Tirol (OTS) – „Trotz des Risikos, sich selbst mit SARS-CoV-2 zu infizieren, haben die Ärztinnen und Ärzte ihre Ordinationen zum sehr überwiegenden Teil offengehalten und die Versorgung der Patientinnen und Patienten sichergestellt“, lobt Matthias Krenn, Obmann der Gesundheitskasse ÖGK, in einer Aussendung die großartige Leistung seiner Vertragspartnerinnen und Vertragspartner. „Stimmt genau,“ bestätigt Momen Radi, Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte, die treffende Analyse von Kassenboss Krenn. Dafür und für die Umsatzeinbußen, die den offenen Praxen in den frequenzarmen Zeiten der Ausgangsbeschränkungen entstanden sind, fordern die Ärzte von ihren Vertragspartnern jetzt finanzielle Entschädigung. Es sei zu billig, so der Ärztevertreter Radi, nur lobende Worte auszuteilen und zur Abgeltung der Kosten für die Einhaltung der vertraglichen Öffnungszeiten auf den Bund zu verweisen.
Hätte man vor der Krankenkassenreform solche Fragen noch auf regionaler Ebene zu lösen versucht, so steht die Tiroler Ärzteschaft jetzt einer vollkommen entmachteten Landesstelle der ÖGK gegenüber. Selbst für einfache Erleichterungen bei den Limitierungen, in Fragen der Primärversorgung oder der Anstellung von Ärzten bei Ärzten heißt es dort lapidar: „Bitte warten, die Zentrale entscheidet!“
„Ganz zu schweigen von den offenen Zielsteuerungsprojekten, bei denen das Land Tirol und die Krankenkassen gemeinsam eine Lösung finden sollten“, verweist Ärztekammerpräsident Artur Wechselberger auf gesundheitspolitische Baustellen. Selbst dem Land Tirol ist hier die regionale Krankenkasse als Partner abhandengekommen. Somit ruhen derzeit auch Themen wie der Aufbau von Primärversorgungseinrichtungen oder der Ausbau der allgemeinmedizinischen Nachtbereitschaftsdienste unter der Woche. Aber auch sonst herrscht Stillstand am Klara-Pölt-Weg, der Adresse der ÖGK-Landesstelle. Hätte nicht das Land Tirol die Initiative ergriffen und für die Beschaffung von Schutzausrüstung in Krankenhäusern und Arztpraxen gesorgt, hätte es dort schlecht ausgesehen. Denn die Krankenkasse war lange auf Tauchstation und überließ die Beschaffungsvorgänge – auch für ihre Vertragspartner in den Praxen – lieber der öffentlichen Hand.
Und hier hakt auch Momen Radi nach: „Was brauchen wir eine Landesstelle der ÖGK in Tirol, wenn die heimischen Vertreter der Versicherten zu – offensichtlich erfolglosen – Bittstellern in der zentral gesteuerten Gesundheitskasse werden? Haben es die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte verdient, dass ihr medizinischer Einsatz im von COVID-19 schwer betroffenen Bundesland Tirol letztlich mit zum Teil existenzbedrohlichen Betriebsergebnissen ihrer Praxen endet? Dies gilt für Kassen- wie auch für Wahlärzte.“ Und für beide Gruppen fordert ihr Vertreter Momen Radi handfeste wirtschaftliche Absicherung und nicht nur einen warmen Händedruck.
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