Grüner Klub im Parlament tief betroffen über den Tod von Richard Wadani

Wien (OTS) – „Wir trauern um einen guten Freund und ein großes Vorbild. Richard Wadani hat uns gezeigt, was es bedeutet Haltung zu haben und den politischen Kampf unermüdlich fortzusetzen. Seine Arbeit für die Rehabilitierung der in Österreich so geschmähten Wehrmachtsdeserteure führte schließlich 2009 zum Anerkennungs- und Rehabilitierungsgesetz und 2014 zur Eröffnung des Denkmals für die Opfer der NS-Justiz am Ballhausplatz in Wien“, zeigt sich Eva Blimlinger, vergangenheitspolitische Sprecherin im Grünen Klub tief betroffen vom Tod Richard Wadani.

Richard Wadani 1922 in Prag geboren, wuchs in einer sozialdemokratischen Familie auf und wurde nach seiner Einberufung in die Deutsche Wehrmacht Kraftfahrer.1942 unternahm er einen ersten Fluchtversuch, der jedoch scheiterte. 1944 gelang ihm schließlich die Desertion an der Westfront und er wurde Soldat der Tschechoslowakischen Exilarmee in Großbritannien. Er, der sich immer als Befreier gesehen hat und das auch war, war nach seiner Rückkehr wie die meisten Deserteure Schmähungen und Beschimpfungen ausgesetzt. In der Opfermythos-Erzählung der Republik Österreich galten sie als Verräter und wurden in all ihren Ansprüchen diskriminiert. Richard Wadani, immer ein politischer Kopf und Aktivist zog sich zurück, wurde Sportlehrer, baute den Volleyballsport auf und wurde später Bundestrainer und Bundeskapitän im Volleyballverband. Aber niemals konnte er vergessen, wie Österreich mit ihm und anderen Deserteuren und Opfern der Wehrmachtsjustiz umgegangen ist.

„Richard Wadani war ein herausragender Kämpfer für Gerechtigkeit, der es verstanden hat jungen Menschen zu vermitteln, dass es richtig und wichtig ist, für eine antifaschistische gerechte Weltanschauung einzutreten. Wir haben einen großen, mutigen Österreicher und wunderbaren Menschen verloren. Er muss und wird uns immer ein Vorbild sein“, betont Blimlinger.

2002 wurde Richard Wadani Sprecher des Personenkomitees „Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz“. Nach 2005 setzte sich das Personenkomitee dafür ein, das Anerkennungsgesetz aus diesem Jahr abzuändern. Darin wurden Deserteure zwar indirekt rehabilitiert, aber nicht explizit genannt und schließlich wurde 2009 das sogenannte Anerkennungs- und Rehabilitierungsgesetz für die Verfolgten der NS-Militärjustiz beschlossen. Nach wie vor gab es Anfeindungen und Schmähungen. Nach der gesetzlichen Rehabilitierung legte Wadani sein Augenmerk auf die Errichtung eines Denkmals für die Opfer der Militärjustiz, das schließlich im Oktober 2014 am Ballhausplatz von Bundespräsident Heinz Fischer eröffnet wurde. Anlässlich der Eröffnung sagte Wadani: „Für mich ist der heutige Tag nicht nur erfreulich, sondern auch ein Tag der Genugtuung.“ 2007 wurde Richard Wadani als erstem österreichischen Wehrmachtsdeserteur das Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs verliehen.

Unterstützt wurde Wadani immer von seiner Frau Sieglinde (Linde), geb. Bair, die er beim Tischtennis kennenlernte. Ihr Vater war der Widerstandskämpfer Franz Bair, nach dem das Franz-Bair-Heim in Kapfenberg benannt ist. Ihr, der Familie und den vielen Weggefährten und Weggefährtinnen, Freunden und Freundinnen gilt unsere tiefe Anteilnahme. Wir werden sein Andenken immer bewahren.

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