Wien (OTS) – Am 28. November 1921 verstarb ‚Abdu’l-Bahá, der Sohn des Stifters der Bahá’í-Religion. Seinem Leben und Wirken wird in diesem Jahr weltweit besonders gedacht. Nach über 50-jähriger Gefangenschaft und Verbannung bereiste er Europa und besuchte auch Wien, wo er u.a. mit Bertha von Suttner zusammentraf.
Abdu’l-Bahá, eine Zentralgestalt der Bahá’í-Religion, verstarb vor 100 Jahren. 1844 als ältester Sohn des Religionsstifters Bahá’u’lláh in Teheran geboren, war Abdu’l-Bahá ein Verfechter sozialer Gerechtigkeit und wurde bekannt als Botschafter des Friedens.
An seiner Beerdigung in Haifa nahmen zehntausend Menschen unterschiedlichster Glaubensrichtungen und kultureller Hintergründe teil – eine Begebenheit, die seine einende Persönlichkeit verdeutlicht, war er doch ein Verbannter in der Gefangenenstadt. Heute ist seine Botschaft aktueller denn je zuvor: „Wenn ein Kriegsgedanke kommt, so widersteht ihm mit einem stärkeren Gedanken des Friedens. Ein Hassgedanke muss durch einen mächtigeren Gedanken der Liebe vernichtet werden. Kriegsgedanken zerstören alle Eintracht, Wohlfahrt, Ruhe und Freude. Begnügt euch nicht damit, durch Worte Freundschaft zu erzeigen, lasst eure Herzen in liebevoller Freundlichkeit für alle erglühen, die eure Wege kreuzen.“
Aus Anlass des Gedenkjahres auf der ganzen Welt vielfältige Aktivitäten gestaltet. Der von der internationalen Baha’í-Gemeinde veröffentlichte Film „Exemplar“ beleuchtet das Leben Abdu’l-Bahás und den Effekt seines Wirkens auf Menschen weltweit. In Österreich finden im heurigen Jahr Gedenkveranstaltungen, Filmvorführungen und Stadtspaziergänge auf seinen Spuren in Wien statt – pandemiebedingt derzeit online. Im Andenken an Abdu’l-Bahá und seinen Besuch in Wien wurde kürzlich ein Baum im Wiener Resselpark gepflanzt.
Auf seinem historischen Besuch in Wien im April 1913 traf Abdu’l-Bahá mit Persönlichkeiten wie Künstlern der Wiener Secession, Philosophen und der Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner zusammen. In einem seiner Vorträge in Wien thematisierte er „zwei Arten von Fortschritt: den geistigen und materiellen“. Er mahnte:
„Das Unrecht in der Welt besteht gerade deshalb weiter, weil die Menschen lediglich von ihren Idealen reden und nicht auch trachten, sie in Taten umzusetzen. Würden Taten an die Stelle der Worte treten, so würde das Elend auf der Welt sehr bald in Wohlergehen verwandelt werden.“
Auf seinen Reisen durch Europa und Nordamerika (1911-1913), hielt er zahlreiche Vorträge und trat für die Lehren der Bahá’í-Religion ein. Dazu zählen unter anderem die weltumfassende Verständigung und Frieden, die Betrachtung der Menschheit als eine Einheit in all ihrer Vielfalt, die Notwendigkeit des Abbaus von Vorurteilen, die Gleichberechtigung von Frauen und Männern und den Ausgleich der Extreme zwischen Armut und Reichtum. Bei unzähligen Menschen, darunter auch viele prominente Persönlichkeiten, hinterließen sein einnehmendes Wesen und Ansprachen in ihrer klaren, systematischen Zusammenfassung der Anliegen geistiger Kultur und aufgeklärter Religion einen nachhaltigen Eindruck. Als er im frühen 20. Jahrhundert beispielsweise auf das Unrecht der Rassentrennung in den Vereinigten Staaten hinwies und die Gleichwertigkeit aller Menschen in ihrer Vielfalt hervorhob, griff er der großflächigen Entwicklung um Jahrzehnte vor.
Abdu’l-Bahás Leben war gezeichnet von der Verfolgung der Bahá’í-Religion ausgehend vom Land ihres Ursprungs, dem Iran. Die Verbannungsgeschichte seines Vaters, aufgrund derer Abdu’l-Bahá von seinem 9. bis zum 65. Lebensjahr in Gefangenschaft und Verbannung leben musste, führte ihn über unterschiedliche Stationen letztendlich nach Akka, der damaligen Gefängnisstadt des osmanischen Reichs. Bis zu seinem Tod setzte sich Abdu’l-Bahá für die Armen und Bedürftigen ein. Im ersten Weltkrieg leistete er humanitäre Hilfe in Palästina, als dort eine Hungersnot herrschte. Für seine Mitmenschlichkeit wurde er vom britischen Königreich zum Ritter geschlagen. Er traf Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik ebenso wie Obdachlose und Bettler und trat für eine dogmenfreie universelle Erziehung von Mädchen und Jungen ein.
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