Wien (OTS) – Einsamkeit im Alter sei zwar kein Problem, das erst durch die Krise entstanden sei, es habe sich aber durch die Krise massiv verschärft. Das zeige sich auch in der Praxis des Hilfswerks als einer der führenden Pflegeorganisationen Österreichs ganz deutlich. Man freut sich daher darüber, dass die Bundesregierung das Thema nun aktiv aufnehme. Nicht nur in den stationären Einrichtungen wie Spitälern und Pflegeheimen zeige sich die besondere Herausforderung, die durch die Maßnahmen zur Infektionsabwehr entstanden seien, auch in der häuslichen Pflege sei man damit konfrontiert, meint Othmar Karas, Präsident des Hilfswerk Österreich:
„Wenn eine Frau beispielsweise ihren an Demenz erkrankten Mann zu Hause pflegt, und ihre Kraftquelle, um dem pflegerischen Alltag gerecht zu werden, liegt darin, dass die Enkel zu Besuch kommen, oder sie einmal in der Woche Freundinnen zum Kartenspielen trifft, dann ist das ein Desaster, wenn das alles wegfällt.“ Pflegende Angehörige hätten zum Schutz des betreuten Menschen, aber auch zum eigen Schutz, weil selbst oft hochaltrig, in der Krise eine „sozialen Lockdown“ erfahren, der einsam und verzweifelt machen kann.
Pflegende Angehörige aus dem „sozialen Lockdown“ holen
In vielen Haushalten, in denen gepflegt wird, sei die Fachkraft des Hilfswerks in der Hauskrankenpflege und Heimhilfe der einzige direkte Kontakt in der Krise gewesen, und ist es auch nach wie vor. In Haushalten, wo nicht auf mobile Dienste zurückgegriffen werde, seien Angehörige überhaupt auf sich alleine gestellt gewesen. Viele pflegende Angehörige brauchen jetzt dringend mehr Unterstützung, teilweise auch andere Unterstützung, etwa psychologischen Beistand, um ihre Kraft zu halten, um Zuversicht und Perspektiven zu entwickeln. Man habe seitens des Hilfswerks daher reagiert und ein Programm erstellt, das insbesondere auf die Stärkung und Unterstützung pflegender Angehöriger in der Krise abstellt. Das Hilfswerk bietet eine Beratungs-Hotline für pflegende Angehörige, aber auch Besuche durch erfahrene Fachkräfte an, die helfen, die Situation neu zu ordnen, sich bestmöglich auf die Krisenumstände einzustellen und Lösungen zu finden, die Lebensqualität auch in der Krise möglich machen. Die Erfahrungen aus diesen Praxisfeldern werde man gerne beim „Runden Tisch“ im Rahmen des „Paktes gegen Einsamkeit“ einbringen, sagt Karas.
Arbeitsstiftung für Pflegepersonal und Schulpaket weitere wichtige Maßnahmen
Die ebenfalls präsentierten Pläne zur Schaffung einer Arbeitsstiftung bewertet das Hilfswerk ebenfalls sehr positiv. Man sehe hier enormes Potenzial im Bereich der Gesundheits-, Pflege- und Betreuungsberufe, gerade angesichts des eklatanten Personalbedarfs im Pflegebereich. Für wichtig hält man auch den geplanten Vorstoß der Bundesregierung im Bereich der Schulen. Das Hilfswerk betreut knapp 20.000 Kinder in Österreich. „Wenn wir in dieser Krise niemanden zurücklassen wollen, dann wird es entscheidend sein, dass wir gerade in Brennpunkt-Schulen bzw. dort, wo wir Schülerinnen und Schüler aus Familien in Problemlagen haben, nicht nur die Schulen besser mit digitalen Arbeitsmitteln ausstatten, sondern auch Lehrerinnen und Lehrer besser unterstützen. Der angedachte Weg, in Schulen verstärkt mit Sozialpädagoginnen/-pädagogen, Sozialarbeiterinnen/-arbeitern und Psychologinnen/Psychologen zu arbeiten, ist goldrichtig“, meint Karas abschließend.
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