Wien (OTS) – Die Corona-Krise hat Frauen massiv belastet und auch in der Arbeitswelt überdurchschnittlich getroffen. In der extremsten Phase der Krise waren 85 Prozent der Personen, die wegen Corona ihren Arbeitsplatz verloren haben, Frauen. Auch wenn sich der Arbeitsmarkt jetzt langsam erholt, ist das Vorkrisen-Niveau noch lange nicht erreicht. „Aktuell sind im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 fast 19.000 Frauen mehr arbeitslos oder in Schulung“, erläutert ÖGB-Vizepräsidentin und -Frauenvorsitzende Korinna Schumann.
Aus diesem Grund haben die ÖGB-Frauen ein 5-Punkte-Programm entwickelt, das konkrete Lösungsvorschläge zur aktiven Förderung von Frauen am Arbeitsmarkt anbietet. Beim ersten Sommerdialog in diesem Jahr wurde das Programm mit Expertinnen diskutiert.
Rückschritte bei der Gleichberechtigung verhindern
Der Schwerpunkt des Programms liegt auf Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik: „Nur mit einer aktiv gestalteten Arbeitsmarktpolitik kann verhindert werden, dass die Benachteiligungen, die Frauen während der Corona-Krise am Arbeitsmarkt erfahren haben, dauerhaft bleiben und es zu Rückschritten bei der Gleichberechtigung kommt“, betont Korinna Schumann.
Mehr Qualifikation, Arbeitslosengeld und Kinderbetreuung
Zielführende Maßnahmen sind laut ÖGB-Programm der Ausbau sozialer und infrastruktureller Einrichtungen wie Kindergärten, des öffentlichen Verkehrs oder von Pflegeinstitutionen und die damit verbundene Schaffung neuer Arbeitsplätze, die gezielte Förderung von Frauen-Beratungsstellen zur Arbeitsmarktvermittlung sowie die Erhöhung des Arbeitslosengeldes. Auch Frauenstiftungen, über die Aus-und Weiterbildung finanziert werden können, um Betroffenen den Umstieg in eine andere Branche zu ermöglichen, sind etablierte und wirksame Mittel zur Bekämpfung von Frauenarbeitslosigkeit. Schließlich bietet auch die bewusste Umverteilung von Arbeitszeit, etwa durch Arbeitszeitverkürzung mittels Einführung einer sechsten Urlaubswoche für alle Chancen auf neue Arbeitsplätze.
„Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten, um Frauen bessere Chancen am Arbeitsmarkt zu bieten – diese haben wir heute auf den Tisch gelegt”, so Schumann, „sie umzusetzen, ist eine Frage des politischen Willens und auf den zählen wir“.
Breiter Dialog mit Expertinnen
Weitere Teilnehmerinnen des Sommerdialogs und der Diskussion um das 5-Punkte-Programm des ÖGB waren Petra Draxl, Geschäftsführerin des AMS Wien, Sophie Karmasin, Geschäftsführerin des Vereins Unternehmen Zukunft und ehemalige Bundesministerin für Familien und Jugend, Elisabeth Klatzer, attac-Ökonomin und Mitinitiatorin des Bündnisses „Mehr für Care!“ sowie Maria Langmaier, Generalsekretärin der Katholischen Frauenbewegung Österreichs.
„Es wurde sehr intensiv und vielschichtig diskutiert. Die unterschiedlichsten Sichtweisen waren sehr spannend. Es sind großartige Frauen, die hier am Tisch zusammengesessen sind“, kommentiert Sophie Karmasin den Sommerdialog.
Auch Korinna Schumann beurteilt den Dialog höchst positiv: „Der heutige Austausch über die Verbesserung der Jobmöglichkeiten für Frauen nach der Corona-Krise war sehr wertvoll. Die Erfahrungen der Teilnehmerinnen des Sommerdialogs haben uns gezeigt, welche weiteren Möglichkeiten es zur Bekämpfung der Frauenarbeitslosigkeit gibt, aber auch wie facettenreich die Benachteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt ist.“
Der ÖGB-Sommerdialog habe sich zu einem bewährten Format entwickelt, um sich mit ExpertInnen aus anderen gesellschaftlichen Bereichen zu gewerkschaftlich relevanten Themen auszutauschen, so die Gewerkschafterin weiter.
Der diesjährige ÖGB-Sommerdialog läuft unter dem Motto „Rein in die Arbeit, raus aus der Krise!“ und umfasst insgesamt drei Termine.
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