Wien (OTS) – Die IndustrieGruppe Pflanzenschutz (IGP) kritisiert den sogenannten „Pestizidatlas“ von Global 2000 und weiteren Organisationen: „Der Atlas beinhaltet zahlreiche Fehler, methodische Mängel sowie Zahlen- und Wortspielereien, um passend zu machen, was nicht passt. Er ist damit für den wissenschaftlichen Diskurs ungeeignet. Mit der Publikation kehrt die NGO vielmehr zum Instrument der Panikmache zurück. Das ist der durchschaubare Versuch, den lösungsorientierten Dialog zwischen Industrie, Landwirtschaft und Politik zu unterminieren und einen Keil in die Landwirtschaft zu treiben“, so Christian Stockmar, Obmann der IGP. Als „verwerflich“ bezeichnet Stockmar zudem den Versuch, die Industrie als Innovationsbranche und Arbeitgeber schlechtzureden: „Forschung und Entwicklung ermöglichen neue, innovative Wirkstoffe, die in der konventionellen oder biologischen Produktion eingesetzt werden können. Damit trägt die Industrie zur Bewältigung von agrarischen Herausforderungen bei und sichert hochwertige Arbeitsplätze.“
Wie schon in der „Schummelstudie“ vom September 2021 finden sich auch diesmal Mängel und Fehler in der Publikation von Global 2000 (Auszug):
- In der Aussendung OTS0006 vom 12. Jänner 2022 wird behauptet: "Im Jahr 2020 wurden in Österreich 13.395 Tonnen Pestizide ausgebracht." Das ist insofern falsch, da auch inerte Gase erfasst werden, die nicht ausgebracht, sondern in der Lagerhaltung eingesetzt werden.
- Wenn es der Botschaft dienlich ist, unterscheidet Global 2000
nicht zwischen formuliertem Produkt und Wirkstoff. - Es wird suggeriert, dass in der biologischen Landwirtschaft keine Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Dies passiert etwa auf Seite 14: Die unterschiedlichen Produktgruppen werden zwar mitsamt der in Österreich in Verkehr gebrachten Menge aufgelistet, die biologischen Pflanzenschutzmittel werden jedoch ausgespart. Tatsächlich sinkt laut Grünem Bericht 2021 der Einsatz chemisch-synthetischer Wirkstoffe im langjährigen Vergleich, während die Mengen bei inerten Gasen und biologischen Wirkstoffen steigen. Dies ist mit dem steigenden Bio-Anteil bei der landwirtschaftlichen Fläche und der vermehrten Aufnahme von biologischen Pflanzenschutzmitteln in integrierte Spritzpläne erklärbar.
- Die Grafik auf Seite 15 ist falsch: Es landen nicht 44,7 Prozent mehr Pflanzenschutzmittel auf den Äckern. Die in der Lagerhaltung eingesetzten inerten Gase wurden erstmals 2016 statistisch erfasst und neu aufgenommen. Sie umfassen knapp 40 Prozent der in Verkehr gebrachten Wirkstoffmenge.
- Weiters wird behauptet, dass jährlich weltweit 385 Millionen Menschen an Vergiftungen durch Pflanzenschutzmittel erkranken. Statistisch wäre das jeder 20. Mensch. Ein Blick ins Quellenverzeichnis verrät, dass als Basis nur eine Publikation herangezogen wurde, die von der NGO PAN veröffentlicht wurde, die selbst am Atlas mitgewirkt hat. Diese Publikation wurde nicht Peer-reviewed, enthält methodische Mängel sowie Unstimmigkeiten. Sie ist damit für einen wissenschaftsbasierten Diskurs nicht geeignet. Ein Blick nach Deutschland verrät zudem, dass die Zahl mit der Realität nichts zu tun hat: Laut einer Pilotstudie des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) bezogen sich gerade einmal 1,4 Prozent aller ausgewerteten Vergiftungsmeldungen auf Kontakte mit Pestiziden. Der Großteil der Verletzungen waren allerdings Augenkontakte mit Desinfektionsmitteln, die als Biozide auch zur Gruppe der Pestizide gerechnet werden.
- Grundsätzlich legt vor allem der Beitrag im Ö1-Morgenjournal vom 12. Jänner 2022 offen, dass es Global 2000 an grundlegendem Wissen über die Landwirtschaft mangelt. Unkraut und Schädlinge sind weder in der biologischen noch in der integrierten Bewirtschaftung erwünscht, weil sie sich negativ auf den Ertrag und die Qualität auswirken. Daher setzen Landwirte bei beiden Bewirtschaftungsformen Pflanzenschutzmaßnahmen, um einen Schaden in den Kulturen zu vermeiden oder zu minimieren.
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