Wien (OTS) – „Alkohol ist in unserer Gesellschaft ein Genussmittel und oft Bestandteil des Soziallebens. Problematischer Konsum kann jedoch zu ernsthaften gesundheitlichen und sozialen Folgen führen:
Leberentzündung, Nierenversagen, Herz- und Magenprobleme sind mögliche Folgen, vor allem wenn ein Suchtverhalten eintritt. Alkoholmissbrauch belastet und zerrüttet oft auch das soziale Umfeld, Familie und Partnerschaften. Daher setzen wir mit der Dialogwoche Alkohol ein wichtiges Zeichen für einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol und ich danke allen Initiativen, die Menschen mit Suchtproblemen unterstützen. Mit den Daten aus der Repräsentativerhebung zu Konsum‐ und Verhaltensweisen mit Suchtpotenzial 2020 wollen wir weiter zum besseren Verstehen von Suchtproblematiken beitragen und Impulse für eine bessere Unterstützung der Betroffenen geben.“ so Gesundheitsminister Dr. Wolfgang Mückstein zum Start der Dialogwoche Alkohol.
Rechtzeitig zur österreichweiten Bewusstseinskampagne Dialogwoche Alkohol (17.-23.05.2021, dialogwoche-alkohol.at) stehen auch aktuelle Daten zum Alkoholkonsum in Österreich zur Verfügung. Die „Österreichische Repräsentativerhebung zu Konsum‐ und Verhaltensweisen mit Suchtpotenzial 2020“ wurde vom Kompetenzzentrum Sucht der Gesundheit Österreich GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz durchgeführt. Der Bericht wird im Laufe dieser Woche veröffentlicht.
Corona: Erster Lockdown führte bei jüngeren Personen häufiger zu Änderungen im Konsumverhalten
Die deutliche Mehrheit der befragten Alkoholkonsumenten und Alkoholkonsumentinnen (71 %) berichtet, dass es im Zeitraum des ersten Lockdowns (März bis Mai 2020) zu keinen relevanten Veränderungen des Alkoholkonsums kam. 16 Prozent geben eine Reduktion des Alkoholkonsums und 13 Prozent eine Zunahme an. Frauen berichten gleich oft wie Männer von einem gesteigerten Alkoholkonsum während des ersten Lockdowns (jeweils 13 %). Männer berichten für diesen Zeitraum hingegen häufiger als Frauen von einer Reduktion ihres Alkoholkonsums (19 % der Alkoholkonsumenten gegenüber 13 % der Alkoholkonsumentinnen).
Jüngere Menschen berichten insgesamt häufiger als ältere Menschen, dass sie ihr Konsumverhalten während des ersten Lockdowns in einem relevanten Ausmaß in die eine oder andere Richtung änderten: In der Altersgruppe der 15- bis 34-Jährigen reduzierten laut Selbstauskunft 27 Prozent während des ersten Lockdowns ihren Alkoholkonsum, während 17 Prozent ihren Konsum steigerten. Im Vergleich dazu reduzierten nur zehn Prozent der Personen über 65 Jahren ihren Alkoholkonsum und vier Prozent intensivierten ihre Trinkgewohnheiten.
Unabhängig von Alter und Geschlecht waren die wichtigsten Motive für einen Konsumanstieg Freizeit oder mehr Stress, die wichtigsten Motive für eine Konsumreduktion der Wegfall von Konsummöglichkeiten und sozialen Interaktionen außer Haus.
Mittelfristig nur geringfügige Änderung des Konsumverhaltens
Ergänzende Ergebnisse aus der zweiten Erhebungswelle legen nahe, dass Verhaltensänderungen als Reaktion auf den ersten Lockdown – sofern es zu welchen kam – großteils nur von kurzer Dauer waren: Der Anteil der Befragten, die täglichen oder fast täglichen Alkoholkonsum angaben, stieg kurzfristig deutlich an, sank aber danach wieder auf das Ausgangsniveau ab.
Insgesamt legen die Ergebnisse somit nahe, dass es während des ersten Lockdowns zwar bei manchen Personen durchaus zu Verhaltensänderungen kam, dass danach aber eine Rückkehr zu gewohnten Konsummustern stattfand. Es ist aber darauf hinzuweisen, dass sich diese Aussage auf die Allgemeinbevölkerung bezieht. Die Auswirkungen der Coronakrise auf manifeste Alkoholikerinnen und Alkoholiker wird derzeit im Rahmen eines anderen Projekts des Kompetenzzentrums Sucht untersucht.
Wie viele Personen trinken aktuell in einem problematischen Ausmaß Alkohol?
Unabhängig von Veränderungen im Rahmen der Corona-Pandemie wird laut aktuellen Daten geschätzt (siehe Hintergrund und Methode), dass 15 Prozent der österreichischen Bevölkerung (ab 15 Jahren) Alkohol in einem problematischen Ausmaß konsumieren. Diese Schätzung umfasst Personen mit Alkoholabhängigkeit sowie Personen mit einem Konsumverhalten, das längerfristig mit großer Wahrscheinlichkeit zu körperlichen Problemen führen wird. Als problematischer Konsum gilt ein Durchschnittskonsum von mehr als 40 Gramm Alkohol pro Tag für Frauen bzw. mehr als 60 Gramm Alkohol pro Tag für Männer. 20 Gramm Alkohol entsprechen dabei einem großen Bier oder etwas weniger als einem viertel Liter Wein. Im Vergleich zu Vorerhebungen zeigt sich im längerfristigen Trend der letzten 15 Jahre ein geringfügiger Rückgang des problematischen Alkoholkonsums in Österreich.
Männer konsumieren deutlich häufiger riskant Alkohol als Frauen
Männer (19 %) weisen fast doppelt so häufig einen problematischen Konsum auf wie Frauen (11 %) und auch bei anderen Konsumindikatoren zeigt sich ein ähnliches Verhältnis zwischen den beiden Geschlechtern: Männer trinken im Durchschnitt mehr als doppelt so viel Alkohol wie Frauen (38 Gramm bzw. 15 Gramm Reinalkohol), Männer trinken doppelt so häufig täglich oder fast täglich Alkohol wie Frauen (25 % bzw. 12 %) und Männer trinken doppelt so häufig große Konsummengen bei einer Trinkgelegenheit (mehr als 120 Gramm bei einer Gelegenheit bei Männern bzw. mehr als 80 Gramm bei einer Gelegenheit bei Frauen).
Frauen sowie junge Personen sind überdurchschnittlich häufig von negativen Folgen des Alkoholkonsums anderer Personen betroffen
Auch Auswirkungen von Alkoholkonsum auf das soziale Umfeld wurden in der Bevölkerungsbefragung untersucht. Sechs Prozent der Befragten berichten, dass sie mit mindestens einer Person im Haushalt leben, deren Alkoholkonsum ihnen unterschiedliche Probleme bereitet (z. B. indem die/der Betreffende ihnen Sorgen bereitet, sie verbalen Aggressionen aussetzt oder Aufgaben vernachlässigt). Frauen sind am häufigsten vom Alkoholkonsum ihres Partners betroffen, jüngere Menschen am häufigsten vom Alkoholkonsum ihres Vaters. Etwa zwei Drittel der Betroffenen sind der Meinung, dass die dadurch verursachten Probleme ohne Alkohol nicht bestünden.
Warum wird Alkohol konsumiert und warum trinken manche Menschen keinen Alkohol?
Für den überwiegenden Teil der Befragten stehen positive Erfahrungen mit dem Konsum von Alkohol im Vordergrund. Sie trinken Alkohol, weil es ihnen dadurch leichter fällt, auf andere Menschen zuzugehen, oder weil sie Alkohol mit Spaß in Verbindung setzen. Negative Erfahrungen in Zusammenhang mit Alkohol (z. B. ich werde anderen gegenüber aggressiv oder ich werde traurig bzw. niedergeschlagen) werden deutlich seltener berichtet. Für Menschen mit einem problematischen Substanzkonsum haben kompensatorische Wirkungen (z. B. gegen Stress, um Probleme zu vergessen) eine erhöhte Bedeutung.
14 Prozent der Befragten haben in den letzten zwölf Monaten keinen Alkohol getrunken. Mangelndes Interesse an Alkohol und die Annahme von negativen Auswirkungen auf die eigene Gesundheit werden am häufigsten als Grund für Abstinenz genannt.
Bevölkerung zeigt Problembewusstsein beim Thema Alkoholkonsum
Einstellungsfragen in Sachen Alkohol offenbaren, dass Alkoholkonsum während der Schwangerschaft sowie Alkoholkonsum am Arbeitsplatz von der überwiegenden Mehrheit der Befragten als Problem betrachtet wird und dass somit eine entsprechende Sensibilität für „Punktnüchternheit“, also für Alkoholverzicht in bestimmten Situationen, vorhanden ist. Unter Maßnahmen zur Verhinderung von Alkoholproblemen finden wie schon in Vorerhebungen Aufklärung und Informationskampagnen die größte Zustimmung. Die Mehrheit der Befragten stimmt der Aussage zu, dass Alkohol mehr Probleme für die Gesellschaft verursacht, als illegale Drogen.
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