Wien (OTS) – Vom 28. – 30. Jänner findet der 41. Kongress der Europäischen Schausteller-Union (ESU) in Wien statt. Mehr als 50 Delegierte aus ganz Europa treffen sich in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), um gemeinsame Branchenanliegen zu diskutieren und die Weichen für die Zukunft des europäischen Schaustellergewerbes und der Volksfeste zu stellen. Europaweit gibt es rund 71.500 Schaustellerunternehmen, in Österreich sind es derzeit 611 aktive Schaustellerberechtigungen. Im Vorfeld der Jahrestagung informierten ESU-Präsident Albert Ritter und Heimo Medwed, Obmann des Fachverbandes der Kino-, Kultur- und Vergnügungsbetriebe (WKÖ), über aktuelle Themen, Herausforderungen und Trends der europäischen sowie österreichischen Schausteller-Branche.
Europäische Volksfeste sollen als immaterielles
UNESCO-Kulturerbe verankert werden
Als ein zentrales Ziel der ESU bezeichnete ESU-Präsident Ritter die Anerkennung der europäischen Volksfestkultur als immaterielles Kulturerbe im Sinne der UNESCO-Konvention. „Die traditionellen Volksfeste und Weihnachtsmärkte sind fester Bestandteil des europäischen Kulturerbes. Dieses Erbe gilt es zu schützen und zu bewahren“, forderte Ritter.
Arbeitskräftemangel belasten Branche europaweit – Politik gefordert
Das größte Problem der Branche in ganz Europa sei Arbeitskräftemangel in den Schaustellerbetrieben, zeigte sich Ritter überzeugt. Hier müssten seitens der europäischen Politik und Verwaltung Lösungen geschaffen werden, denn langfristig sei das Überleben von Veranstaltungen gefährdet, monierte der ESU-Präsident:
„In letzter Zeit mehrten sich Fälle, in denen etwa personalintensive Betriebe, die mit großen Fahrgeschäften reisten, ihre Engagements auf Volksfestplätzen absagen mussten, weil ihnen schlicht das Personal für den Transport, den Auf- und Abbau sowie den Betrieb fehlten.“ Dies bestätigte auch der österreichische Branchensprecher Medwed:
„Durch den Mangel an Arbeitskräften sind immer mehr Betriebe in ihrer Existenz bedroht, denn die Verträge für die Plätze werden bereits rund ein Jahr im Vorhinein unterschrieben und die Stornogebühren betragen bis zu 100 Prozent. Wir ringen um jeden Mitarbeiter.“ Etwaige Absagen hätten, so Ritter, natürlich auch Auswirkungen auf die Attraktivität eines Volksfestes und führten zu wirtschaftlichen Einbußen aller Beteiligten – auch für Städte und Gemeinden. „Die ESU ist seit über 65 Jahren ein anerkannter, kompetenter Gesprächspartner für die EU-Institutionen. Ich bin zuversichtlich, dass wir in den Gesprächen auf Augenhöhe gemeinsam Lösungen zum Wohle des Kulturguts Volksfest in Europa finden werden“, unterstrich der ESU-Präsident die Notwendigkeit des Dialogs mit den politischen Entscheidungsträgern der EU.
WKÖ-Medwed drängt auf Entlastung und weniger Bürokratie
Neben dem Mitarbeitermangel machen der österreichischen Branche vor allem überbordende Bürokratie und steuerliche Belastung zu schaffen, berichtete Medwed, seit 2006 Ehrenpräsident der Europäischen Schausteller-Union: „Wir sind Teil des Tourismus, warten aber noch immer auf die Rücknahme der 13 Prozent Mehrwertsteuer, die dem gesamten Tourismus und nicht nur den Beherbergungsbetrieben zugesagt worden ist.“ Diese Benachteiligung belaste die Branche und sollte ehestmöglich von der neuen Regierung saniert werden, appellierte der WKÖ-Obmann. Auch die Einführung einer Bagatellgrenze im Rahmen der Belegerteilungspflicht wünscht sich Branchensprecher Medwed. „Die Belegerteilungspflicht auch für kleinste Beträge stellt einen nicht gerechtfertigten administrativen und finanziellen Aufwand dar, der keinen Vorteil für Konsumenten bringt und zudem durch erhöhten Papierverbrauch auch nicht umweltfreundlich ist. Unser Vorschlag ist daher, eine Bagatellgrenze von 20 Euro einzuziehen, unter der ein Beleg nur auf Kundenwunsch ausgestellt werden muss“, konkretisiert Medwed.
Auch Schausteller setzen auf klimafreundliche Lösungen
Gerade im Hinblick auf die aktuellen Entwicklungen rund um Klimaschutz unterstrich Ritter, dass die Schaustellerbranche bereits vor vielen Jahren Standards für Volksfeste entwickelt habe und somit quasi Vorreiter für umweltbewusstes Handeln war. So wurden etwa die Beleuchtungssysteme schon zu einer Zeit auf energiesparende LED-Lichttechnik umgerüstet, als das Glühlampen-Verbot noch gar nicht auf der politischen Agenda stand. Vom Biokraftstoff bis zur Nutzung biologisch abbaubarer Schmieröle für Karussell-Anlagen verpflichteten sich die Schausteller schon früh im Alltag zur Umweltverträglichkeit. Ritter: „Wir Schausteller sind eine Branche der CO2-Vermeider. Wir bringen das Vergnügen vor die Haustür der Bürger. Volksfeste und Weihnachtsmärkte finden traditionell in den Innenstädten statt, die zu Fuß, per Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden können. So helfen wir CO2 einzusparen.“
Heimische Branche fühlt sich prinzipiell zukunftsfit
„Wir Schausteller haben einen sehr schönen Beruf“, resümierte WKÖ- Medwed abschließend: „Wir machen Freizeit zum Vergnügen und bieten den Gästen auf unseren Fahrgeschäften Urlaub vom Alltag. Aber wir leben auch Tradition. Jahrhundertealte Volksfeste und Märkte haben nicht nur kulturelle Bedeutung, sondern auch Kultstatus in der Bevölkerung. Unsere Feste sind Orte der Begegnung für alle soziale Schichten der Bevölkerung.“ Dass der Schaustellerberuf nicht nur Geschichte und Tradition hat, sondern auch fit für die Zukunft ist, beweisen, so Medwed, auch die stabilen Besucherzahlen auf den Traditionsfesten.
Stichwort: ESU
Die Europäische Schausteller-Union (ESU), mit Sitz in Luxemburg, wurde 1954 in Amsterdam gegründet. Sie ist eine der ältesten europäischen Berufsorganisationen und leistet als nichtstaatliche Organisation seit über 65 Jahren anerkannte Arbeit zum Wohle des europäischen Kulturguts Volksfest.
Die ESU stellt einen internationalen Zusammenschluss nationaler Vereinigungen reisender Schausteller und Freizeitparkvereinigungen dar. Ihr Ziel ist die freiwillige, freundschaftliche und berufsverbindende Vereinigung aller Angehörigen des Schaustellerberufsstandes über ihre nationale Berufsorganisation in Europa. Der Organisation sind die Europäische Schaustellerfrauen-Union und die Europäische Schausteller Jugend-Union angeschlossen. (PWK031/ES)
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