Stadt Wien präsentiert Bericht der Expert*innenkommission zur Rothschild-Stiftung für Nervenkranke

Wien (OTS) – Im März 2020 beschloss der Wiener Landtag, die Geschichte der Rothschild-Stiftung wissenschaftlich aufarbeiten zu lassen. Im September 2020 fand mit der konstituierenden Sitzung der Expert:innenkommission der Auftakt dazu statt: Als Aufgabe und Ziel der wissenschaftlichen Untersuchung wurden die „Aufarbeitung der Geschichte der Stiftung von ihrer Errichtung 1907 über die Auflösung im Nationalsozialismus bis jedenfalls zur Wiederherstellung in der Nachkriegszeit sowie Verortung der Stiftung und ihrer Institutionen (Heilanstalt Rosenhügel und Maria-Theresien-Schlössel) in einem zeithistorischen Kontext“ klar umrissen.

Die Expert*innenkommission war mit Univ.-Prof.in Ilse Reiter-Zatloukal (Vorsitzende), Dr. Gerhard Baumgartner, Univ.-Prof. Oliver Rathkolb, Univ.-Prof. Roman Sandgruber und Dr.in Ulrike Zimmerl namhaft besetzt. Darüber hinaus wurde die Kommission bei Recherche und Organisation von der Direktorin des Wiener Stadt- und Landesarchivs Dr.in Brigitte Rigele und ihrem Team unterstützt, als wissenschaftliche Mitarbeiter*innen konnten mit Dr.in Verena Pawlowsky und Dr. Harald Wendelin zwei in der Zeitgeschichts- und NS-Forschung höchst ausgewiesene Historiker*innen gewonnen werden.

Nach mehr als einem Jahr intensiver Forschungsarbeit liegt jetzt der Bericht „Geschichte der Nathaniel Freiherr von Rothschild´schen Stiftung für Nervenkranke von ihrer Errichtung bis zu ihrer Reorganisation in der Nachkriegszeit“ vor und wird in Anwesenheit von Mitgliedern der Expert*innenkommission der Öffentlichkeit präsentiert, ehe er am 24. November dem Wiener Landtag vorgestellt wird.

„Die Recherche zur wechselhaften Geschichte dieser 1907 aufgrund der äußerst großzügigen letztwilligen Verfügung von Nathaniel von Rothschild errichteten Stiftung gestaltete sich für uns aufgrund der teilweise recht schwierigen Quellenlage als überaus aufwändig. Dank des ausgezeichneten Teams, das sich der Aufgabe mit großem Engagement widmete, konnten aber viele relevante Informationen gefunden und wesentliche Fragen von der Kommission geklärt werden. Über den konkreten Auftrag der Kommission hinaus bleibt in gesamtösterreichischer Sicht freilich die Geschichte der gemeinnützigen Stiftungen, insbesondere ihr Schicksal unter der NS-Herrschaft und in der Nachkriegszeit, in vielerlei Hinsicht ein Forschungsdesiderat“, unterstreicht Ilse Reiter-Zatloukal, Vorsitzende der Expert*innenkommission.

Der entscheidende Punkt für diesen Bericht war, dass die ExpertInnen ohne Beeinflussung von außen und ungetrübt von so manchen Urteilen oder Vorurteilen die Geschichte dieser für Wien sehr bedeutsamen Stiftung untersuchen konnten. Es war klar, was immer das Ergebnis dieses Berichts sein wird, es wird richtungsweisend für den weiteren Umgang mit dem Erbe der Rothschilds sein. Ich freue mich daher sehr, dass die ExpertInnenkommission trotz der sehr schwierigen Ausgangslage nun ihren umfassenden und qualitativ anspruchsvollen Bericht fertigstellen konnte, der uns genaue Einblicke in die Abläufe der letzten Jahrzehnte rund um die Rothschild-Stiftung für Nervenkranke gibt“, betonte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker.

„Der Bericht gibt einen profunden Einblick in die bewegte Geschichte der gemeinnützigen Rotschild-Stiftung für Nervenkranke und damit auch in ein Stück Wiener Geschichte. Mit der Beauftragung einer Expert*innenkommission ist die Stadt ihrer Verantwortung zur Aufarbeitung der eigenen Geschichte nachgekommen, wie zuvor auch schon mit der Untersuchung der Wiener Straßennamen und der Ehrengräber. Denn fundiertes Wissen und Verständnis der Vergangenheit ist eine gute Basis für Entscheidungen für die Zukunft. Der Bericht ist selbstverständlich öffentlich zugänglich“, betont Wiens Wissenschaftsstadträtin Veronica Kaup-Hasler und dankt den Mitgliedern der Kommission für ihre wichtige Tätigkeit.

Empfehlung der Expert*innenkommission

Der Bericht umfasst mehr als 300 Seiten und behandelt in 15 Kapiteln und zahlreichen Subkapiteln u. a. Stiftungsgründung und -zweck, Auflösung der Stiftung, Stiftungsreorganisation und Rückstellungsverfahren sowie Fragen zum Stiftungskuratorium.

Im Schlusskapitel empfiehlt die Expert*innenkommission die Anbringung von Gedenktafeln, wie sie ursprünglich entsprechend zum Stiftungsbrief im Benützungsübereinkommen von 1963 zwischen den die Stiftung vertretenen Magistratsabteilungen vorgesehen waren: „Die Kommission empfiehlt daher nachdrücklich, dass dieser Verpflichtung ehebaldigst nachgekommen wird und sowohl der Name des Stifters Nathaniel von Rothschild als auch das Datum der Stiftungsgründung an gut sichtbarer und möglichst prominenter Position an jedem Pavillon angebracht wird“.

Die Stadt werde dieser Empfehlung nachkommen, unterstreichen Stadtrat Peter Hacker und Stadträtin Veronica Kaup-Hasler. Es wurde bereits der Auftrag zur Erstellung einer Mustertafel erteilt, die anschließend dem Bundesdenkmalamt zur Freigabe vorgelegt wird. Zudem soll ein Erinnerungsstein oder eine andere Art des Memorials errichtet werden, der an die Geschichte der Stiftung und das Wirken des Stifters, Nathaniel von Rothschild, erinnern soll.

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