Linz (OTS) – Eine WIFO-Studie im Auftrag der Arbeiterkammer zeigt den großen Stellenwert der Steyrer Produktion weit über die Region hinaus: „Mit jedem einzelnen Arbeitsplatz in der Kfz-Produktion in Steyr sind bundesweit zweieinhalb weitere Jobs verbunden, etwa im Handel oder am Bau“, sagt Studienautor Gerhard Streicher. „Die Zukunft von MAN in Steyr ist daher von großer Wichtigkeit weit über das Werk und seine Mitarbeiter/-innen hinaus. Auch eine Beteiligung der öffentlichen Hand darf kein Tabu sein, wenn dadurch Arbeitsplätze gesichert und Impulse für einen zukunftsfähigen, sozial-ökologischen Umbau der Kfz-Branche gesetzt werden können“, fordert AK-Präsident Johann Kalliauer.
Markus Marterbauer, Chefökonom der AK Wien ergänzt: „Österreich hat einen exzellenten Industriestandort. Doch es fehlt eine zukunftsgerichtete Industriestrategie, die die Herausforderungen von Klimakrise und Digitalisierung annimmt und den Produktions- und Arbeitsstandort langfristig sichert.“ Österreichs Industrie leide nicht unter zu hohen Löhnen, Lohnnebenkosten, Gewinnsteuern oder Umweltstandards. Die Industrieproduktion habe zuletzt das Niveau vor der Covid-Krise bereits wieder überschritten und befinde sich in einem kräftigen Aufschwung.
Laut der WIFO-Studie „Kfz-Produktion im Bezirk Steyr: Eine regionalwirtschaftliche Analyse“ im Auftrag der AK Wien stieg die Beschäftigung in der Steyrer Kfz-Produktion zwischen 2016 und 2018 mehr als doppelt so schnell wie in Steyr insgesamt. Drei Viertel der Kfz-Beschäftigten kommen von außerhalb. Das sind deutlich mehr als im Durchschnitt aller Branchen (60 Prozent). 17 Prozent aller Kfz-Beschäftigten in ganz Österreich sind in Steyr beschäftigt.
„Mit einer Kfz-Umsatz-Milliarde in Steyr sind insgesamt rund 5.500 Jobs verbunden. Etwa 1.700 Personen direkt in der Kfz-Branche, weitere 1.600 Personen in Zulieferbetrieben und durch angeregte Konsum- und Investitionsausgaben noch zusätzlich rund 2.200 andere Jobs“, erklärt Studienautor Streicher. Dank der Kfz-Produktion in Steyr mit ihren rund 6.000 Arbeitsplätzen vor Ort sind somit insgesamt rund 20.000 Jobs in ganz Österreich ausgelastet, vor allem in Wien sowie in den Bezirken Linz Stadt/Land, Amstetten und Steyr-Land – mehrheitlich in anderen Branchen wie im Handel oder am Bau.
Die Fahrzeugindustrie (LKW und Auto) steht durch Klimawandel und Digitalisierung mitten in einem Transformationsprozesses. In Zukunft spielen Antriebssysteme, die nicht auf Diesel und Benzin beruhen, eine zentrale Rolle. Aus AK-Sicht ergibt sich daraus ein notwendiger Umbau der Branche und der mit ihr verbundenen Zulieferbetriebe. Aus diesem Blickwinkel ist auch die Debatte um die Zukunft das Man-Werkes in Steyr zu sehen. MAN ist eine Tochter der Volkswagen AG bzw. ihrer Tochter Traton. Das aktuelle Agieren der Unternehmenseigentümer und das „Angebot“ des einzig vom Konzern zugelassenen Kaufinteressenten Siegfried Wolf sind gegenüber dem Renommee des MAN-Werks in Steyr, gegenüber der Zukunft der dort Beschäftigten und darüber hinaus verantwortungslos.
Die Beschäftigten wollte sich auf den „angebotenen“ Job-Abbau mit Lohnverzicht mehrheitlich nicht einlassen. „Das ist umso verständlicher, als für die Belegschaft das vorgelegte Konzept zu wenig zukunftsfähig und nicht schlüssig war“, sagt AK Präsident Johann Kalliauer. Die MAN-Verhandlungen sollten nun zügig im Sinne einer nachhaltigen Zukunft für den Standort und seine Arbeitsplätze weitergeführt werden. Die Interessenvertreter/-innen der Arbeitnehmer/-innen müssen in diese Verhandlungen eingebunden werden.
Lohndumping ist keine Option, Fokus auf Qualität und Innovationsfähigkeit
Es gibt einen gültigen, bis 2030 wirkenden Standort- und Beschäftigungssicherungsvertrag, den MAN einzuhalten hat. „Lohnverzicht ist keine Lösung. Es braucht ein tragfähiges Zukunftskonzept. Keinesfalls darf zugelassen werden, dass das Werk geschlossen wird, ohne dass den dort Beschäftigten ein Arbeitsplatz garantiert werden kann“, so Kalliauer. Für den AK-Präsidenten ist auch eine öffentliche Beteiligung – etwa ein Industriebeteiligungsfonds – eine Option, wenn dadurch Arbeitsplätze gesichert und Impulse für einen zukunftsfähigen, sozial-ökologischen Umbau der Kfz-Branche gesetzt werden können.
Verantwortungsvolle Standort- und Industriepolitik nimmt die Wirtschaft als Ganzes – wirtschaftliche Stabilität, soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz – in den Blick. Zur Umsetzung standortpolitischer Ziele kann auch ein aktives, öffentliches Beteiligungsmanagement beitragen. „Österreichs Industrie darf nicht in einen wohlstandsmindernden Wettbewerb um niedrige Löhne und Steuern abrutschen. Sie muss auf hohe Qualität und Produktivität setzen, um den Wohlstand zu erhöhen. Dafür müssen die zahlreichen bestehenden Stärken der heimischen Industrie weiterentwickelt werden. Hier sind Bundes- und Regionalpolitik gemeinsam mit den Sozialpartnern gefordert, um Österreichs exzellenten Industriestandort für die nächsten Jahre und Jahrzehnte zu sichern“, sagt Markus Marterbauer.
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