Greenpeace-AktivistInnen protestieren auf Zufahrtsstraße zu ungarischem Mega-Projekt am Neusiedler See

Wien/Budapest (OTS) – 15 Greenpeace-AktivistInnen aus Österreich und Ungarn protestieren seit heute, Mittwoch, frühmorgens an der Hauptzufahrtsstraße zum ungarischen Mega-Bauprojekt in Fertőrákos am Neusiedler See in unmittelbarer Nähe der österreichischen Grenze. Zwischen zwei Gerüstbauten wurde ein Banner mit der ungarischen Aufschrift “Ungarische Regierung: Stoppt die Zerstörung unserer Nationalparks!” gespannt. Dazwischen haben sich vier AktivistInnen am Boden aneinander gekettet. Greenpeace fordert einen umgehenden Baustopp für das von der ungarischen Regierung unter Premier Viktor Orbán geplante Mega-Projekt. Das Projekt muss redimensioniert und eine grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt werden, um die Auswirkungen auf das gemeinsame Naturschutzgebiet in Österreich und Ungarn zu berücksichtigen. Die schrittweise Verbauung der Ufergebiete muss am gesamten Neusiedler See beendet werden.

“Die Umsetzung dieses Mega-Projekts wäre eine Katastrophe für den Nationalpark und das UNESCO-Welterbe. Mit der heutigen Aktion fordern wir den sofortigen Stopp der Baumaßnahmen”, sagt Greenpeace-Sprecher Herwig Schuster. “Schon jetzt wurden zahlreiche Tierarten aus dem Gebiet vertrieben. Streng geschützte Vogelarten in Ungarn, aber auch im nahen österreichischen Teil des Naturschutzgebiets sind stark gefährdet. Die ungarische Regierung muss den Bau jetzt umgehend beenden und auf ein für die Umwelt erträgliches Maß anpassen”, fordert Schuster.

Magdalena Bischof ist eine von zwei Aktivistinnen aus Österreich, die an dem Protest teilnehmen: “Die Naturzerstörung durch dieses Bauprojekt hat schon enorme Ausmaße angenommen. Ich bin hier, weil Umweltzerstörung keine Grenzen kennt”, so die Aktivistin. “Der Bau muss gestoppt und der Einfluss auf dieses einzigartige Naturschutzgebiet ernsthaft geprüft werden, bevor dieser Lebensraum endgültig zerstört wird”, so Bischof.

Die Umweltschutzorganisation protestiert gegen Bauarbeiten im mehrfach geschützten Nationalparkgebiet. Für einen Mega-Freizeitkomplex mit über 100 Zimmern, einem Parkhaus mit 880 Stellplätzen und einem Yachthafen mit 850 Bootsliegeplätzen wird ein wertvoller Lebensraum dauerhaft zerstört und der UNESCO-Welterbestatus der Region gefährdet. Aktuell werden die Arbeiten der ersten Bauphase abgeschlossen: 53 Hektar Naturschutzgebiet werden abgetragen oder schwer beschädigt. Die Auswirkungen dieser Bauphase wären noch teilweise umkehrbar. In der zweiten Phase wird der Boden des Gebiets durch die Bauarbeiten unwiederbringlich zerstört und der mehrfach geschützte Lebensraum vernichtet. Laut einem von Greenpeace beauftragten Gutachten vom Sommer 2021 ist eine EU-Naturverträglichkeitsprüfung erforderlich, weil mit dem Bau mehrere bereits gefährdete und EU-rechtlich besonders geschützte Vogelarten bedroht werden. Das Projekt verstößt damit gegen mehrere Naturschutzbestimmungen, darunter die Fauna-Flora-Habitat – Richtlinie und die Vogelschutzrichtlinie der EU. Auch die EU-Kommission untersucht bereits mögliche Verstöße gegen EU-Naturschutzrecht. Da auch die Bestände seltener Arten wie Stelzenläufer, Seeregenpfeifer und Säbelschnäbler auf österreichischer Seite indirekt mitbetroffen sind, ist eine grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung notwendig.

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