Corona: Bischöfe in Hirtenwort für „geistvoll erneuerte Normalität“

Wien (KAP) – Die österreichischen Bischöfe haben zu umfassenden Reformen in Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Kirche aufgerufen. In einem gemeinsamen Hirtenwort zu Pfingsten sprechen sie sich für eine „geistvoll erneuerte Normalität“ aus, die nun nach der Corona-Krise in Österreich realisiert werden soll. Es ist zumindest europaweit das erste entsprechende Hirtenwort einer nationalen Bischofskonferenz, das auf die Coronakrise und vor allem die Schlussfolgerungen für die Zukunft umfassend eingeht.

Kardinal Christoph Schönborn hat im Kathpress-Interview am Mittwoch u.a. an die politische Krise des vergangenen Sommers. Bundespräsident Alexander Van der Bellen habe dabei immer wieder auf die Verfassung verwiesen, die Österreich einen stabilen Rahmen gegeben hat. Dieser Verfassung wollten die heimischen Bischöfe nun noch die sieben Grundhaltungen der Dankbarkeit, Verbundenheit, Solidarität, Wertschätzung, Achtsamkeit, Lebensfreude und Vertrauens beigeben, wie sie in ihrem aktuellen Hirtenwort schreiben. Diese sieben Grundhaltungen seien weit über den Kreis der gläubigen Katholiken hinaus „für unser Land entscheidend für die kommende Zeit“, zeigte sich Schönborn überzeugt.

Wörtlich sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz: „Es wird sich das öffentliche Leben schrittweise normalisieren, aber wird es auch gelingen, aus dieser Krise heraus auf einem für alle Menschen guten zukunftsträchtigen Weg zu gehen?“

Die Bischöfe mahnen im Hirtenwort u.a. eine konstruktive politische Debatte ein und verwehren sich gegen politische Gehässigkeiten und zunehmende Aggressionen. Sie nehmen all jene Menschen in den Blick, die durch Corona in die Armut abzugleiten drohen. Genauso gilt die Sorge aber auch all jenen, die wegen der Beschränkungen an psychischen Folgen leiden. Die Bischöfe mahnen umfassende Hilfe und Zuwendung und eine grundlegende Debatte um einen armutsfesten Sozialstaat ein. Hier müsse auch die Frage eines einkommensunabhängigen Grundeinkommens diskutiert werden.

Solidarität dürfe auch nicht an den Landesgrenzen Halt machen. Die Bischöfe kritisieren in diesem Zusammenhang etwa das „Virus nationalistischer Kleinstaaterei“ und fordern die österreichische Regierung auf, mehr Flüchtlinge aufzunehmen.

In dem Hirtenwort werden auch „krude Verschwörungstheorien“ zurückgewiesen, der „Ungeist des Anschwärzens, Vernaderns und Denunzierens“ wird kritisiert. Die Bischöfe fordern zudem neue Ansätze einer sozial- und klimaverträglichen Wirtschaft, die nicht nur auf Wachstum und grenzenlosem Konsum aufbaut. Eindringlich wird davor gewarnt, den freien Sonntag aufzugeben, ebenso werden Tendenzen zurückgewiesen, aktive Sterbehilfe gesellschaftsfähig werden zu lassen.

Schließlich bilanzieren die Bischöfe auch selbstkritisch die eigene kirchliche Krisenbewältigung und bekennen sich zu einer „lern- und erneuerungsbereiten Kirche“.

Im Kathpress-Interview betonte Kardinal Schönborn u.a., dass die Beschränkungen der religiösen Praxis kein Kniefall vor der Regierung waren. „Sie waren getragen von der gemeinsamen Verantwortung für das Wohl unseres Landes, um eine Explosion der Pandemie zu vermeiden“, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz.

Das von der Österreichischen Bischofskonferenz zum Pfingstfest 2020 verfasste Hirtentwort „Für eine geistvoll erneuerte Normalität“ ist in einer Langfassung sowie einer Kurzfassung abrufbar unter:
www.bischofskonferenz.at/hirtenwort-pfingsten2020

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