch verändert wurden, schon bald ohne umfassende Risikoprüfung oder Kennzeichnungspflicht zugelassen werden. „GLOBAL 2000 startet mit ‚Pickerl drauf!‘ eine [Petition]
(http://www.global2000.at/pickerl-auf-gentechnik) mit der Forderung
an die österreichische Regierung, sich auf EU-Ebene für eine strikte Regulierung und verpflichtende Kennzeichnung von Neuer Gentechnik im Essen einzusetzen. Wir setzen uns auch für mehr unabhängige Forschung zu den Umweltauswirkungen von Neuer Gentechnik ein“, so Brigitte Reisenberger, Landwirtschafts- und Gentechniksprecherin von GLOBAL 2000. Im 2. Quartal 2022 wird die Europäische Kommission eine öffentliche Konsultation zu diesem wichtigen Thema abhalten.
Was ist Neue Gentechnik?
Bei Neuer Gentechnik (NGT) handelt es sich um Methoden wie CRISPR/Cas (der so genannten „Gen-Schere“), Zinkfinger-Nuklease oder TALENs, bei denen die DNA von Pflanzen im Labor gezielt verändert wird. In der seit rund 30 Jahren bestehenden Alten Gentechnik werden in die DNA einer Pflanze oder eines Tieres ein oder mehrere Gene eines anderen Organismus eingeschleust, um diesen zu verändern. Bei den Methoden der Neuen Gentechnik werden nicht mehr zwingend artfremde Gene eingeschleust.
Es steht viel auf dem Spiel
Die Europäische Kommission hat die Absicht, Neue Gentechnik nicht mehr als Gentechnik zu regulieren und begründet dies mit der Wiederholung von unbelegten Nachhaltigkeitsversprechungen der Konzerne – wie Pestizid- und Treibhausgasreduktion durch NGT-Pflanzen. „Die Vorschläge der Kommission zur Aufweichung des EU-Gentechnikrechts lesen sich wie ein Wunschzettel der Saatgut- und Chemieindustrie. Die Entscheidungsträger müssen aufhören, den Lobbyinteressen dieser Konzerne nachzugeben. Die Klimakrise in der Landwirtschaft braucht echte Lösungen. Daher haben wir keine Zeit für taktische oder hypothetische Versprechen und ungetestete NGT-Pflanzen auf unseren Feldern und Tellern. Die strenge Regulierung aller Gentechnik-Pflanzen dient dem Wohle der Natur und dem Schutz von Ökosystemen“, so Mute Schimpf, Friends of the Earth Europe und Agraringeneurin in Brüssel.
Risiken und große Forschungslücken
Neue Gentechnik in der Landwirtschaft ist in Europa im Bereich der Produktentwicklung und Grundlagenforschung ein gut finanziertes Gebiet, aber leider spielt die unabhängige Risiko- und Sicherheitsforschung eine untergeordnete Rolle. Die EU-Mitgliedstaaten geben bisher [nur 1,6 Prozent ihrer Forschungsgelder]
(https://ec.europa.eu/food/plants/genetically-modified-organisms/new-techniques-biotechnology/ec-study-new-genomic-techniques_en) im Bereich der NGT für Risikoabschätzung, Monitoring und Nachweismethoden aus. „Da die Methoden der Neuen Gentechnik sehr tief in die Pflanzen-DNA eingreifen, muss der Schutz von Mensch, Umwelt und Natur entsprechendes Gewicht haben. Entscheidend ist, die Neue Gentechnik in Hinblick auf ihre Risiken weiterhin streng zu regulieren. Es gilt, das Vorsorgeprinzip hochzuhalten, das dazu dient, vor der Einführung neuer Techniken zu schützen, die in Zukunft möglicherweise negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt haben“, so Dr.in Ricarda Steinbrecher, Molekulargenetikerin und Biologin von ENSSER (The European Network of Scientists for Social and Environmental Responsibility) in Oxford (GB). GLOBAL 2000 fordert in der Petition mehr unabhängige Forschung zu den Umweltauswirkungen, sowie die schnelle Entwicklung von Nachweisverfahren für Neue Gentechnik in Lebensmitteln.
Jetzt unterschreiben und Wahlfreiheit für Konsument:innen sichern
„Seit 25 Jahren ist Österreich Vorreiter bei der gentechnikfreien und biologischen Landwirtschaft. Damit das auch so bleibt, fordern wir in unserer [Petition]
(http://www.global2000.at/pickerl-auf-gentechnik) Gesundheitsminister
Mückstein, Landwirtschaftsministerin Köstinger und Umweltministerin Gewessler dazu auf, sich bei der Europäischen Kommission für die strikte Regulierung und verpflichtende Kennzeichnung von Neuer Gentechnik im Essen einzusetzen. Damit wir auch in Zukunft wissen, was auf unsere Teller kommt, sagen wir: Pickerl drauf! Die Zukunft liegt in einer vielfältigen Landwirtschaft und selbstbestimmten Ernährung – die Hand in Hand mit echtem Klima- und Umweltschutz geht“, so Brigitte Reisenberger, Landwirtschafts- und Gentechniksprecherin von GLOBAL 2000 abschließend.
Bildmaterial finden Sie [hier zum Download]
(https://www.flickr.com/gp/global2000/y0h2m9).
Petition „Pickerl drauf!“:
[www.global2000.at/pickerl-auf-gentechnik]
(http://www.global2000.at/pickerl-auf-gentechnik)
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