Szekeres zu ÖGK: „Das Gesundheitssystem wird an die Wand gefahren“

Wien (OTS) – In der Ärztekammer häufen sich die Anrufe und E-Mails empörter Ärztinnen und Ärzte über die jüngsten Aussagen des Generaldirektors der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), Bernhard Wurzer. Im Fokus der Kritik sowohl der niedergelassenen als auch der angestellten Ärzteschaft stehen die Überlegungen Wurzers, Vorsorge- und Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen aus dem extramuralen Bereich herauszunehmen und in den Spitalsbereich zu verlagern.

„Wir spüren den massiven und ständig mehr werdenden Unmut vieler unserer Kolleginnen und Kollegen, die sich fragen, ob es wirklich das erklärte Ziel der Krankenkasse sein kann, das Gesundheitssystem an die Wand zu fahren“, betont der Präsident der Österreichischen Ärztekammer, Thomas Szekeres. Statt den niedergelassenen, wortortnahen Bereich zu stärken, wie es auch im Regierungsprogramm steht, versuche die ÖGK, den umgekehrten Weg zu gehen, nämlich noch mehr Leistungen in den Spitalsbereich zu pressen.

Für Szekeres ist diese Entwicklung „fatal im Sinne einer effizienten Gesundheitsvorsorge und damit eindeutig gegen die Interessen der Patientinnen und Patienten gerichtet“. Statt niederschwellige Prävention zu forcieren, werde es den Menschen noch schwerer gemacht, wohnortnahe Vorsorge- und Mutter-Kind-Passuntersuchungen in Anspruch zu nehmen, da Spitalsärztinnen und –ärzte schon jetzt aufgrund von Personalknappheit und überbordender Bürokratie am Limit arbeiteten und kaum genügend Zeit hätten, ihrer eigentlichen Aufgabe, der Versorgung von Notfällen, nachzukommen.

Wurzer nur die Speerspitze von politischen Vorgaben?

Ähnlich argumentiert auch der ÖÄK-Vizepräsident und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, Johannes Steinhart, der in den Aussagen Wurzers das Ziel erkennt, den niedergelassenen Bereich in Österreich zu zerstören. Hier werde ein Weg prolongiert, der bereits vor Jahren begonnen habe und nun „in noch nie dagewesener Intensität durch die neue ÖGK-Führung fortgesetzt wird“. Steinhart:
„Die alte Regierung hat den Menschen in Österreich die sogenannte ‚Patientenmilliarde‘ nach Zusammenlegung der Krankenkassen versprochen. Nun müssen wir erkennen, dass ein Milliardendefizit bei der ÖGK droht, für deren Sanierung offensichtlich die Ärzteschaft sowie die Patientinnen und Patienten herangezogen werden sollen.“

Harald Mayer, ÖÄK-Vizepräsident und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte, sieht darüber hinaus auch noch die politisch Verantwortlichen in der Pflicht. Für ihn ist es „erschütternd“, dass mit dem Generaldirektor ein Angestellter der ÖGK als Speerspitze missbraucht werde, um offensichtliche politische Vorgaben umzusetzen. „Wo, bitte, bleiben hier die Ordnungsrufe der politisch Verantwortlichen, insbesondere des Obmanns der ÖGK, Matthias Krenn?“, so Mayer, der dahinter eine Strategie vermutet: „Hier wird versucht, auf Kosten der Ärzteschaft und in Folge auch auf Kosten einer adäquaten medizinischen Versorgung der Menschen in Österreich von den Problemen bei der Kassenzusammenlegung und der Misswirtschaft in der sozialen Krankenversicherung abzulenken.“ (hpp)

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