FSG/ÖGK-Huss: Medizinische Grundversorgung durch nicht bedarfsorientierte Zugangsregeln zum Medizinstudium gefährdet

Wien (OTS) – Die gute wohnortnahe hausärztliche Versorgung ist das Fundament unserer Gesundheitslandschaft. In den letzten Jahren gab es aber für freie Hausarztstellen immer weniger BewerberInnen, für manche Stellen, besonders in ländlichen Gegenden, ist es besonders schwer, geeignete KandidatInnen zu finden, was die flächendeckende wohnortnahe medizinische Grundversorgung bedroht. Die Gründe dafür sind vielfältig. Der Nachwuchsmangel bei den Hausärzten fängt in der Ausbildung an, zum Beispiel mit der rigiden Zulassung zum Medizinstudium, über die fehlende Ausbildung zu einem „Facharzt für Primärversorgung“ bis zu den früh einsetzenden Spezialisierungen, die die Wahl einer Facharztausbildung fördern. Das führt zu der absurden Situation, dass für die medizinische Grundversorgung in der „Königsdisziplin“ Allgemeinmedizin ein gefühlter Ärztemangel besteht, obwohl es in Österreich noch nie so eine hohe Anzahl an öffentlich ausgebildeten ÄrztInnen gab.++++

Die aktuelle IHS-Evaluation der Zugangsregeln an den österreichischen Universitäten ist eine neuerliche wissenschaftliche Untermauerung der Forderung nach einer Reform des Universitätszuganges. Die Kritik muss vor allem auf den Zugang zum Medizinstudium bezogen werden, da hier besonders selektive Zugangsprüfungen erfolgen, durch die nur 11 % der BewerberInnen aufgenommen werden. Durch diese selektiven Tests ist bei der Humanmedizin auch der Anteil der Studierenden aus nicht-akademischem Elternhaus besonders niedrig (z.B. in Wien bei 30 %). Vor allem werden beim Medizinstudium auch immer höhere finanzielle Hürden aufgezeigt. 56 % der TeilnehmerInnen am Medizin-Zugangstest zahlten für kostenpflichtige Vorbereitungskurse im Durchschnitt 655 Euro.

ÖGK-Arbeitnehmerobmann Andreas Huss dazu: „Hier haben wir die Bestätigung für das, was wir schon seit langem kritisieren. Die derzeitigen Aufnahmeprüfungen zum Medizinstudium sind nicht dazu geeignet, die besten Ärztinnen und Ärzte mit hoher sozialer Kompetenz zu bekommen. Genau die brauchen wir aber, um das Fundament der Versorgung, die hausärztliche Versorgung, sicherzustellen. Derzeit bekommen wir vor allem Menschen, die gut lernen können und von zuhause unterstützt werden. Die Chancen für Kinder aus Nicht-Akademiker-Familien, den Traumberuf Hausarzt zu wählen, werden immer geringer. Hier existiert eine gläserne Decke, die einer liberalen Demokratie unwürdig ist. Das Bildungsministerium muss endlich handeln!“

Vorbild deutsche „Landarztquote“: eigene Ausbildungsschiene für Hausärzte =

Um den Hausärzte- Nachwuchs zu sichern, sollte eine zusätzliche, neue Ausbildungsschiene zum Allgemeinmediziner eingerichtet werden. So soll es einen eigenen Unizugang für jene Menschen geben, die zu Beginn des Studiums schon wissen, dass sie AllgemeinmedizinerInnen werden wollen. Für diese jungen AllgemeinmedizinerInnen soll es zusätzliche Medizinstudienplätze mit Auflagen geben.

In Deutschland wird diese Vorgangsweise bereits vorgelebt. Dort werden in einem mehrstufigen Auswahlverfahren die besten HausärztInnen von morgen ausgewählt. Mit dem Aufnahmetest inkl. Test für soziale Kompetenzen, Einbeziehung von Vorerfahrungen, z.B. pflegerische Ausbildung/Tätigkeit oder ehrenamtliche Tätigkeit im Gesundheitsbereich, und Endauswahl mit geblindeter Jury aus aktuell tätigen AllgemeinmedizinerInnen wird die beste Auswahl der

BewerberInnen getroffen. Die StudentInnen verpflichten sich dafür, nach dem abgeschlossenen Studium für einen bestimmten Zeitraum im öffentlichen Gesundheitssystem, vorrangig als HausärztInnen in unterversorgten Regionen, zu arbeiten.

Andreas Huss: „In Deutschland ist dieses Modell schon erfolgreich im Laufen und der Andrang seitens der StudentInnen groß. Wir laden den Gesundheits- und Bildungsminister ein, sich dieses Konzept aus Deutschland gemeinsam mit uns genauer anzusehen und für Österreich zu adaptieren. Investieren wir in die Gesundheit. Jetzt!“

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