Linz (OTS) – Arbeitsminister Kocher hat erst am Montag wieder angekündigt, das Arbeitslosengeld künftig degressiv gestalten zu wollen, also anfangs höher und anschließend fallend. Ob es bei längerer Arbeitslosigkeit unter die derzeitigen 55 Prozent des Letztbezuges sinken solle, konnte oder wollte er nicht bestätigen. Ein Gesamtpaket sei nötig, so der Arbeitsminister. Dem hält AK-Präsident Andreas Stangl klar entgegen: „Es braucht keine Sanktionspakete, sondern eine echte finanzielle Absicherung für Menschen, die den Job verlieren und lange Zeit keinen neuen, passenden Arbeitsplatz finden.“ Diese Forderung wird mit aktuellen Daten aus dem Arbeitsklima Index untermauert.
Ende 2021 waren in Oberösterreich rund 48.000 Menschen arbeitslos oder in einer AMS-Schulung. Hinter der leichten Entspannung auf dem Arbeitsmarkt lauert allerdings das größer werdende Problem der Langzeitarbeitslosigkeit: Rund 10.000 Menschen in Oberösterreich haben seit länger als einem Jahr keine Beschäftigung mehr. Das sind deutlich mehr als vor Ausbruch der Corona-Pandemie. „Wir brauchen hier geeignete Maßnahmen sowohl zur Integration dieser Menschen in den Arbeitsmarkt als auch zur Existenzsicherung, gerade auch im Lichte der heranrollenden Omikron-Welle“, sagt der AK-Präsident. Die neue Einmalzahlung der Regierung, die Anfang des Jahres ausbezahlt werden soll, sei nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, so Stangl. „Statt Einzelmaßnahmen und unausgegorenen Ankündigungen muss die Regierung endlich das Arbeitslosengeld erhöhen. Eine Nettoersatzrate von 70 Prozent wäre das Mindeste“, sagt Andreas Stangl.
Für diese Forderung sprechen sich auch die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus, insbesondere jene, die selbst schon einmal arbeitslos waren oder eher gefährdet sind, arbeitslos zu werden, wie etwa Ältere. Das zeigt eine aktuelle Sonderauswertung des Österreichischen Arbeitsklima Index der AK Oberösterreich. Rund 70 Prozent erachten eine Nettoersatzrate von mindestens 70 Prozent für angemessen. Von jenen, die bereits Erfahrungen mit Arbeitslosigkeit gemacht haben, sind es 81 Prozent, von jenen, die aktuell arbeitslos sind, sogar 88 Prozent. „Daran sieht man, dass vielen Menschen erst dann bewusst wird, wie wichtig die soziale Absicherung ist, wenn sie selbst darauf angewiesen sind. Letztenendes kann es aber jede und jeden treffen“, sagt AK-Präsident Stangl.
Auch dem von Arbeitsminister Kocher angedachten degressiven Arbeitslosengeld erteilt ein großer Teil der Befragten eine Absage:
Während unter allen Beschäftigten rund die Hälfte dieses Modell ablehnt, sind es bei jenen, die in den vergangenen zwölf Monaten zumindest vorübergehend arbeitslos waren, nur 30 Prozent und bei aktuell Arbeitslosen gar nur 17 Prozent, die der Idee des Arbeitsministers etwas abgewinnen können.
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