Juraczka/Figl: Gegen jede Form der „Cancel Culture“ beim Lueger-Denkmal

Wien (OTS) – Einen sachlichen Umgang mit Denkmälern historischer Persönlichkeiten forderten der 3. Landtagspräsident Manfred Juraczka und der Bezirksvorsteher der Inneren Stadt, Markus Figl, nach dem gestern im Rathaus abgehaltenen Runden Tisch zum Lueger-Denkmal, der auf Betreiben von Kulturstadträtin Kaup-Hasler stattgefunden hat. Karl Lueger war ein verdienstvoller Bürgermeister Wiens und hat die Stadt über weite Strecken modernisiert und das Fundament für die weitere Entwicklung im 20. Jahrhundert gelegt. Die antisemitische Rhetorik Luegers jedoch haben Juraczka und Figl im Rahmen des gestrigen Austausches klar abgelehnt und verurteilt.

„Karl Luegers Persönlichkeit verdient eine differenzierte Betrachtung. Bereits 2016 habe ich daher mit dem damaligen Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny eine Zusatztafel, deren Text von der Kulturkommission Innere Stadt gemeinsam mit Oliver Rathkolb verfasst wurde, am Denkmal enthüllt, um die notwendige Kontextualisierung sicherzustellen. Das ehrende Gedenken, wie es uns im Lueger-Denkmal begegnet, gilt daher naturgemäß dem verdienstvollen Bürgermeister und nicht jenem Politiker, der sich dem politischen Antisemitismus bediente. Es darf nicht sein, dass das Denkmal nun regelmäßig verunstaltet wird. Die Reinigungskosten verschlingen mittlerweile gigantische Beträge an Steuergeld“, so Bezirksvorsteher Markus Figl.

Erfreut zeigen sich beide Politiker über den Umstand, dass der gestrige Runde Tisch über weite Strecken sehr sachlich verlief. Honorige Persönlichkeiten wie etwa Altbundespräsident Heinz Fischer mahnten zu einem respektvollen Umgang und sprachen sich klar gegen eine „Cancel Culture“ aus. Eine Umbenennung des Lueger-Platzes wurde von keinem der Teilnehmer thematisiert.

Der ebenfalls anwesende renommierte Historiker und ehemalige Salzburger Landeshauptmann Franz Schausberger appellierte dazu „eine Kontextualisierung durch einen etwaigen Gegenpol, jedenfalls aber nicht durch eine Entehrung des Denkmals vorzunehmen. Eine Beseitigung des Denkmals würde in der gegenwärtig aufgeheizten Stimmung rechtsextremen Geistern erst recht die Möglichkeit zur Profilierung bieten und die Möglichkeit, eine historische Persönlichkeit für ihre Zwecke zu missbrauchen.“

Juraczka weiter: „Eine glaubwürdige Auseinandersetzung mit Denkmälern ambivalenter historischer Persönlichkeiten muss ohne parteipolitische Voreingenommenheit erfolgen, ansonsten entlarvt es sich als zutiefst ideologische Politik. In einer Stadt, in der nach wie vor eine Gedenktafel für Josef Stalin (mit Zusatztafel) hängt, oder der kommunistische Mörder Ernesto Che Guevara ein Denkmal (ohne Zusatztafel) im Donaupark hat, muss auch ein Platz für Karl Lueger sein. Gerade wenn man seine finstere Seite offen anspricht. Wir dürfen Geschichte nicht unsichtbar machen, sondern müssen unsere Lehren daraus ziehen“, so Juraczka abschließend.

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