Wien (OTS) – „Es geht jetzt darum, für mehr Dynamik am Arbeitsmarkt zu sorgen und dafür die richtigen Maßnahmen zu setzen“, sagt Harald Mahrer, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), nach dem Gipfel mit Sozialpartnern und Regierung. „Die 70er-Brille mag im Designershop gut aussehen, für arbeitsmarktpolitische Forderungen der 2020er+ Jahre muss sie allerdings abgelegt werden. Ideen, wie eine Arbeitszeitverkürzung, bedeuten für jetzt schon durch Corona stark betroffene Betriebe eine noch größere Belastung. Das wäre so, als ob man einem am Knie operierten Patienten in der Reha nochmal gegen das Knie tritt“, so Mahrer.
Am derzeitigen Arbeitsmarkt finde man eine paradoxe Situation vor:
„Auf der einen Seite haben wir eine hohe Arbeitslosigkeit, auf der anderen fehlen nach wie vor viele Fachkräfte. Das heißt, wir müssen Angebot und Nachfrage besser zusammenführen und dafür sorgen, dass der Wirtschaftsstandort gestärkt wird. Nur so kann der Kuchen wieder größer werden“, betont der WKÖ-Chef.
Ihm zufolge muss daher vor allem an zwei Stellschrauben gedreht werden. Diese lauten praxisnahe Qualifikation und Mobilität: „Wir müssen jetzt ein gemeinsames Bild der Situation herstellen und nicht mit der Gießkanne kommen. Auf Branchen-Ebene und regional differenziert gilt es Arbeitskräfte fit für neue Chancen machen und wir müssen auch über Bundesländergrenzen hinweg denken“, fordert Mahrer.
Verfestigung der Arbeitslosigkeit mit allen Mitteln verhindern
Wie WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf präzisiert, ist es dabei notwendig, „die gezielte Vermittlung der arbeitslos gewordenen Menschen in den Fokus zu stellen. Denn die hohe Arbeitslosigkeit droht sich bereits zu verfestigen. Das müssen wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln verhindern.“ Neben einem Ausbau der überregionalen Vermittlung und dem verstärkten Einsatz innovativer Vermittlungsformate wie etwa Speed Recruiting braucht es auch Beschäftigungsanreize.
Dazu zählt eine zeitliche Begrenzung der Möglichkeit, geringfügig während der Arbeitslosigkeit dazuzuverdienen, sowie die degressive Staffelung des Arbeitslosengeldes – eine Maßnahme, die im Übrigen aufkommensneutral ist, da es anfangs mehr Arbeitslosengeld geben soll als bisher und nach längerer Arbeitslosigkeit etwas weniger. Kopf abschließend: „Keinesfalls können wir jetzt weniger Arbeitsplätze auf mehr Menschen aufteilen – das geht sich in keiner Rechnung aus.“
In Summe, so betonen Mahrer und Kopf, geht es darum, den Wirtschafts- und Beschäftigungsstandort wieder in Schwung zu bringen. Eine Arbeitszeitverkürzung wäre hier „genau der falsche Weg“: Denn sie schwächt den Standort, weil sie die Produktivität verringert und den Faktor Arbeit verteuert. „Wir müssen jetzt Jobs schaffen, anstatt sie zu gefährden“, so die WKÖ-Spitze. (PWK406/DFS)
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