Innsbruck, am 7. Februar 2020 (OTS) – Mit der Zurückweisung des Kraftwerks Obere Isel letzte Woche wurden die Verbauungspläne direkt am geschützten Gletscherfluss nach jahrelanger Auseinandersetzung endgültig begraben. Die Umweltschutzorganisation WWF sieht darin eine richtungweisende Entscheidung und fordert von der Tiroler Landesregierung einen Runden Tisch, um den Erhalt des Wildflusssystems und der Natura 2000-Region dauerhaft abzusichern. „Nach dem Nein zum Kraftwerk Obere Isel muss die Landesregierung jetzt den nächsten Schritt setzen bevor neue Bauprojekte an den Zubringerflüssen diese einmalige Chance für den Natur- und Artenschutz wieder zunichtemachen“, sagt Flussexperte Gerhard Egger vom WWF Österreich. „Die lange Auseinandersetzung rund um das Kraftwerk Obere Isel hat gezeigt, dass die Bemühungen um den Isel-Schutz dringend verbessert werden müssen. Die Isel ist mit ihren Zubringern Kalserbach, Schwarzach und Tauernbach ein europaweit einzigartiges Naturensemble. Eine Einbeziehung der Isel in den Nationalpark Hohe Tauern, wäre absolut gerechtfertigt“, so Gerhard Egger. „Die Landesregierung muss jetzt zeigen, dass ihre Bemühungen im Naturschutz keine reine Feigenblattpolitik sind und einen Runden Tisch für ein effektives Schutzsystem der Isel mitsamt ihrer Zubringer einberufen.“
Sowohl die Bundesregierung als auch die Tiroler Landesregierung haben in ihren aktuellen Regierungsprogrammen die Weiterentwicklung des Schutzgebietsnetzwerks sowie neue Nationalparks angekündigt. Für den WWF Österreich weist die Isel aufgrund ihrer Natürlichkeit und ihrem vitalen Vorkommen der seltenen Ufertamariske großes Nationalparkpotenzial auf. „Eine Eingliederung des Gesamtverlaufs teils als Kern- und teils als Randzone wäre absolut gerechtfertigt, europaweit einzigartig und ein echter Meilenstein im alpinen Flussschutz“, erklärt WWF-Experte Egger. Nationalparks sind im Vergleich zu Naturschutzgebieten und Natura 2000-Gebieten mit zusätzlichen Mitteln und Personal für die Betreuung ausgestattet und profitieren von einem speziellen Fördersystem. Die Einbeziehung der Isel könnte somit nicht nur für den Schutz, sondern auch für die Entwicklung der Region positive Anreize setzen. „Die Erhaltung des international einzigartigen Gletscherflusses für die Zukunft ist gerade angesichts der Klimakrise auch von übergeordnetem wissenschaftlichen Interesse. In den Alpen sind nur mehr 11 Prozent der Gewässer intakt. Die Bewahrung der letzten Wildflüsse als Referenzstrecken hat deshalb höchste Priorität“, so Flussexperte Gerhard Egger.
Viele Quellbäche und auch der Ursprung der Isel bis zu den Umbalfällen sind bereits Teil des Nationalparks Hohe Tauern. Nach Einschätzung des WWF weisen vor allem weitere Teile der Oberen Isel aufgrund ihrer Unberührtheit großes Potenzial als Nationalpark-Kernzone auf. Insgesamt sind mehr als zwei Drittel des gesamten Gewässernetzes der Isel in einem naturnahen oder sogar natürlichen Zustand. Der Osttiroler Fluss ist damit eine absolute Seltenheit im ganzen Alpenraum. Die Isel ist der letzte große Gletscherfluss, dessen Hauptstrecken noch gänzlich frei von Wasserkraftnutzung ist. An der Isel sind neben anderen Naturschätzen auch die vitalsten Bestände der streng geschützten Ufer-Tamariske erhalten geblieben.
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