Wiener Operngasse: Wandgemälde wird kontextualisiert

Wien (OTS) – Das Wandgemälde und der Spruch eines in den 1930er-Jahren errichteten Wohnhauses in der Operngasse im 4. Wiener Gemeindebezirk sorgen seit Jahren für Diskussion. Denn der Spruch auf dem Gebäude wurde laut Historiker*innen auch von der NS-Organisation Deutsche Arbeitsfront verwendet. In Zusammenarbeit von Wiedner Bezirksvertretung, der Stadt Wien, dem Eigentümer HALLMANN HOLDING, KÖR – Kunst im öffentlichen Raum Wien und mit inhaltlicher Unterstützung des Wien Museums werden Wandgemälde und Spruch nun kontextualisiert. Im Frühjahr 2022 soll an der Fassade des Gebäudes eine Zusatztafel angebracht werden, die auf die Geschichte des Spruchs hinweist.

Das Haus, das an der Ecke Operngasse und Faulmanngasse liegt, wurde zwischen 1937 und 1939 errichtet. Das Wandgemälde zeigt einen Arbeiter, einen Sämann und einen Techniker, darunter steht: „Es gibt nur einen Adel, den Adel der Arbeit“ zu lesen. Laut Historiker*innen ein Spruch aus der nationalsozialistischen Propaganda, verbreitet vor allem durch die Deutsche Arbeitsfront und den Reichsarbeitsdienst.

In einem gemeinsamen Antrag von SPÖ, Grünen und LINKS wandte sich die Wiedner Bezirksvertretung im März 2021 mit dem Ersuchen an die Stadt Wien, das Wandgemälde historisch zu kontextualisieren. Nun steht mit der geplanten Zusatztafel und einer künstlerischen Kontextualisierung die weitere Vorgehensweise fest.

Künstlerische Aufarbeitung im Sinne der Erinnerungskultur

Zum Umgang mit dem Sgraffito ist zudem eine gemeinsame Veranstaltung der Institution KÖR – Kunst im öffentlichen Raum Wien mit dem Wien Museum, im MUSA, geplant. Voraussichtlich im April 2022 sollen im Zuge der Ausstellung „Gegen den Strich“ Fragen des Umgangs mit NS-Relikten in der Kunst am Bau diskutiert werden. Im Laufe des Sommers sollen auch weitergehende künstlerische Interventionsmöglichkeiten entwickelt werden.

„Erinnerungskultur nimmt einen wichtigen Stellenwert in der Kulturpolitik der Stadt ein“, betont Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler. „Die Stadt setzt sich – wie zuvor auch schon mit den historisch belasteten Straßennamen – aktiv und kritisch mit den dunklen Seiten ihrer Geschichte auseinander und will besonders im öffentlichen Raum durch künstlerische Eingriffe Reflexion und Nachdenken ermöglichen.“

„Die Gewaltherrschaften von 1933 bis 1945 haben auch auf privaten Wohnhäusern Spuren in unserer Stadt hinterlassen. Mit dem Kontextualisierungsprojekt wollen wir auf die Entstehung des Wandgemäldes unter dem Einfluss des Faschismus aufmerksam machen. Und wir wollen diesen Spruch nicht länger unkommentiert lassen, solange er im öffentlichen Raum sichtbar ist“, erklärt Bezirksvorsteherin Halbwidl das Anliegen des Projektes.

„Mit der Kontextualisierung des Wandgemäldes setzen wir uns mit der Vergangenheit kritisch auseinander, ohne sie auszulöschen, und spannen den Bogen künstlerisch in die Gegenwart, um die Thematik zeitgemäß vermitteln und aufarbeiten zu können“, so Martina Taig, KÖR GmbH.

„Jedes alte Gebäude erzählt eine Geschichte. Wir müssen aber genau darauf achten, welche Botschaft es im Hier und Jetzt vermittelt. Ich bin daher sehr froh, dass wir auf den historischen Kontext der Fassade hingewiesen wurden. Natürlich habe ich von Anfang an das Vorhaben begrüßt und unterstützt, das Wandbild unter Beteiligung von Künstler*innen und jungen Menschen in einen zeitgemäßen Kontext zu stellen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir hier gemeinsam mit so vielen engagierten Mitwirkenden ein gutes Ergebnis erzielen werden“, so Klemens Hallmann, Eigentümer der Immobilie. (Schluss)

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