Wien (OTS) – „Was uns bindet“ hat die gebürtige Salzburger Filmemacherin Ivette Löcker ein sehr persönliches Porträt ihrer Lungauer Heimat genannt, das zu einer bewegenden filmischen Familienaufstellung wurde. Just als sie dachte mit ihren Gefühlen zu ihren Eltern im Reinen zu sein, vermachen diese ihr und ihrer Schwester ein altes, baufälliges Bauernhaus. Für die Regisseurin ein Moment der Atemnot. Sie bemerkt, dass die Auseinandersetzung mit ihrer Familie noch nicht zu Ende ist. Mit ihrer Rückkehr in die Salzburger Berge erhält sie einen neuen Blick auf ihre Eltern und ihre Wurzeln, den sie filmisch festhält. Die vom ORF im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens kofinanzierte Kinoproduktion, die als „Bester Dokumentarfilm“ bei der Diagonale 2017 ausgezeichnet wurde, ist als „dokFilm“-Premiere am Vatertag, am Sonntag, dem 14. Juni 2020, um 23.05 Uhr in ORF 2 zu sehen.
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Was uns im Guten wie im Schlechten noch an die Herkunftsfamilie bindet, das hat Filmemacherin Ivette Löcker erst bei der Begutachtung ihres Erbes erfahren. Weil ihre Eltern das Bauernhaus an die Kinder übergeben möchten, ist sie von Berlin kommend in ihr Heimatdorf in Salzburg gereist. Rasch fällt der Regisseurin und ihren Geschwistern auf, dass „daheim“ vieles nicht mehr so ist wie früher. Das alte Gebäude, das längst desolat und von Schimmel befallen ist, wird daher zum Sinnbild für die porösen familiären Strukturen.
Es beginnt damit, dass der Vater das Geständnis macht, über die Jahre immer wieder eine Freundin gehabt zu haben. Was zur Folge hatte, dass die Mutter im Haus oben wohnt und der Vater im Keller. Anfangs vermutet man dahinter noch eine moderne Familienkonstellation, doch die Fassade bröckelt schnell und das Arrangement entpuppt sich als pures Unglück.
Behutsam und taktvoll nimmt Ivette Löcker das Beziehungsgefüge ihrer Familie auseinander und erzählt nebenbei von einer ganzen Generation gut ausgebildeter Landkinder, die es einmal besser haben sollten als die Eltern. Jahrzehntelang lebt man bereits in völlig unterschiedlichen und längst unvereinbaren Welten. Immer wieder wird es bedrückend, wenn die beiden Generationen über vertane Chancen oder nie erfüllte Erwartungen sprechen. Zugleich laden viele kleine, vertraute Szenen zum Schmunzeln ein. Etwa, wenn die schier unvereinbaren Weltsichten der beiden Generationen aufeinanderprallen. Am Ende ist es befreiend zu sehen, was diese Familie tatsächlich bindet: Das neu erwachende Interesse aneinander und der Versuch, sich trotz aller Unterschiede wieder kennenzulernen und verstehen zu wollen.
„Was uns bindet“ funktioniert wie eine filmische Familienaufstellung, die auch zur Erzählung über das Leben auf dem Land wird. Ein spannungsgeladenes Porträt einer Familie, in der vieles unausgesprochen bleibt, anderes jedoch viel zu oft gesagt wird.
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