Wissenschaftsplattform APA-Science lud zur
Diskussion über „(Un-)verständliche Wissenschaft? Wie man komplexe Inhalte unters Volk bringt“ – mehr als 220 Teilnehmerinnen und Teilnehmer
Wenn es im sicheren Rahmen raucht, zischt und Funken schlagen, weckt das den urmenschlichen Impuls, sich dem Spektakel zuzuwenden. Etwas „Jahrmarktzauber“ darf es dann auch sein, wenn es um die Grundlegung wissenschaftlichen Interesses geht, so der Tenor bei einer APA-Science-Diskussionsrunde zum Thema „Wie man komplexe Inhalte unters Volk bringt“, die gestern, Donnerstagabend, über die digitale Bühne ging. Um die Vermittlung bemühen sich mehr und mehr auch Forscher selbst direkt und professionell – honoriert wird das bisher kaum.
Einer jener Wissenschafter, die sich in den vergangenen Jahren in Österreich sehr verdient darum gemacht haben, die eigene Arbeit nachvollziehbar darzustellen, ist Markus Arndt von der Universität Wien. Als Quantenphysiker werde einem recht schnell klar, dass man damit nicht unbedingt der größte Anziehungspunkt auf einer Party ist. Dabei handle es sich nicht wirklich um „unverständliche Wissenschaft“, wie die von APA-Science, der Wissenschaftsplattform der APA – Austria Presse Agentur, organisierte Online-Veranstaltung am Donnerstagabend mitbetitelt war, die Quantenphysik sei einfach „nur unbegreifbar“.
Arndt ist trotzdem damit erfolgreich, die den Alltagserfahrungen zuwiderlaufenden Konzepte und Ideen zu erklären. Wenn etwas zum Beispiel quasi gleichzeitig da und dort sein kann, geht es auch um eine „Deformationen des Weltbildes“. Das „klingt philosophisch, ist aber sehr praktisch“, so der Physiker, der genau dort ansetzt, wo die teils bizarren Abläufe in der Welt des Allerkleinsten mittlerweile alltägliche Anwendungen finden. Dabei setzen Arndt und sein Team auf Online-Simulatoren, virtuelle Laborführungen oder das direkte Zeigen von Experimenten – inklusive dem vielen notwendigen Schrauben und Basteln.
Was neudeutsch unter dem Motto „Hands on“ firmiert, kommt vor allem bei Kindern und Jugendlichen gut an, wusste Gerlinde Heil, Gründerin und Leiterin der Wissenschaftsvermittlungsinitiative „Science Pool VIF“ und des Museums der Nerdigkeiten, zu berichten. Man lasse die Kinder Teil der Show sein, bei der es um das aktive Erzeugen von Fragen und die Suche nach Antworten, also die Vermittlung von „Vor-Wissenschaft“ geht. Gelingt das, ließen sich auch schon mal „ein paar kleine Brösel Quantenphysik“ einstreuen. Wurde jemand in jüngeren Jahren „damit nicht gut versorgt, geht er dann nicht in Richtung Wissenschaft“, sagte Heil.
Wichtig sei die Botschaft: „Wissenschaft ist Teil meiner Umwelt.“ Unter der Prämisse ließen sich auch Sozial-, Geistes-, Kulturwissenschaften und Kunst vermitteln. Wenn man etwa Zeit in einem Schwangerschaftsanzug verbringt oder mit Hilfsmitteln erlebt, wie sich hohes Alter oder Adipositas anfühlen, kommt man schnell in diese Forschungs-Richtungen. Die verschiedenen Wissenschaftszweige „vertragen sich gut, manchmal vertragen sich nur die Protagonisten nicht so gut“, sagte Heil.
Aber wie vertragen die Protagonisten die notwendige Vereinfachung ihrer Forschungsarbeit für die Wissenschaftsvermittlung? In diesem Spannungsfeld bewegt sich Michael Hlava als Leiter Kommunikation des Austrian Institute of Technology (AIT) seit 2007. Mit dem Ansinnen, für verschiedene Zielgruppen Informationen auf verschiedenen Komplexitätsniveaus – bis hin zu „Simplicity till it hurts“ (auf Deutsch in etwa: „Einfachheit bis es schmerzt“) – anzubieten, sei man nicht immer offene Türen eingerannt, betonte Hlava. Manchmal seien Wissenschafter auch wenig erfreut gewesen, wenn sich ihre Arbeit etwa in Boulevardmedien fand.
Ein echter „Gamechanger“ war jedoch, dass Forschungsförderer mittlerweile möglichst allgemein verständliche Darstellungen der Projekte und ihrer Ergebnisse verlangen. In den vergangenen Jahren hätten Forscher in dieser Richtung auch schon sehr viel dazugelernt, waren sich die Diskutanten einig. Einerseits kämen positive Medienresonanzanalysen etwa bei Evaluationen heutzutage gut an, andererseits wird die oft aufwendige Vermittlungsarbeit „nicht extra honoriert“, sagte Arndt: Vor allem jüngere Forscher „sind trotzdem motiviert, das zu tun, weil es eigentlich auch Spaß macht. Die Motivation ist da, die Zeit eher nicht.“
Wie viel Nachdenken es braucht, um komplexe Informationen derart herunterzubrechen, dass sie auch von Menschen gelesen und verstanden werden, die Lernschwächen oder Probleme beim Verständnis komplexerer Texte haben, zeigte sich 2017 zum Start des „TopEasy“-Projekts der APA. Seither wurde auf dem Gebiet vielfach Pionierarbeit geleistet und mittlerweile bieten zahlreiche Medien auch Nachrichten in einfacher Sprache an, sagte APA-MultiMedia-Leiter, Christian Kneil. Hier handle es sich um eine „erstaunlich große Zielgruppe“, die leider vielfach zu wenig wahrgenommen werde, was letztlich auch ein nicht zu unterschätzendes demokratiepolitisches Problem sei.
Im Rahmen von TopEasy übersetzt ein Team in APA-MultiMedia täglich vier bis sechs Nachrichtenmeldungen aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Chronik, Kultur und Sport in zwei einfachere Sprachstufen, A2 und B1. Ob sich das große Ziel, in zielgruppengerechter Sprache zu kommunizieren, auch im oft hochkomplexen Wissenschaftsbereich umsetzen lässt? „Im Prinzip ist es möglich, jeden Text in einfache Sprache zu übertragen“, zeigte sich Kneil optimistisch. Man müsse sich dann nochmals genauer überlegen, was es zu erzählen gibt, Abstriche bei der Länge machen, die Geschichte insgesamt anders schreiben und Begriffe noch stärker erklären – oft auch mit Bildern und Grafiken.
Wie im journalistischen Bereich, brauche es auch in Bildungseinrichtungen viel Engagement und Ausdauer, um Wissenschaft und Forschung verständlich aufzubereiten, konstatierte Petra Siegele, Leiterin des Bereichs Public Science im Österreichischen Austauschdienst (OeAD). Als „unbezahlbares“ Vehikel habe sich der direkte Kontakt zwischen Schülern und Wissenschaftern erwiesen, so die Expertin, die seit Jahren Initiativen vorantreibt, in denen Forscher und Forscherinnen mit Kindern und Jugendlichen gemeinsam arbeiten.
Was dabei herauskommt, sei vielfach erstaunlich. Forscher würden mit viel Begeisterung lernen, ihre Arbeit verständlich darzustellen, flexibel auf Fragen einzugehen, Situationen in Schulklassen zu verstehen und zu lesen. Andererseits gebe es Beispiele, wo Schüler teils etwas verzopft wirkende Erhebungsmethoden der Wissenschaften auf einen neuen Stand brachten. Diese Begegnung auf Augenhöhe führe niederschwellig weg vom Bild des „Mannes mit dem langen Bart“ im Forschungslabor, so Siegele. Leider honoriere das vorherrschende Wissenschaftssystem dies noch nicht ausreichend.
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