Linz (OTS) – Der Applaus für die Covid-Helden/-innen ist längst verhallt, die Probleme aber bleiben. Die Beschäftigten in den Krankenhäusern stehen häufig an ihren Belastungsgrenzen – etwa durch steigende Aufgaben, veraltete Methoden der Personalberechnung oder gestiegene Ansprüche der Patienten/-innen. Deutlich sichtbar wird die Belastung in den Zeitguthaben der Krankenhaus-Beschäftigten: Fast drei Millionen Stunden, das entspricht 1.600 Vollzeitposten, sind offen. „Das Pflegepersonal muss endlich entlastet werden. Ein Weg dazu ist der Ausbau der Unterstützungsberufe“, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer. Auch die Gesundheitsexpertin Dr.in Elisabeth Rappold von der Gesundheit Österreich GmbH sieht das ähnlich:
„Oberösterreich braucht bis 2030 mehr als 6.000 zusätzliche Pflegekräfte. Zur Bewältigung dieses Bedarfs muss das Pflegepersonal auch durch Unterstützungskräfte von fachfremden Tätigkeiten entlastet werden.“
Bis zum Ende dieses Jahrzehnts werden in den oberösterreichischen Krankenhäusern 6.025 mehr Pflegekräfte benötigt. Die Gründe dafür liegen hauptsächlich in der demographischen Entwicklung und in kommenden Pensionierungen. „Um den bevorstehenden Bedarf an Pflegekräften zu bewältigen, gilt es Maßnahmenbündel zu schnüren“, erläutert Dr.in Elisabeth Rappold. „Konkret: Mehr Personen für die Ausbildung in einem Pflegeberuf gewinnen, die Berufsverweildauer durch eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen erhöhen und die Effizienz steigern. Dazu gehört aber auch, Pflegeberufe von fachfremden Tätigkeiten zu entlasten. Etwa durch die Einführung des Berufes der Unterstützungskräfte analog zur Heimhilfe für den stationären Bereich. Ihr Aufgabenbereich umfasst hauswirtschaftliche, organisatorisch-logistische, administrative und Hygieneaufgaben sowie einfache pflegerischen Handreichungen.“
AK-Präsident Kalliauer ergänzt: „Stationssekretärinnen und -sekretäre, Abteilungshilfen, mehr Patiententransporte, Hol- und Bringdienste, aber auch Reinigungskräfte entlasten die Gesundheitsberufe und schaffen zusätzlich neue Arbeitsplätze. Das wäre angesichts der Auswirkungen der Pandemie auf den Arbeitsmarkt auch dringend notwendig.“
Schon vor der Covid-19-Pandemie waren die Beschäftigten in den oberösterreichischen. Krankenhäusern unter fordernden Arbeitsbedingungen tätig. Die Pandemie machte diese Schwachpunkte sichtbarer. Die Arbeiterkammer Oberösterreich weist bereits seit Jahren unermüdlich und eindringlich darauf hin, dass es dringend Verbesserungen braucht, um langfristig die Gesundheit der Beschäftigten zu erhalten und zugleich auch Pflegeberufe attraktiver zu machen. So basieren die Dienstpostenberechnungen zum Teil auf veralteten Methoden aus den 1990er-Jahren. Und es hat sich der Arbeitsalltag entscheidend verändert: durch neue arbeits- und pflegewissenschaftliche Erkenntnisse, die berufsrechtliche Aufwertung der Pflege, die Übernahme von ärztlichen Tätigkeiten oder stark gestiegene Dokumentations- und Hygieneanforderungen. Ende 2019 gab es in den oberösterreichischen Krankenhäusern 2.782.303 Millionen Guthabenstunden (Mehrstunden und Urlaube), das entspricht 1.600 Vollzeitposten. Mehr als die Hälfte, 1.424.772 Stunden, entfällt auf die Pflege.
In den oberösterreichischen. Krankenhäusern gibt es immer noch zu wenige Dienstposten für unterstützende Berufe. Auf der anderen Seite sind viele Menschen – auch bedingt durch die Covid-19-Pandemie – langzeitarbeitslos. Für manche davon könnte die Arbeit in einem Unterstützungsberuf im Krankenhaus eine gelungene Rückkehr in die Arbeitswelt darstellen. AK-Präsident Dr. Kalliauer: „Der Ausbau von Unterstützungsberufen wäre ein Gewinn für alle: Die Gesundheitsberufe würden entlastet werden, es gäbe mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten und zugleich würden neue krisenfeste und regionale Arbeitsplätze geschaffen werden. Die Erfahrungen in den Alten- und Pflegeheimen, in denen schon jetzt Unterstützungsberufe eingesetzt werden, zeigen jedenfalls positive Ergebnisse.“
Auch die Expertin Dr.in Rappold von der Gesundheit Österreich ist überzeugt davon: „Neben dem bedarfsorientierten Ausbau von Gesundheitsberufen könnte einem Teil der Herausforderungen im Gesundheitswesen durch eine zeitgemäße Kompetenz- und Aufgabenverteilung innerhalb der Gesundheitsberufe – verbunden mit größerer Handlungsautonomie des jeweiligen Berufes – und mit Einbeziehung von Unterstützung-, Assistenz- und Servicekräften begegnet werden.“
Pflege wäre damit auch ein dringend benötigter Jobmotor und würde die Konjunktur stärken. Gerade jetzt ist es daher wichtig, in Gesundheitseinrichtungen zu investieren. Laut einer aktuellen Berechnung des Instituts für Höhere Studien (IHS) stehen jedem Euro Investition in die Pflege 1,7 Euro an Wertschöpfung gegenüber. Das heißt: Die Investitionen würden sich zu einem großen Teil selbst rechnen – durch Kaufkraft, durch Steuereinnahmen und durch niedrigere Ausgaben in der Arbeitslosenversicherung.
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