Wien (OTS) – Obwohl die heimischen Legehennenhalter nach den weltweit höchsten Standards arbeiten und die tier- und umweltfreundliche Eierproduktion in Österreich bereits seit Langem gelebte Realität ist, schlägt sich das nicht bei den Verkaufspreisen nieder. Die Eierpreise bewegen sich seit zehn Jahren auf demselben Niveau. Die Rabatt- und Aktionspolitik einzelner Handelsketten führt zu einer zunehmenden Entwertung von hochwertigen Qualitätseiern aus Österreich. Die seit Herbst stark gestiegenen Futterkosten bringen Eierproduzenten nun an die Grenze ihrer Belastbarkeit.
„Sollte es nicht gelingen, am Markt kostendeckende Preise zu erzielen, werden Bauern gezwungen sein, aus der Produktion auszusteigen. Im Wettbewerb mit Eiern aus einer Tierhaltung mit deutlich niedrigeren Tierwohlstandards und gentechnikverändertem Futtersoja aus Südamerika können unsere Bauern nur dann wirtschaftlich überleben, wenn die messbaren Mehrleistungen in Österreich klar kommuniziert werden und heimische Eiervermarkter den Preis erzielen, der ihren auch zusteht“, mahnt der Obmann der Zentralen Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Geflügelwirtschaft (ZAG), Franz Karlhuber.
Heimische Legehennen werden gentechnikfrei und klimafreundlich gefüttert
Während Österreich als einziges Land in der EU die Käfighaltung gänzlich abgeschafft hat, leben etwa 50% der Hennen in der Union noch immer in ausgestalteten Käfigen. Im Rahmen des AMA-Gütesiegel-Programms wurden die Haltungsbedingungen für die Tiere, aber auch die Hygiene sowie die Lebensmittelsicherheit bei Eiern laufend verbessert. In einem gemeinsamen Schulterschluss zwischen Konsumenten, dem Handel und den Eierproduzenten wurde vereinbart, dass österreichische Legehennen ab 2010 nur mehr mit gentechnikfreiem Futter gefüttert werden. Seit 2014 stammt die wichtigste Futterkomponente Soja sogar nur mehr aus den Nachhaltigkeitsprogramm „Donau Soja“.
„Soja aus den Regenwald-Regionen Südamerikas ist für die österreichischen Legehennenhalter tabu, diesen Mehrwert möchten wir auch weiterhin anbieten können, auch wenn man mit gentechnikverändertem Futter deutlich Geld sparen könnte. Wir leisten damit einen wichtigen Beitrag für die Gesunderhaltung der Natur und ersparen der Umwelt damit jährlich 110.000 t CO2“, hält Karlhuber fest.
Futterpreise stark gestiegen
Durch die europaweit gestiegene Nachfrage nach GVO-freiem Soja und andererseits einem gesunkenem Angebot, aber auch Corona-bedingten Spekulationen an den Börsen hat sich der Preis für Sojabohnen im letzten halben Jahr um 75% erhöht. Die Preise für Mais sind ebenfalls deutlich angestiegen. Die Kostensteigerungen wirken sich auch bereits in der Vorproduktion, der Bruteiproduktion und der Junghennenaufzucht aus. Eine wesentliche Entspannung der Preissituation bei Futtermitteln ist laut Experten auch ab Herbst 2021 nicht zu erwarten. Berücksichtigt man die öffentlich notierten Futterpreissteigerungen seit Herbst, dann ergibt sich hochgerechnet ein Mehrpreis von 1 bis 2 Cent pro Ei.
Donau Soja rechtzeitig sichern
Deutlich mehr europäische Sojabohnen als in den Nachhaltigkeitsprogrammen in der EU benötigt werden, wurden vom Verein Donau Soja im Vorjahr zertifiziert. Zertifiziertes, GVO-freies Donau Soja wurde aber nicht nur von Tierhaltern im Rahmen von Donau Soja-Markenprogrammen aufgekauft. Der Verein Donau Soja empfiehlt Mischfutterwerken und Futterselbstmischern, sich die bekannten Bedarfsmengen rechtzeitig im Vorhinein vertraglich zu sichern. „Wir haben großes Verständnis für die Notlage der österreichischen Legehennenhalter und haben in Gesprächen mit der ZAG bereits Hilfestellungen angeboten, die die Versorgungssituation verbessern sollten“, so der Obmann des Vereins Donau Soja, Matthias Krön.
Auf Errungenschaften nicht verzichten
Die österreichische Legehennenhaltung zeichnet sich durch ein einzigartiges Paket an Mehrleistungen im Interesse der Menschen, der Tiere, aber auch der Umwelt aus. Die Geflügelhalter möchten auf diese Erkennungsmerkmale nicht verzichten. „Sollte es uns aber nicht gelingen, für heimische Eier einen kostendeckenden Preis zu erzielen, dann werden viele Tierhalter spätestens ab Herbst keine Junghennen mehr einstallen“, bringt der Obmann der EZG Frischei, Franz Kirchweger, die kritische Situation auf den Punkt.
Verantwortung in Zeiten der Corona-Krise
Für Überschussmengen, die in der Ei-Verarbeitungsindustrie verwertet werden, erzielt man in Zeiten der Corona-Krise und dem inzwischen dritten Gastro-Lockdown in Folge Eierpreise, mit denen man nicht einmal mehr die Futterkosten für die Tiere decken kann, stellt ZAG-Obmann Karlhuber verärgert fest und meint, da laufe etwas gravierend aus der Bahn. „Wir tragen tagtäglich Verantwortung für die Tiere und für die Versorgung der Menschen in Österreich, auch in Zeiten der Corona-Krise. Wir verdienen für unsere Arbeit mehr Wertschätzung, die sich besonders auch in dieser Krisensituation im Preis widerspiegeln muss“, betont Karlhuber. (Schluss)
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