Wien (OTS) – „Das Jahr 2020 war europaweit von der COVID-19-Pandemie überschattet. Die Auswirkungen beschäftigen und beeinflussen nachhaltig und länderübergreifend Verkehrsunternehmen, Behörden, Reisende und andere Akteure – so auch die gesamte Eisenbahnbranche. Die Marktbeobachtung ist ein wichtiges Instrument, um Rückschlüsse auf die Auswirkungen sowie die gesetzten Maßnahmen ziehen zu können“, erklärt Maria-Theresia Röhsler, Geschäftsführerin der Schienen-Control GmbH.
Personenverkehr: 192,2 Millionen Fahrgäste im Jahr 2020
Der Schienenpersonenverkehrsmarkt war 2020 stark von den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie betroffen, insbesondere im zweiten Quartal. Zwar wurden zur Aufrechterhaltung eines Grundangebotes an Mobilität im Nahverkehr fast alle Bahnverbindungen beibehalten, allerdings wurden die Zugintervalle teils stark ausgedünnt. Zudem wurden viele Fernverkehre aufgrund vorübergehender Grenzschließungen temporär ausgesetzt. Die Anzahl der Reisenden sank österreichweit auf 192,2 Millionen Fahrgäste, was einen Rückgang von 39,2 Prozent gegenüber 2019 bedeutet (316,4 Millionen). In weiterer Folge haben sich auch die Personenkilometer stark reduziert (minus 44,6 Prozent). Da der Rückgang im Fernverkehr im Vergleich zum Nahverkehr stärker war, verringerte sich auch die errechnete durchschnittliche Fahrtweite 2020 deutlicher als zuletzt um weitere 3,7 Kilometer.
Durch die geringere Anzahl an Zügen im Streckennetz war die Pünktlichkeit der Züge im Jahr 2020 mit 97,2 Prozent deutlich höher als 2019 (95,2 Prozent). So erreichte der Nahverkehr eine Pünktlichkeit von 97,5 Prozent (2019: 95,7 Prozent), unter Berücksichtigung der spontan ausgefallenen Züge (z. B. Lokschaden während einer Zugfahrt) ergab sich letztendlich eine Pünktlichkeit von 96,8 Prozent. Auch im Fernverkehr war die Pünktlichkeit pandemiebedingt aufgrund weniger Züge mit 90,2 Prozent deutlich höher als 2019 (85,9 Prozent).
2020 waren in Summe 17 Eisenbahnverkehrsunternehmen im Personenverkehr tätig. Die ÖBB als größtes österreichisches Bahnunternehmen bleibt bei den Fahrgastzahlen voran: Im Jahr der Pandemie beförderte sie knapp 162,8 Millionen Fahrgäste (2019: 266 Millionen). Der Marktanteil der Mitbewerber bei den beförderten Fahrgästen ist mit minus 0,6 Prozentpunkten leicht zurückgegangen.
Wie aus dem aktuellen europäischen Marktbericht von IRG-Rail hervorgeht, war Österreich 2019 abermals Bahnland Nummer eins innerhalb der Europäischen Union. Mit 1.507 Kilometern je Einwohnerin und Einwohner kamen gegenüber 2018 noch einmal fünf Kilometer hinzu, diese sicherten Österreich erneut vor Frankreich (1.442 Kilometer) und Schweden (1.415 Kilometer) den ersten Platz.
Schienengüterverkehr: Rückgang beim Aufkommen und bei der Verkehrsleistung
Spürbar war der Rückgang auch im Güterbereich, wenngleich bei weitem nicht so stark wie im Personenverkehr. Die Indikatoren des Schienengüterverkehrs verzeichneten 2020 primär aufgrund des von der Pandemie stark beeinflussten wirtschaftlichen Umfelds rückläufige Entwicklungen. Sowohl das Aufkommen (beförderte Nettotonnen) als auch die Verkehrsleistung (Nettotonnenkilometer, Bruttotonnenkilometer) sind jeweils um rund sieben Prozent gesunken. Das ist in erster Linie auf unterbrochene internationale Liefer- und Produktionsketten zurückzuführen. Im Eisenbahnbereich wirkte sich beispielsweise auch die nicht immer gegebene grenzüberschreitende Verfügbarkeit von Fachpersonal auf die Tätigkeit der Unternehmen aus. Nicht zuletzt beeinflussten außerdem einzelne lokale Ereignisse die Güterverkehrsaktivität: So hat die Sperre des Karawankentunnels (integraler Bestandteil des Güterkorridors von Kärnten Richtung Adriahäfen) zu Sanierungszwecken z. B. dazu geführt, dass gewisse Transporte von der Schiene auf die Straße ausgewichen sind.
Von allen im Güterverkehr aktiven Bahnunternehmen hatte die Rail Cargo Austria mit 66,9 Prozent den höchsten Marktanteil bei den Nettotonnenkilometern (2019: 68,2 Prozent). Zudem gab es fünf weitere Unternehmen mit Marktanteilen von jeweils mehr als drei Prozent: Die deutsche Lokomotion mit 4,9 Prozent, die TX Logistik mit 4,8 Prozent, die Wiener Lokalbahnen Cargo mit 3,77 Prozent, die Cargo Service (CargoServ) mit 3,7 Prozent und die LTE mit 3,03 Prozent.
Nach Streckenkategorien des ÖBB-Netzes betrachtet vergrößerten sich 2020 die Marktanteile der Mitbewerber im Güterverkehr (gemessen an den Bruttotonnenkilometern) beinahe überall. Am stärksten ausgeprägt ist der Wettbewerb auf der Brenner- und Westachse, hier erbrachten die Mitbewerber in Summe bereits 45 bzw. 49 Prozent der gesamten Verkehrsleistung. Mit jeweils etwa 40 aktiven Unternehmen waren die Weststrecke und die sonstigen internationalen Achsen (z.B. Tauern- und Semmeringstrecke) die von den meisten Unternehmen befahrenen Abschnitte im Güterverkehr.
Der vollständige Jahresbericht 2020 ist unter
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