Wien (OTS) – „Nach einem Jahr Corona zeigt sich ein Rückgang um rund 2.500 Lehranfänger im ersten Lehrjahr. Gleichzeitig haben wir einen rechnerischen Lehrstellenüberhang in Österreich von rund 10.000 Lehrstellen. Es sind also mehr Stellen gemeldet als Lehrstellensuchende. Das bedeutet, die Betriebe wollen ausbilden und in junge, angehende Fachkräfte investieren, haben es aber mit einem Bewerbermangel zu tun“, sagt Mariana Kühnel, stv. Generalsekretärin der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ).
Dass dieser Rückgang der Lehranfänger nicht noch größer ausgefallen ist, habe man zu einem guten Teil dem Lehrstellenbonus zu verdanken, der zielgerichtet gewirkt hat. In diesem Zusammenhang appelliert Kühnel an die Betriebe, den Lehrstellenbonus bis Ende März noch zu nutzen: „Jene Betriebe, die Lehrlinge aus einer überbetrieblichen Ausbildung in den Betrieb holen, können noch bis Ende des Monats eine Förderung beantragen.“ Derzeit befinden sich 7.766 Jugendlichen in der überbetrieblichen Ausbildung, sodass hier der bestehende Bewerbermangel in einem ersten Schritt abgefedert werden könnte.
Ein Grund für den Bewerbermangel liegt aber auch darin, dass im vergangenen Jahr um fast 1300 weniger Jugendliche aus berufsbildenden Schulen in die Lehre übergetreten sind. „Den Betrieben fehlen somit gut qualifizierte Lehranfänger. Dabei hat sich im Lichte der Corona-Krise gezeigt, dass die Lehre eine besonders krisensichere Ausbildung ist: Absolventen einer Lehre oder BMS, die während des Lockdowns ihren Job verloren hatten, fanden rascher wieder eine Stelle als Maturanten oder Hochschulabsolventen“, so Kühnel.
Gleichzeitig beobachte man, dass Betriebe auf offene Lehrstellen nur halb so viele Bewerber wie sonst verzeichnen. „Nach Rundrufen bei Lehrlingsausbildern und deren Einschätzung ist die Rückmeldung auf die Frage zum Bewerbermangel: Es brennt, und zwar auf einer Skala von 1 bis 10 sogar mit „10 bis 11!“. Das bedeutet, die Betriebe wollen ausbilden, vielfach hören wir, dass mittlere und große Betriebe sogar mehr Lehrlinge einstellen wollen als im Vorjahr. Das ist ein ermutigendes Zeichen“, so Kühnel.
Aktuell gibt es einen deutlichen Überhang offener Lehrstellen bei Metall- und Elektroberufen, trotz der Krise auch in Tourismusberufen, sowie im Handel, aber auch bei vielen traditionellen Handwerksberufen wie Zimmerer oder Zimmerin, Installateur, Spengler, Dachdecker, Tischler, aber auch Bäcker oder in der Fleischverarbeitung. Traditionell ein großer Andrang besteht bei Büroberufen, in der pharmazeutisch-kaufmännischen Assistenz, bei Friseuren oder Kfz-Technikern, aber auch in jungen Lehrberufen wie Applikationsentwickler/Coding oder Informatiker.
Schnuppertage durch Testungen sicher gestalten
Im März werden durch Schnuppertage und Praktika in den Betrieben die Grundlagen für die berufliche Entscheidung der Jugendlichen für einen Lehrberuf gelegt. „In diesem Jahr findet coronabedingt die Berufsorientierung vielfach digital statt, durch Messen und Events, wie sie die Wirtschaftskammern veranstalten, aber auch durch eigene Initiativen und Castings in den Betrieben“, so Kühnel.
Generell könne auch jetzt das individuelle Schnuppern in den Betrieben durch das umfangreiche Testangebot an betrieblichen Testungen bzw. die vielfältigen Testangebote in Städten und Gemeinden sicher durchgeführt werden. Die Betriebe selber würden dazu aktiv kommunizieren, bzw. müsse in Absprache mit dem Betrieb eine gemeinsame Vorgehensweise festgelegt werden. „Schnuppern in den Betrieben kann so sicher gestaltet werden“, sagt Kühnel. Zudem arbeite die Wirtschaftskammer an neuen Formaten, um den Jugendlichen neue Lehrberufe und Betriebsbesichtigungen auf dem digitalen Weg schmackhaft zu machen. (PWK114 /US)
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