Wien (OTS) – Schienenverkehr muss in Europa grenzüberschreitend gedacht, geplant und geführt werden. Österreich kann hier mit seiner speziellen Lage im Herzen Europas und zentralen Rolle als Transitland eine Führungs- und Vorbildfunktion einnehmen. Die Einführung der DAK ist hier ein wichtiger Schritt, um die Wettbewerbsfähigkeit des Schienengüterverkehrs europaweit zu stärken. Denn ohne mehr Güterverkehr auf der Schiene sind die Klimaziele schlichtweg unerreichbar.
Die Digitale Automatischen Kupplung („DAK“) löst die derzeitige ineffiziente Schraubenkupplung ab und leitet damit die Digitalisierung im Schienengüterverkehr ein. Mit der DAK kann eine durchgehende Strom- und Datenversorgung entlang des gesamten Güterzugs integriert werden. Das ist die Voraussetzung für zukünftige Innovationen im Bereich des intelligenten Güterverkehrs und in weiterer Folge für die automatisierte Betriebsführung. Derzeit laufen intensive Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten, die bis 2025 abgeschlossen sein sollen. Ab 2026 soll die DAK schrittweise bis 2030 in ganz Europa zum Einsatz kommen.
Thomas Scheiber, Obmann des Fachverbands Schienenbahnen in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), strich bei der heutigen erstmaligen Präsentation der DAK-Prototypen am Wiener Hauptbahnhof, bei der auch ÖBB-CEO Andras Matthä und der Vorsitzende der Gewerkschaft vida, Roman Hebenstreit, anwesend waren, die Bedeutung der DAK hervor: „Wir haben immer betont, dass wir das Wachstumspotenzial im europaweiten Schienengüterverkehr nur dann heben können, wenn wir betriebliche und technische Hürden in ganz Europa abbauen. Die Einführung der DAK ist ein längst überfälliger und wichtiger Schritt auf diesem Weg, in der Start-Up- und Digitalisierungswelt würde man „Game Changer“ dazu sagen. Das europaweite Vorzeigeprojekt und der gemeinsame Schulterschluss des Sektors haben die Chance zu einer Initialzündung zu werden: für weitere Anstrengungen und Rahmenbedingungen, damit der Güterzug gegenüber dem Individualverkehr auf der Straße endlich wettbewerbsfähiger wird. Denn wir brauchen unbedingt eine weitere Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Schiene.“
Die Digitale Automatische Kupplung (DAK)
Derzeit werden in Europa die Güterwaggons manuell mit der Schraubenkupplung verbunden. Bei jedem Kupplungsvorgang muss dabei mühevoll eine über 20 kg schwere Schraube angehoben und die Luftleitung miteinander verbunden werden. Bei jedem Wetter muss diese unfallgefährdete Tätigkeit rund 300mal pro Schicht ausgeführt werden. „Die Einführung der DAK macht den Schienengüterverkehr damit nicht nur effizienter, sondern auch deutlich sicherer für die Unternehmen und vor allem ihre Mitarbeiter“, betont Andreas Mandl, Vorsitzender des Ausschusses Schienengüterverkehr im Fachverband Schienenbahnen.
Aktuell laufen umfangreiche Forschungs- und Entwicklungsarbeiten auf europäischer wie auf nationaler Ebene, um die Serienreife der DAK zu erlangen. Sie soll von 2026 bis 2030 die herkömmliche Schraubenkupplung in Europa schrittweise ablösen. Betroffen sind dabei rund 450.000 Güterwaggons und 17.000 Triebfahrzeuge. Die Finanzierung zur Umrüstung können die Unternehmen nicht alleine stemmen, da müsse es Unterstützung geben, betont der Fachverbands-Obmann: „Hier sind sowohl Europäische Fördermittel als auch finanzielle Unterstützung durch die Mitgliedsstaaten unverzichtbar, damit der Eisenbahnsektor die Migration bis längstens 2030 umsetzen kann. Und als dritten Teil braucht es natürlich auch einen Beitrag durch den Sektor selbst“, so Scheiber.
Schienengüterverkehr in Österreich
Insgesamt sind in Österreich rund 60 Eisenbahn-Verkehrsunternehmen (EVU) im Güterverkehr tätig. Die Rail Cargo Group der ÖBB ist mit über zwei Drittel Marktanteil das größte Unternehmen. Der Marktanteil des privaten Güterverkehrs im Verkehrsaufkommen (Tonnen) lag im Jahr 2020 bei 36,7 Prozent, sein Anteil der Verkehrsleistung (Nettotonnenkilometer) bei 33,1 Prozent. Im Jahr 2020 konnten österreichische Schienengüterverkehrsunternehmen in Österreich 1 Mrd. Euro umsetzen. Das ist ein pandemiebedingter Rückgang um fast 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr 2019. (PWK101/DFS)
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