Wien (OTS) – Bundeskanzler Sebastian Kurz hat zusammen mit Bundesminister Rudolf Anschober, sowie ao. Univ.-Prof. Dr. Herwig Ostermann, Geschäftsführer der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) und Univ.-Prof. Dr. Klaus Markstaller, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) während der gemeinsamen Pressekonferenz am 29.10.2020 die steigenden Zahlen der hospitalisierten Patientinnen und Patienten die an SARS-CoV-2-Infektion erkrankt sind, thematisiert. Teil der Ausführungen waren auch die Kapazitäten der Intensivstationen in den Krankenanstalten. Der Österreichische Gesundheits- und Krankenpflegeverband (ÖGKV) zusammen mit seinen Expertinnen und Experten der Bundesarbeitsgemeinschaft für Intensiv- und Anästhesiepflege möchten dazu entscheidende Ergänzungen anbringen.
Die meisten österreichischen Intensivstationen sind im Regelbetrieb mit 80 bis 90 Prozent ausgelastet. Selbst in einem sehr gut ausgestatteten Gesundheitssystem wie in Österreich sind größere Vorhaltekapazitäten im Intensivsetting weder personell noch strukturell leistbar. Die üblichen, immer wieder unregelmäßig auftretenden, Belastungsspitzen können normalerweise vom System gut abgefedert werden. Für eine Pandemie ist dieses System aber nicht ausgelegt und es besteht die Gefahr einer maximalen Überlastung. Dabei ist der durch die Presse kolportierte Intensivbetten-, oder Beatmungsgerätemangel als Hauptursache für die drohende Überlastung nicht das größte Problem. Versorgungsengpässe auf den Intensivstationen werden viel mehr durch einen Mangel an pflegerischem und ärztlichem Personal mit entsprechender Qualifikation bedingt. Dieser Mangel wird verstärkt durch den anteilig betroffenen Prozentsatz an medizinischem Personal, welches an einer SARS-CoV-2 Infektion erkrankt bzw. K1 Person ist und somit für die qualifizierte Versorgung der Patientinnen und Patienten nicht zur Verfügung steht. Davon betroffen kann in Folge die adäquate und zeitnahe Versorgung von akuten Nicht-SARS-CoV-2 Patientinnen und Patienten sowie Notfällen sein, die ebenfalls eine intensivmedizinische Therapie benötigen. Deshalb ist nun mehr denn je das Gebot der Stunde, eine spürbare Eindämmung der Zahl an Neuerkrankten zu erreichen, um nicht in absehbarer Zeit an die Kapazitätsgrenzen unseres Gesundheitssystems zu stoßen.
Die hochqualifizierte und hochspezialisierte Betreuung und Behandlung auf einer Intensivstation wird von Intensiv- und Anästhesiepflegepersonen nach einer jahrelangen sowohl theoretischen als auch praktischen Ausbildung geleistet. Nur so kann die für ein gutes Outcome notwendige qualitativ hochwertige Betreuung der Patientinnen und Patienten prä-, intra- oder postoperativ, bei Notfällen und auf den Intensivstationen gewährleistet werden. Zusammen mit den Ärztinnen und Ärzten werden tagtäglich auf den Intensivstationen in multiprofessionellen Teams pflegerische und medizinische Spitzenleistungen erbracht. Diese große fachliche Expertise kann bei Personalmangel nicht einfach durch schnelles Ein-oder Umschulen von anderweitig tätigem medizinischem Personal erreicht werden.
Für das im gesamten Gesundheitsbereich tätige Personal war und ist das Jahr 2020 bisher eine große Herausforderung. Viele Kolleginnen und Kollegen stießen an ihre individuellen Belastungsgrenzen. Die aktuell weiter stark steigende Zahl der Patientinnen und Patienten, die an einer SARS-CoV-2-Infektion erkrankt sind, und in Krankenhäusern auf Normal-, und Intensivstationen versorgt werden müssen, haben sich seit Anfang September nahezu verzehnfacht. Eine Trendumkehr ist momentan nicht in Sicht. Angesichts dieser sich zuspitzenden Lage vereinzelt immer noch von einer „entspannten Situation“ zu sprechen, vor allem auch die Intensivversorgung betreffend, ist für Expertinnen und Experten nicht nachvollziehbar. Hier lohnt es sich einen Blick auf internationale Zahlen zu werfen. In unseren europäischen Nachbarländern zeigt sich deutlich, dass ein Anstieg an Patientinnen und Patienten, die an SARS-CoV-2 erkrankt sind die Spitäler und insbesondere die Intensivstationen stark belasten. Sollte sich diese Situation weiter zuspitzen, kann die Folge eine Rationierung der Regelversorgung mit einer deutlichen Reduktion der Zahl an elektiven Eingriffen sein.
Nur wenn jetzt die rasch steigende Zahl der Neuerkrankungen durch Ausweitung und Einhaltung der von der Bundesregierung empfohlenen Maßnahmen gebremst wird, kann eine adäquate Versorgung der kranken Menschen in diesem Land auch weiterhin in der geforderten, gleichbleibend hohen Qualität für die nächsten Monate sichergestellt werden.
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