Wien (OTS/RK) – GR Thomas Weber (NEOS) zufolge soll Stadtteilkultur „Lust am Grätzl“ vermitteln, damit sich die Wiener*innen mit dem eigenen Bezirk identifizieren. Bei Stadtteilkultur gehe es nicht nur um Kulturpolitik, sondern auch um kulturelle Teilhabe, Diversität und Inklusivität – das sei laut Weber auch anhand der geförderten Projekte ersichtlich. Dabei würden Partner*innen aus unterschiedlichen Bereichen miteinander vernetzt und wichtige Orte für Dialog und Bildung geschaffen. Weber wies darauf hin, dass die Brunnenpassage Wien im 16. Bezirk heuer mit dem „europäischen Preis für Stadtkultur“ ausgezeichnet wurde. Stadtteilkultur sei wirksam, weil sie „unmittelbar bei den Menschen ist und Teilhabe ermöglicht“, so Weber. Er erwähnte auch den Ausbau von „Ankerzentren“: Über Kunst würden neue soziale Räume entstehen, die in Bezirken „Anker“-Andockstellen für Neues sein sollen.
GR Petr Baxant, BA (SPÖ) lobte, dass die Stadt erstmals auch den Red Carpet Award für junge Kunst mit 120.000 Euro unterstützen werde. In der Vergangenheit habe es dieser Award geschafft, Kunst einem breiteren Publikum zur Verfügung zu stellen, etwa in Krankenhäusern.
Förderung an den Verein Wiener Kulturservice
GR Stefan Berger (FPÖ) wies darauf hin, dass von der veranschlagten Fördersumme von 1,8 Millionen Euro insgesamt 1,5 Millionen Euro für das Donauinselfest vorgesehen seien. Nachdem das Donauinselfest in der Pandemie-Zeit nicht wie üblich stattfinden konnte, hinterfragte Berger, ob dadurch finanzielle Mittel übrigblieben. In diesem Zusammenhang ortete er Intransparenz, weil etwa eine Einnahmen- und Ausgabenaufstellung fehle. Zudem kritisierte Berger den „SPÖ-nahen Kulturverein Simmering“, der neben Fördersummen von der Stadt auch Mittel für die Miete vom Bund erhalte, weil das Schloss Neugebäude als Teststraße zur Verfügung stand. Die Mieten müssten Berger zufolge an die Eigentümerin – die Stadt Wien – gehen. Der Kulturverein Simmering sei somit „ohne große Gegenleistung um 371.250 Euro reicher“. Berger brachte daraufhin einen Antrag ein betreffend Vertragskündigung mit dem Kulturverein Simmering.
GRin Patricia Anderle (SPÖ) zufolge mache Kultur Wien einzigartig. Dazu würden aber nicht nur die Wiener Staatsoper und Wiens Museen zählen, sondern auch Kulturveranstaltungen wie das Donauinselfest. Denn dieses würde vielen heimischen Künstler*innen ermöglichen, sich einem breiten Publikum zu präsentieren. Anderle meinte, Kultur ohne Barrieren für alle würde nicht nur für mehr Tourismus, sondern auch für Konsumation und höherer Lebensqualität sorgen. Kulturveranstaltungen seien zudem „Werbeträger für unser schönes Wien“, betonte Anderle.
Förderung an SISTERS – Verein für queer feministische Kunst
und Kultur
GR Peter L. Eppinger (ÖVP) meinte, bei dieser Förderung gehe es hauptsächlich und die Finanzierung des Festivals Hyperreality. Er kritisierte, dass mehr als die Hälfte der Fördersumme in Verwaltungskosten des Festivals fließen würden, obwohl das Event an dezentralen und nicht-kommerziellen Orten stattfinde. Eppinger sagte, das liege etwa daran, dass Know-How zugekauft werden müsse. In diesem Fall sei jedoch eine Neuaufstellung des Teams sinnvoll. Interessant wäre jedoch eine detaillierte Kostenaufstellung, so Eppinger. Denn andere ähnliche Festivals, etwa Tricky Women, würden nicht nur durch die Stadt finanziert. Zudem würden 90 Prozent der finanziellen Mittel des Festivals Tricky Women an die Künstler*innen fließen.
GRin Mag.a Nicole Berger-Krotsch (SPÖ) betonte, es gehe dem Verein für queer feministische Kunst und Kultur hauptsächlich um die Sichtbarmachung der LGBTIQ-Community und deren Anliegen. Hyperreality sei ein inklusiver Begegnungsraum und hätte in der Vergangenheit auch international positive Resonanz erhalten. Das Festival setze auf Quoten und Diversität, wodurch es „das junge Wien repräsentiert, das am Puls der Zeit steht“, so Berger-Krotsch. Das Programm für das Jahr 2022 sei bereits gut geplant: An mehreren Orten würde experimentelle und elektronische Musik durch neue und bekannte heimische sowie internationale Künstler*innen gezeigt.
Förderungen an die Kunsthalle Wien
GR Dr. Michael Gorlitzer, MBA (ÖVP) bezeichnete die Kunsthalle Wien als „Sorgenkind“ in Wien. Das sei bereits seit vielen Jahren so, denn trotz erhöhter Subventionen würden die Besucher*innenzahlen stagnieren. Gorlitzer kritisierte auch den „geringen Eigendeckungsgrad von elf Prozent“. Zeitgenössische Kunst sei kein Alleinstellungsmerkmal der Kunsthalle Wien, hier müsse man sich mehr überlegen. Ebenso brauche es innovative Ideen für die Standorte der Kunsthalle Wien. Gorlitzer ortete „mehrere dringende Probleme“ und forderte, das Motto der Kunsthalle Wien „What, How & for Whom“ ernst zu nehmen.
GRin Mag.a Dr.in Ewa Samel (SPÖ) entgegnete ihrem Vorredner Gorlitzer, die Kunsthalle Wien sei kein Sorgenkind: Man könne nicht Besucher*innenzahlen während der Pandemie mit jenen vor der Pandemie vergleichen. Die Kunsthalle hätte ein vielfältiges Angebot und würde neben Ausstellungen auch Publikationen und Vermittlungsprogramme zeigen. Samel bezeichnete die Kunsthalle Wien als „Quelle der Inspiration“ und verwies darauf, dass das Programm bis 2024 etwa thematische Gruppenausstellungen sowie Einzelpräsentationen zeitgenössischer Künstler*innen beinhalte. „Deshalb wird die Kunsthalle Wien auch in den kommenden Jahren ein Ort der lebenden Auseinandersetzung bleiben“, betonte Samel.
Förderung an die Vereinigten Bühnen Wien
GR Stefan Berger (FPÖ) ortete Verbesserungspotenzial bei den Vereinigten Bühnen Wien. Im Unterschied zu anderen Häusern bestehe hier jedoch auch „Verbesserungswille“. Zudem sei eine entsprechende Auslastung gegeben: 60 Prozent der Besucher*innen seien Wiener*innen oder Bewohner*innen des Speckgürtels, sagte Berger. Er ortete zudem Verbesserungspotenzial im Umgang mit Förderanträgen und Förderantragsteller*innnen. Berger ging daraufhin auf einen Antrag der ÖVP Wien ein und kritisierte, dass die Volkspartei mittel- bis langfristige Planungen von Kulturinstitutionen fordere, während sie auf Bundesebene Informationen wie Lockdowns nur sehr kurzfristig veröffentlichen würde.
GRin Mag.a Ursula Berner, MA (GRÜNE) forderte, dass die Stadt Wien nicht nur große, sondern auch kleine Kulturinstitutionen unterstützen müsse, die durch die Corona-Pandemie große Probleme haben. Angesichts dessen, dass ein „sehr großer Förderanteil“ an die Vereinigten Bühnen Wien gehe, müsse überlegt werden, welche künstlerische Schwerpunkte künftig in Wien gesetzt werden sollen. Als Beispiel nannte sie das Theater an der Wien: Berner hinterfragte, ob die derzeitigen 100 Spieltage sinnvoll seien. Hier könnte man etwa über mehr Konzerte nachdenken. Zudem forderte Berner von der Stadtregierung, in Zukunft strukturelle Fehler in Managementsystemen der Vereinigten Bühnen Wien zu beheben und zu verbessern.
Die Hauptdebatte wurde an dieser Stelle um 16 Uhr für die Dauer der „Dringlichen Anfrage“ unterbrochen. (Forts.) exm
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