So nachhaltig stillen ÖsterreicherInnen ihren Fischhunger wirklich (FOTO)

Berlin (ots) – * Pro-Kopf-Konsum: 8 Kilogramm Fisch und Meeresfrüchte im Jahr

* EU-Schlusslicht: Österreich von Fischimporten besonders abhängig

* „[1] MSC-Marktbericht Österreich 2021 „: Die Nachhaltigkeit des Wildfischangebots im Lebensmitteleinzelhandel

* Wunsch und Wirklichkeit: Isst Österreich Fisch wirklich nachhaltig?

1.
https://www.msc.org/docs/default-source/de-files/studien-berichte/msc-marktbericht-%C3%B6sterreich-2021.pdf?Status=Master&sfvrsn=278b058e_ 3/MSC-Marktbericht-%C3%96sterreich-2021.pdf

Die Nachfrage nach Fisch und Meeresfrüchten ist auch in Österreich ungebrochen: Rund 8 Kilogramm Fisch und Meeresfrüchte werden pro Kopf und Jahr konsumiert. Im Jahr 2020 summierte sich das auf insgesamt 65.142 Tonnen. Davon wurden lediglich 4.700 Tonnen in Österreich erzeugt – mehr als 90 Prozent der hierzulande konsumierten Fische und Meeresfrüchte werden folglich importiert. Österreich könnte seinen Fischbedarf aus den eigenen Seen und Flüssen also bei Weitem nicht decken. Kämen KonsumentInnen der oft an sie gerichteten Aufforderung nach, nur noch Fisch aus Österreich zu essen, wäre dieses Angebot -rein rechnerisch – bereits Mitte Januar eines jeden Jahres erschöpft. EU-weit fällt dieser Durchschnittswert in den Monat Juli!

Österreich deckt seinen Bedarf wie kaum ein anderes Land in der EU aus Fischimporten

Österreich ist wie kaum ein anderes Land in der EU von Fischimporten abhängig. Umso wichtiger ist damit eine klare und glaubwürdige Kennzeichnung der Produkte, die Aufschluss über die Nachhaltigkeit des Angebotes gibt. Als weltweit anerkanntes und wissenschaftlich gestütztes Zertifizierungsprogramm dient der MSC (Marine Stewardship Council) mit seinem blauen Siegel hier als wichtige Orientierungshilfe.

Fisch wird zumeist im Supermarkt gekauft – Lebensmitteleinzelhandel in der Verantwortung

Dem Lebensmitteleinzelhandel kommt eine bedeutende Rolle bei der Förderung eines nachhaltigeren Fischkonsums zu, denn die Mehrheit der KonsumentInnen kauft ihren Fisch im Supermarkt. Doch wie verbreitet ist das MSC-Siegel auf Produkten im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel und welche Einzelhändler und Markenhersteller haben hier die Nase vorn? Der „MSC-Marktbericht Österreich 2021“ untersucht erstmals die Nachhaltigkeit des Wildfischangebots im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel. [1]

Zwei Drittel der angebotenen Wildfischprodukte stammen aus nachhaltiger Fischerei

Das Ergebnis: Im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel haben Produkte mit MSC-Siegel einen Anteil von 68 Prozent am Angebot von Wildfischprodukten. Vorreiter ist die Billa-Gruppe mit einem MSC-Anteil von 83 Prozent am Wildfischsortiment, gefolgt von HOFER und SPAR (jeweils 76 Prozent). Lidl Österreich hat sehr viele MSC-Produkte, aber wegen zahlreicher Aktions- und Saisonartikel auch das größte Umstellungspotenzial.

Betrachtet man die verschiedenen Produktkategorien, so sind es vor allem die günstigen, verkaufsstarken Konserven (vornehmlich Thunfisch) im Preiseinstiegssegment, die in puncto Nachhaltigkeit noch einen großen Nachholbedarf aufweisen.

Diskrepanz zwischen Nachhaltigkeitsanspruch und Konsumverhalten

Ginge es nach den KonsumentInnen, so sollten Supermärkte alle nicht nachhaltigen Fisch- und Meeresfrüchteprodukte aus ihren Verkaufsregalen verbannen. Das ist die Meinung von 85 Prozent der befragten ÖsterreicherInnen in einer vom MSC in Auftrag gegebenen globalen Konsumentenumfrage. [2] Das tatsächliche Konsumverhalten zeigt jedoch ein anderes Bild: Gemessen am Produktgewicht (nicht an der Anzahl der Produkte), liegt der MSC-Anteil am verkauften Wildfischvolumen im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel aktuell bei nur 49 Prozent.

Stefanie Kirse, Leiterin MSC Deutschland, Österreich, Schweiz:
„Information ist ein ganz wesentlicher Faktor, wenn wir diese Lücke zwischen Einstellung und tatsächlichem Verhalten beim nachhaltigen Fischkonsum schließen wollen. Das Thema nachhaltiger Fischfang muss in all seiner Komplexität zukünftig noch stärker in den Vordergrund gerückt werden und zwar sorgfältig, umfänglich und korrekt. Undifferenzierte Aussagen, wie im jüngst erschienenen ,Gütesiegel-Guide‘ von Greenpeace Österreich, befördern eine verkürzte Sichtweise und letztendlich resignierte KonsumentInnen, die im Zweifel zu konventioneller Ware greifen und so mit ihrer Kaufentscheidung unwissentlich die Produzenten bestrafen, die in umweltverträgliche Praktiken investiert haben.“

MSC appelliert an Handel und Industrie, aber auch an KonsumentInnen

Der MSC, der mit seinem Zertifizierungsprogramm den Schutz und die nachhaltige Nutzung der wertvollen Ressource Fisch ermöglicht, appelliert daher an Handel und Industrie, KundInnen bei ihrer Kaufentscheidung für nachhaltige Produkte zu unterstützen. So besteht insbesondere bei den günstigen, verkaufsstarken Fischartikeln im Preiseinstiegssegment die Notwendigkeit, auf Rohwaren aus zertifiziert nachhaltigen Quellen umzustellen. An KonsumentInnen richtet der MSC den Appell, mit einer bewussten Wahl am Fischregal Handel wie auch Fischereien zu signalisieren, dass sie Produkte aus nachhaltigem Fang bevorzugen.

Das MSC-Siegel kennzeichnet Produkte, die aus nachhaltig bewirtschafteten Beständen stammen.

ENDE

Anmerkungen

[1] Die gemeinnützige Organisation Marine Stewardship Council (MSC) hat das unabhängige Marktforschungsinstitut DTO mit einer umfassenden Handelserhebung beauftragt. Der „MSC-Marktbericht Österreich 2021“ analysiert das Wildfischangebot der fünf wichtigsten Handelsketten und zwölf größten Markenhersteller in den Produktkategorien Kühlung, Tiefkühlung und Konserve. Die Erhebung wurde im Februar und März 2021 durchgeführt. Zum Download des Berichtes.

[2]Die Umfrage wurde im Auftrag des MSC durch das renommierte Meinungsforschungsinstitut GlobeScan durchgeführt. Die Befragungen fanden zwischen Januar und März 2020 statt. Befragt wurden 20.876 VerbraucherInnen in 23 Ländern, in deren Haushalt in den vergangenen zwei Monaten mindestens einmal Fisch oder Meeresfrüchte gegessen wurden. Die Befragung stützt sich auf repräsentative nationale Online-Panels und repräsentative Stichprobengrößen. In Österreich wurden 792 FischesserInnen befragt. Zu den Ergebnisse der Konsumentenumfrage in Österreich.

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