Linz (OTS) – Heute, Samstag, trafen sich die Regierungsspitzen von OÖVP und FPÖ zu einer gemeinsamen Regierungsklausur in Linz. Im Zentrum der Klausur standen Maßnahmen zur Abfederung steigender Energiekosten, die Gewinnung von Fachkräften, die Transformation der Wirtschaft sowie die Umsetzung der nächsten Schritte des Regierungsprogramms und des Oberösterreich-Plans.
Steigende Energiekosten erfordern Maßnahmen zur Sicherung von Betrieben und Arbeitsplätzen
In Hinblick auf die steigenden Energiekosten wurden mit der Erhöhung des oberösterreichischen Heizkostenzuschusses und dem Energiekostenausgleich des Bundes bereits erste wirksame Maßnahmen zur Unterstützung von Privathaushalten beschlossen. „Die hohen Mehrkosten für Energie sind auch für viele Unternehmen existenzbedrohend. Damit Betriebe und Arbeitsplätze gesichert werden, ist der Bund gefordert, treffsichere Maßnahmen zur Abfederung der Mehrkosten vorzulegen“, schlagen Landeshauptmann Thomas Stelzer und Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner vor.
Prognosen: Bis 2030 Arbeitskräftebedarf in allen Wirtschaftszweigen
In den vergangenen 10 Jahren hat sich die Zahl der offenen Stellen Jahr für Jahr erhöht und in Summe mehr als verdreifacht (von 7.942 (2011) auf 24.977 (2021), AMS). Prognosen des Landes gehen davon aus, dass sich dieser Trend verschärfen wird und bis 2030 ein Bedarf an 129.000 Arbeitskräften in Oberösterreich bestehen könnte. So wird erwartet, dass die Nachfrage nach Arbeitskräften um 11,5% auf 755.000 steigt, während das Angebotspotenzial auf 626.000 zurückgeht. Der Engpass wird 2030 voraussichtlich alle Wirtschaftszweige betreffen. Besonders hoch soll der Bedarf im Dienstleistungssektor (44.000) sein, gefolgt von Industrie, Gewerbe und Handwerk (41.000) und Handel (22.000).
Schwerpunkte des Landes zur Gewinnung von Fachkräften
„Der akute Fachkräftebedarf betrifft immer mehr Bereiche und wird sich auf Sicht zu einem generellen Arbeitskräftebedarf entwickeln. Bei unserer heutigen Klausur haben wir den Bedarf in den unterschiedlichen Ressorts aufeinander abgestimmt und eine gesamtheitliche Stoßrichtung zur Gewinnung von Fachkräften fixiert. Ziel ist, die prognostizierte Arbeitskräftelücke zu verkleinern, um auch in Zukunft ein starker Wirtschaftsstandort zu bleiben“, führen Haimbuchner und Stelzer aus. Vor dem Hintergrund des technologischen Wandels geht es für die Regierungsspitzen um nicht weniger als um die Entscheidung, ob Oberösterreich auch künftig ein technologisch führender Standort bleibt. Die Schwerpunkte im Detail:
* Erhöhung Frauen-Erwerbsquote: Besonders erfolgsversprechend ist
für die Regierungspartner die Erhöhung der Erwerbsquote unter den
Frauen. Auch wenn Oberösterreich bundesweit nach Salzburg und
Vorarlberg am dritten Platz liegt, ist Erwerbsquote unter Frauen mit
71,6 Prozent um fast neun Prozentpunkte niedriger als bei Männern mit
80,2 Prozent (Statistik Austria). Gleichzeitig soll die Teilzeitquote
gesenkt werden beziehungsweise teilzeitarbeitenden Frauen erleichtert
werden, Stunden aufzustocken. Gelingen soll all dies über Beratung,
Qualifizierung, einer Fortsetzung des kraftvollen Ausbaus von
Kinderbetreuungseinrichtungen sowie flexiblere Arbeitszeitmodelle.
* Intensivierung Arbeitsvermittlung über Bundesländergrenzen:
Während in den Grenzregionen der benachbarten Bundesländer zu
Oberösterreich vergangenes Jahr im Schnitt 20.896 Personen arbeitslos
gewesen sind, sind aktuell in Oberösterreichs Grenzbezirken in Summe
16.342 offene Stellen ausgeschrieben. Eine Verstärkung der
Vermittlung über Bezirks- und Bundesländergrenzen durch das AMS ist
ein weiterer Baustein zur Deckung des Arbeitskräftebedarfs.
* Qualifizierte Zuwanderung statt illegaler Migration: Illegale
Migration und qualifizierte Zuwanderung werden klar unterschieden. So
soll illegale Migration unterbunden werden und stattdessen die
qualifizierte Zuwanderung benötigter Fachkräfte für Mangelberufe
ausgebaut werden. Wichtigster Eckpunkt ist dazu eine Reform der
Rot-Weiß-Rot-Card. Oberösterreich schlägt vor, dass neben der
Ausbildung künftig auch einschlägige Berufserfahrung im Punktesystem
angerechnet wird. Abseits davon wird Oberösterreich noch dieses Jahr
eigenständig ein Scouting-Programm starten, um die besten Köpfe nach
Oberösterreich zu holen.
* Qualifizierung und Weiterbildung: Die Zahl der Arbeitslosen ist
mit Ende Jänner um 15.288 im Vergleich zum Vorjahresmonat
zurückgegangen und liegt sogar um 6.048 Personen unter der Situation
vor Corona im Jänner 2019. Dennoch wird daran gearbeitet das
Rekordvolumen des Paktes für Arbeit und Qualifizierung annähernd
beizubehalten. Damit werden pro Arbeitslosen im Schnitt nochmals mehr
Mittel für Qualifizierung zur Verfügung stehen.
* Sonderschwerpunkt auf Jugendliche und Langzeitarbeitslose: Ein
besonderer Förderschwerpunkt soll auf die Vermittlung und
Qualifizierung von Jugendlichen einerseits und Langzeitarbeitslosen
andererseits gelegt werden. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen konnte
bis Ende Jänner im Vergleich zum Vorjahr um -28% von 13.083 auf 9.433
gesenkt werden. Das zeigt, dass Oberösterreichs Job-RESTART-Programm
für Langzeitarbeitslose Wirkung zeigt. Mit dem Programm war
Oberösterreich bundesweit Vorreiter, insbesondere für das
Sprungbrett-Programm des Bundes.
* Fokus auf Digitalisierung: Vor dem Hintergrund des
technologischen Wandels und der Digitalisierung soll in den nächsten
Jahren bei Qualifizierungsmaßnahmen ein deutlicher Fokus auf diese
Zukunftsbereiche gelegt werden. Dabei wird die Technische Universität
für digitale Transformation ebenso einen wesentlichen Beitrag
leisten, wie ein breites Aus- und Weiterbildungsangebot.
Pflege-Fachkräfte: Oberösterreich drängt auf Start der Bundespflegereform und auf höhere Finanzierungsbeteiligung des Bundes
Eine Sonderrolle hat für Haimbuchner und Stelzer der akute Personalbedarf im Pflegebereich. Mit 40.000 zusätzlichen Pflegebedürftigen in Oberösterreich bis 2040 steigt die Notwendigkeit für zusätzliches Pflegepersonal deutlich an. „Die Absicherung der Pflegeversorgung ist daher eine zentrale Herausforderung der kommenden Jahre. Umso wichtiger ist, dass die Pflegereform des Bundes endlich Fahrt aufnimmt. Die Reform duldet keinen Aufschub mehr. Statt auf den Bund zu warten, ergreifen wir in Oberösterreich nun auch selbst Maßnahmen“, führen Stelzer und Haimbuchner aus. Um den künftigen Bedarf an Pflegekräften genauer einschätzen zu können wird daher eine Erhebung der Bedarfszahlen für die kommenden Jahre durchgeführt. Zudem wird Soziallandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer schon kommende Woche weitere Schritte präsentieren.
An die Bundespflegereform haben die beiden Regierungsspitzen klare Erwartungen: „Angesichts der steigenden Herausforderungen ist eine deutlich höhere Finanzierungsbeteiligung des Bundes unumgänglich“, verweisen Haimbuchner und Stelzer erstens auf die steigenden Kosten für Länder und Gemeinden. So sind die Nettoausgaben für Pflegesachleistungen der Länder und Gemeinde allein zwischen 2013 und 2018 um über 35 Prozent angestiegen. „Zudem braucht es eine Entlastung von Mitarbeitern und pflegenden Angehörigen, einen Ausbau flexibler Angebote wie der Kurzzeitpflege und eine Aufwertung des Images von Pflegeberufen“, streichen Stelzer und Haimbuchner hervor. Ein wesentliches Potenzial wird auch bei Berufsumsteigerinnen und –umsteigern gesehen. Um Personen während des Umstieges finanziell zu unterstützen, soll es ein Ausbildungsstipendium für Pflege geben. Auf Bundesebene wurde bereits ein Ausbildungsfonds in Höhe von 50 Millionen Euro jährlich angekündigt, deren genaue Verwendung aktuell noch offen ist.
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender. ÖVP Oberösterreich