Bundesjugendvertretung: Neue Kinderkostenstudie zeigt Armutsbedrohung auf!

Wien (OTS) – Seit langem pocht die Bundesjugendvertretung (BJV) darauf, dass das Zahlenmaterial zu Kinderkosten in Österreich dringend überarbeitet werden muss. „Es war höchste Zeit, dass eine neue Kinderkostenstudie durchgeführt wurde, um aufzuzeigen, wieviel Familien für Kinder ausgeben müssen. Um Kinderarmut gezielt zu bekämpfen, braucht es valide Daten“, betont BJV-Vorsitzende Fiona Herzog.

Die jetzt von der Statistik Austria präsentierte Neuberechnung ist ein wichtiger Schritt, um einen fundierten Blick auf die Lebenssituation von Familien werfen zu können.

„Die Zahlen, auf dich sich viele Familienleistungen derzeit beziehen, stammen aus dem Jahr 1964 und sind seitdem nur indexangepasst wurden. Es war völlig klar, dass diese nicht der heutigen Lebensrealität von Familien entsprechen können“, erklärt Herzog.

Neubewertung aller Familienleistungen

Die Ergebnisse der Kinderkostenstudie sind für die BJV alarmierend und ein klarer Handlungsaufruf an die Regierung: „Die neu erhobenen Zahlen übersteigen die Werte, auf die sich Sozial- und Familienleistungen derzeit beziehen, deutlich. Daher braucht es jetzt eine Neubewertung sämtlicher Maßnahmen für Familien anhand des neuen Datenmaterials. Es zeigt sich ganz klar, dass die Regelbedarfssätze, die jetzt angewandt werden, zu gering sind. Diese müssen rasch angepasst werden“, so der Appell von Herzog. In diesem Zusammenhang erhofft sich die BJV auch im Rahmen des Nationalen Aktionsplans Kinderchancen begleitende Schritte.

Kindergrundsicherung notwendig

Die BJV verweist darauf, dass bei Leistungen wie dem Familienbonus der soziale Faktor zu kurz kommt: „Der Familienbonus kommt nur Menschen zu Gute, die einen Job haben und Einkommenssteuer zahlen. Die ärmsten 10 Prozent der Kinder profitieren nicht davon. Diese Maßnahme geht an sozialer Treffsicherheit völlig vorbei! Wir fordern daher eine Kindergrundsicherung, die österreichweit einheitlich geregelt ist, weil kein Kind in Armut leben soll“, erklärt Herzog.

Die Vorsitzende spricht sich dafür aus, Kinder ganz gezielt zu unterstützen: „Wir sehen die Einführung einer Unterhaltsgarantie notwendig, was bedeutet, auch den Unterhaltsvorschuss auf die Höhe des Regelbedarfssatzes aufzustocken, wenn Unterhaltszahlungen ganz oder teilweise ausfallen. Darüber hinaus braucht es bei der Schüler*innenbeihilfe eine deutliche Anhebung der Leistung und der Einkommensgrenze und eine Einbeziehung der 9. Schulstufe. Insgesamt müssen die Kosten in den Schulen abgefedert werden.“

Bildung und Gesundheit forcieren

Die Regierung muss jetzt auch wichtige Investitionen in das Bildungs- und Gesundheitssystem angehen, wo es immer noch große Benachteiligungen für armutsbetroffene Kinder gibt.

„Der Ausbau von Ganztagsschulen und Kinderbetreuung muss in ganz Österreich vorangetrieben werden, um gegen die ungleichen Bildungschancen vorzugehen. Aber auch Ferien- und Freizeitangebote müssen für alle Kinder zugänglich sein“, betont Herzog.

In der Coronavirus-Pandemie wurde auch die mangelnde Versorgung im Bereich der psychischen Gesundheit besonders akut. „Es braucht einen dringenden Ausbau der psychischen Unterstützung von Kindern und Jugendlichen, um allen Betroffenen rasch Unterstützung zukommen zu lassen. Das psychische Wohlbefinden junger Menschen darf nicht von der Geldbörse der Eltern abhängen“, erklärt Herzog.

Kinderarmut bekämpfen

„Es darf nicht länger sein, dass Eltern, insbesondere Alleinerziehende, die Ausgaben für ihre Kinder nicht stemmen können. In Österreich sind 350.000 Kinder von Armut betroffen oder bedroht. Diese Zahl wird durch die Folgen der Coronavirus-Pandemie weiter steigen“, betont Herzog.

„Die Regierung hat sich den Kampf gegen Kinderarmut zum Ziel gesetzt. Die neue Kinderkostenstudie war ein wichtiger Schritt, jetzt müssen daraus Konsequenzen folgen, die tatsächlich im Leben von Kindern ankommen“, so Herzog.

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