Wien (OTS/SK) – Am 28. August traten 21 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus den unterschiedlichsten Regionen Österreichs mit einem offenen Brief an die Bundesregierung heran. Darin machten sie auf 10.000 Lehrstellensuchende aufmerksam und präsentierten eine Lehrstellengarantie für den Herbst. Über einen Monat später hat es weder der Bundeskanzler noch ein anderes Mitglied der Bundesregierung geschafft, auch nur einem einzigen Bürgermeister zu antworten. „Eine himmelschreiende Respektlosigkeit“, finden die beiden Initiatoren und Bürgermeister Rupert Dworak und Andreas Kollross. ****
„Viele Unternehmen haben in dieser Krise nicht die Ressourcen, um Lehrlinge aufzunehmen. Der öffentliche Bereich könnte hier Verantwortung übernehmen und eine Vorbildfunktion einnehmen, indem Gemeinden Lehrlinge ausbilden und so die Jugendarbeitslosigkeit eindämmen“, erläutert Rupert Dworak, Präsident des Gemeindevertreterverbandes Österreich und Vizepräsident des Gemeindebundes, nochmals den Vorschlag der BürgermeisterInnen.
Scharfe Kritik kommt auch vom Kommunalsprecher der SPÖ und Bürgermeister von Trumau Andreas Kollross: „Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass kein Jugendlicher im Herbst ohne Lehrplatz dasteht. Die Gemeinden und Städte haben genug Möglichkeiten und Berufsfelder. Was sie im Moment nicht haben, sind Finanzmittel. Das von der Bundesregierung ins Leben gerufene Kommunale Investitionsprogramm ist ein Tropfen auf dem heißen Stein. Der reduzierte Eingangssteuersatz der Einkommensteuer frisst das Investitionsprogramm zur Gänze auf. Deshalb bieten wir an, die jungen Menschen auszubilden, während der Bund für die Finanzierung sorgt. Allen ist geholfen und kein Jugendlicher muss im Herbst ohne Lehrplatz sein. Es ist somit keine Frage des Machbaren, sondern nur eine Frage des Willens.“
Die beiden SPÖ-Bürgermeister sind empört, dass nach weit mehr als einem Monat kein einziges Regierungsmitglied den BürgermeisterInnen geantwortet hat. „Der Bundeskanzler und sein gesamtes Regierungsteam sollten einmal eine Pressekonferenz auslassen und dafür ihre zugestellten Mails beantworten. Es reiht sich allerdings in die Kommunikationsstrategie der Regierung ein: Was nicht zur Message Control passt, wird ignoriert. So geht man nicht mit Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern um. So geht man vor allem nicht mit jungen Menschen um, die gerade aufgrund dieser Situation in eine Perspektivenlosigkeit gedrängt werden“, so Kollross. „Wenn wir nicht wollen, dass wir eine verlorene Generation schaffen, dann muss jetzt gehandelt werden. Der von der Regierung beschlossene Lehrlingsbonus ist eine Scheinlösung. Es braucht Maßnahmen, die sich nicht nur bei Pressekonferenzen gut anhören, sondern auch in der Realität wirkungsvoll sind“, fügt Dworak hinzu. Dworak und Kollross erneuern deshalb ihr Angebot und ihre Forderung an die Bundesregierung, ein gemeinsames Lehrlingsprogramm zu erarbeiten, bei dem die Gemeinden und Städte die Ausbildung übernehmen und der Bund diese finanziert. (Schluss) sd/lp
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