Wien (KAP) – Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) gedenkt der Opfer der Novemberpogrome von 1938 und warnt zugleich vor einem Wiedererstarken antisemitischer Tendenzen. Wörtlich heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Erklärung des ÖRKÖ-Vorstandes:
„Dass wir den jüdischen Gemeinden in Österreich heute freundschaftlich verbunden sein dürfen, ist Ehre und Auftrag für uns. Wir sind dankbar für die vielfältigen Formen jüdischen Lebens in unserem Land. Zugleich sehen wir, dass der Antisemitismus in verschiedenen Formen wieder stark im Zunehmen ist.“
Der ÖRKÖ warnt vor jedem Wegschauen oder Verharmlosen. „Politik, Exekutive, Justiz und Zivilgesellschaft – dazu gehören auch die Kirchen – sind aufgefordert, vehement gegen Antisemitismus aufzutreten und einzuschreiten“, heißt es wörtlich. Man sei alarmiert, „weil sich Jüdinnen und Juden in Österreich und ganz Europa zunehmend wieder unsicher fühlen. Und wir rufen zugleich zur Wachsamkeit gegenüber jeglicher Form von Politik auf, die auf Abwertung und Ausgrenzung von Minderheiten setzt.“
In der Nacht vom 9. auf 10. November 1938 wurden im gesamten deutschen Machtbereich Synagogen in Brand gesteckt, jüdische Geschäfte sowie Wohnungen zerstört und verwüstet. Zahlreiche Juden wurden bei den Pogromen getötet oder verletzt. Allein in Wien wurden im Zuge des Furors insgesamt 42 Synagogen und Bethäuser zerstört. 6.547 Wiener Juden kamen in Haft, knapp unter 4.000 davon wurden in das Konzentrationslager Dachau verschleppt. Die Nationalsozialisten gaben diesem Tag den euphemistischen Ausdruck „Reichskristallnacht“. Mit dem Novemberpogrom radikalisierten sie die Vertreibung und Enteignung der jüdischen Bevölkerung.
Der ÖRKÖ hält dazu in seiner Erklärung fest: „Für unser Land gilt:
Was sich schon in den erbärmlichen Szenen auf Österreichs Straßen nach dem sogenannten ‚Anschluss‘ im März 1938 abgezeichnet hatte, wurde in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 nur allzu deutlich: Die Absage einer fanatischen Ideologie an die Ehrfurcht vor Gott und an den Respekt vor der Würde des Menschen. Trotzdem haben viele Mitglieder der christlichen Kirchen damals geschwiegen, ja manche haben sich an den Verbrechen beteiligt.“
Der Einsatz gegen Antisemitismus beinhalte für die Kirchen „die bleibende Verantwortung, dass wir uns mit dem eigenen Versagen in der Vergangenheit auseinandersetzen und gegen das Vergessen wirken. Wir verpflichten uns dazu, das Gedenken an die Opfer der Shoah wachzuhalten und uns auch für das noch stärkere Sichtbarmachen von Gedenkorten einzusetzen.“
(Infos: www.oekumene.at)
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