Wien (OTS) – Österreich verfügt über große Wasservorkommen und zählt zu den wasserreichsten Regionen der Welt. Quellen, Wasserfälle, eindrucksvolle Gebirgsbäche, Flüsse und Seen prägen häufig das Landschaftsbild. Diese Wasservorkommen und das nicht sichtbare Grundwasser sind wesentliche Grundlagen für die Trinkwasserversorgung, die Sicherung der landwirtschaftlichen Produktion sowie für Industrie, Gewerbe und den Tourismus. Damit der „Wasserschatz Österreichs“ langfristig geschützt und nachhaltig genutzt werden kann, braucht es eine vorausschauende Ausrichtung der Wasserwirtschaft. „Wir wollen schon jetzt die Weichen für unsere Wasserzukunft zu stellen und stellen dafür die nötigen Daten und Fakten bereit. Erstmals haben wir deshalb in einer Studie eingehend für ganz Österreich den derzeitigen Wasserbedarf und die Entwicklungen in den nächsten 30 Jahren im Lichte des Klimawandels untersucht. Wir müssen uns mit den Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Wasserschätze beschäftigen, um nicht in manchen Regionen Versorgungsengpässe zu riskieren. Deshalb ist es wichtig, heute schon für morgen die besten Lösungen gemeinsam zu erarbeiten“, erklärt Bundesministerin Elisabeth Köstinger anlässlich der Veröffentlichung der Studienergebnisse.
Die Auswirkungen des Klimawandels sind auch in Österreich immer deutlicher zu spüren. Trockenperioden wie in den Jahren 2003, 2015 und 2018 und Extremwetterereignisse wie länger andauernde Hitzeperioden oder Starkregenereignisse nehmen zu. Der Anstieg der Lufttemperatur und die damit verbundenen Änderungen bei den Niederschlägen, der Verdunstung und der Vegetationsperiode wirken sich unmittelbar auf die Wasserressourcen und deren Verfügbarkeit sowie auf den Wasserbedarf aus. Generell rechnet man für Österreich mit einer saisonalen Verlagerung der Niederschläge, einer Niederschlagszunahme im Winter und Frühjahr und Abnahme im Sommer und Herbst. Diese Änderungen können regional jedoch sehr unterschiedlich ausgeprägt sein.
Grundwasser steht im Fokus
Aufbauend auf den aktuellen Nutzungen und verfügbaren Ressourcen wurden in der Studie Szenarien der Grundwassernutzung für den Zeithorizont 2050 entwickelt. Für die Abschätzung einer realistischen Bandbreite der möglichen künftigen Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserressourcen und Bedarfsänderungen wurden wissenschaftlich anerkannte Klimaszenarien für Österreich (ÖKS15 Klimaszenarien) mit den Auswirkungen möglicher sozioökonomischer Veränderungen wie etwa Bevölkerungsentwicklung oder Veränderungen in der Landwirtschaft und Industrie miteinander verschnitten und regional differenziert für ganz Österreich dargestellt.
Der gesamte jährliche Wasserbedarf in Österreich liegt derzeit bei etwa 3,1 Milliarden m³. Rund 60 % – das sind etwa 1,9 Milliarden m³ – werden aus Oberflächengewässern entnommen. Der überwiegende Anteil davon wird als Kühlwasser für Industrie und Gewerbe genutzt, das in der Regel ortsnah wieder in die Gewässer rückgeführt wird. Rund 40 % des gesamten Wasserbedarfes – das sind 1,2 Mrd. m³ – werden aus dem Grundwasser zu rund zwei Drittel aus Brunnen und zu rund einem Drittel über Quellen gedeckt. Auf dem Grundwasser und seinen Nutzungen liegt das Hauptaugenmerk im Projekt „Wasserschatz Österreichs 2050“.
Wasserbedarf nimmt bis zum Jahr 2050 deutlich zu
Der Wasserbedarf für die Wasserversorgung, womit auch die Trinkwasserversorgung umfasst ist, wird aktuell zur Gänze aus dem Grundwasser über Brunnenentnahmen und Quellnutzungen gedeckt. Der aktuelle Wasserbedarf für die Wasserversorgung von 753 Millionen m³ pro Jahr wird sich bis 2050 um 11 bis 15 % erhöhen, das führt österreichweit zu einem künftigen Wasserbedarf von 830 bis 850 Millionen m³ pro Jahr. In einzelnen Gemeinden kann der Bedarf um bis zu 50 % steigen, wobei sich Bevölkerungszunahme und Klimawandel am stärksten auswirken.
Österreichweit ist der Anteil der landwirtschaftlichen Bewässerung am gesamten Wasserbedarf mit rund 69 Mio. m³ pro Jahr gering und auf wenige Regionen in Ostösterreich und zeitlich auf die Vegetationsperiode konzentriert. Bis 2050 ist beinahe von einer Verdoppelung des Bedarfes auszugehen.
Industrie und Gewerbe ist mit etwa 2.210 Millionen m³ pro Jahr mit Abstand der Sektor mit dem größten Wasserbedarf. Die überwiegend für Kühlzwecke genutzten Entnahmen erfolgen zu rund 84 % aus dem Oberflächenwasser, das ortsnah rückgeführt wird. Die Entnahmen aus Brunnen betragen etwa 330 Millionen m³ pro Jahr. Bis 2050 wird mit geringen Bedarfsveränderungen gerechnet.
Grundwasserressourcen geraten zunehmend unter Druck
„Aktuell kann der Bedarf aus dem Grundwasser nachhaltig gedeckt werden. Durch die Auswirkungen des Klimawandels könnten die verfügbaren Grundwasserressourcen in Österreich bis 2050 um bis zu 23 % von derzeit 5,1 Milliarden m³ auf 3,9 Milliarden m³ abnehmen“, erklärt Köstinger. Für den Zeithorizont 2050 ergibt ein angenommenes Klimawandelszenario mit abnehmenden Jahresniederschlägen kombiniert mit den Folgen des Klimawandels, dass in einigen Regionen Österreichs die Ausnutzungsgrade der Grundwasserressourcen weiter steigen und die Anzahl der Gebiete mit sehr hoher Ausnutzung zunehmen werden. Ohne entsprechende gegensteuernde Maßnahmen könnte der künftige Bedarf in einigen Regionen die verfügbaren Ressourcen sogar übersteigen.
„Die Studie zeigt deutlich die Auswirkungen des Klimawandels auf die österreichischen Grundwasserressourcen und damit den dringenden Handlungsbedarf im Klimaschutz. Weiters sind in besonders betroffenen Regionen maßgeschneiderte und mit den wassernutzenden Sektoren abgestimmten Anpassungsmaßnahmen auszuarbeiten. Mit dieser Studie werden erstmals österreichweit umfassende Grundlagen für die nachhaltige Bewirtschaftung der Grundwasserressourcen für die nächsten 30 Jahre bereitgestellt“, so Köstinger.
Neue Zukunftsplattform Wasser wird eingerichtet
„Österreichs Grundwasser ist ein Schatz, den wir behüten müssen. Nur durch einen achtsamen Umgang mit unseren Wasserressourcen und nachhaltige Nutzungen stellen wir sicher, dass dieser Schatz auch kommenden Generationen als hervorragende Lebensgrundlage zur Verfügung steht“, stellt Bundesministerin Elisabeth Köstinger fest. „Mir ist wichtig, dass die Ergebnisse der Studie nun breit diskutiert und die nötigen Schlüsse daraus gezogen werden. Deshalb laden wir die Bundesländer, Stakeholder und Sozialpartnerinnen und Sozialpartner ein, mit uns die Zukunft unserer Wasserschätze in einer eigenen Zukunftsplattform Wasser zu diskutierten“, so Köstinger abschließend.
Das Projekt „Wasserschatz Österreichs“ liefert eine wesentliche Datenbasis für diese vorausschauenden langfristigen Planungen und dient als Basis für die Diskussion und Erarbeitung konkreter Maßnahmen, auch auf regionaler Ebene. Im Auftrag des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus wurden die wissenschaftlichen Arbeiten vom Umweltbundesamt, von der Universität für Bodenkultur und vom Ingenieurbüro Holler durchgeführt.
Link zur Studie:
[info.bmlrt.gv.at/themen/wasser/nutzung-wasser/wasserschatz-oesterrei chs-studie]
(https://info.bmlrt.gv.at/themen/wasser/nutzung-wasser/wasserschatz-o
esterreichs-studie.html)
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