Wien (OTS) – Von einer gerechten Verteilung der Care-Arbeit ist Österreich leider noch ein ganzes Stück weit entfernt. Frauen übernehmen nach wie vor sowohl im privaten Umfeld als auch im Beruf den allergrößten Anteil der Pflegearbeit. In der Pflege arbeiten über 80 Prozent Frauen, bei mobilen Diensten wie Hauskrankenpflege sogar über 90 Prozent. Auch die private Pflege von Angehörigen wird zum größten Teil von Frauen verrichtet. Auch in der Kinderziehung und der institutionellen Kinderbetreuung tragen ebenfalls Frauen die Hauptlast. So sind etwa nur rund 2 Prozent der Kindergartenpädagog:innen männlich. Aber auch wenn bei Paaren die Kinderbetreuung auf dem Papier geteilt wird, so sind gleichmäßig aufgeteilte Karenzzeiten in Österreich nach wie vor die große Ausnahme. 90 Prozent der Alleinerziehenden sind weiblich.
Das Sozialministerium will Geschlechtergerechtigkeit stärken und dabei unterstützen, die Care-Arbeit fairer zu verteilen. Dafür wurde bereits 2008 der österreichische Boys´ Day ins Leben gerufen, der es männlichen Jugendlichen ermöglicht, Care-Berufe kennenzulernen. Dabei können die Burschen für einen Tag in Kindergärten, Pflegeheimen, Volksschulen und vielen anderen Sparten der Sozial-, Pflege- und Pädagogikberufe schnuppern und so die Berufe aus nächster Nähe kennenlernen. Dort werden sie, wenn möglich, von männlichen Mitarbeitern in den Beruf eingeführt und erleben so gleich ein Role Model bei der Arbeit. Zusätzlich werden im Rahmen des Boys´ Days auch kostenlose Workshops für Schulklassen angeboten, bei denen mit den Burschen vertiefend zu Care-Arbeit, Genderrollen und Gewaltprävention gearbeitet wird.
Die geschlechtssensible Buben- und Burschenarbeit wird vom Sozialministerium seit letztem Jahr durch Förderungen im Umfang von rund 1 Million Euro in ganz Österreich stark ausgebaut. Dabei liegt der Fokus auf dem gemeinsamen Erarbeiten von alternativen Männlichkeitsbildern, weg von hegemonialer Männlichkeit, hin zu einer fürsorgenden Männlichkeit, in der die Übernahme von Care-Tätigkeiten für Burschen und Männer ganz selbstverständlich wird.
Auch das Forschungs- und Bildungsprojekt „Caring Masculinities in Action“ der Europäischen Union, das in den nächsten Jahren neben Österreich etwa auch in Italien, Deutschland oder Bulgarien umgesetzt wird, wird durch Fördergelder des Sozialministeriums unterstützt. Hier liegt der Fokus auf der Sensibilisierung von Fachleuten in der Pädagogik und der sozialen Arbeit zum Thema und dem Entgegenwirken gewaltfördernder Männlichkeitsmodelle.
Um die Veränderung der Genderrollen bei Männern zu unterstützen, förderte das Sozialministerium die bundesweite Männerberatung mit 1 Million Euro. Zahlreiche Forschungsarbeiten zeigen, dass fürsorgliche Männlichkeit mehr Männer in bezahlter Care-Arbeit und Teilhabe am Familienleben und dem Haushalt bedeutet. Die Gleichstellung der Geschlechter und eine involvierte Vaterschaft bewirken zudem bei Männern Ablehnung von Gewalt und männlicher Dominanz. Es entsteht eine Generation von Männern, die stärkere Beziehungen zu ihren engsten Angehörigen pflegen und dadurch auch ihre eigene seelische Gesundheit besser berücksichtigen.
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