Wien (OTS) – Das „Handbuch Alkohol – Österreich“ ist seit 20 Jahren eine zentrale kostenlose Informationsquelle für alle, die sich über unterschiedliche Aspekte im Zusammenhang mit Alkohol informieren wollen. Es wird regelmäßig aktualisiert, ist über das Internet leicht zugänglich und bietet sowohl einfache Überblicksinformation als auch detaillierte Vergleiche und Analysen in Bezug auf die meisten alkoholassoziierten Fragestellungen.
Die Alkoholprobleme in Österreich nehmen ab
Über die letzten 50 Jahre hat sich das alkoholspezifische Verhalten der Österreicherinnen und Österreicher sowie deren Einstellung zum Alkohol langsam, aber konsequent zum Positiven verändert. Eine Reihe von Indikatoren, die jährlich im Rahmen des Handbuchs erhoben werden, belegt diese Entwicklung. Der Alkoholkonsum der Bevölkerung – ganz besonders jener von Kindern und Jugendlichen – ist deutlich zurückgegangen. So ist der durchschnittliche Pro-Kopf-Konsum um 25 % gesunken, regelmäßiger starker Alkoholkonsum in der Arbeitswelt zur Ausnahme geworden, und Verkehrsunfälle im Zusammenhang mit Alkohol haben drastisch abgenommen. Diese Entwicklungen deuten darauf hin, dass sich die Fülle der Präventionsmaßnahmen und gesetzlichen Änderungen in ihrer Gesamtheit erfolgreich ausgewirkt hat.
Die Anpassung der Alkoholismusbehandlung an die Bedürfnisse
und Möglichkeiten der Patientinnen und Patienten wird kontinuierlich besser
Das Behandlungssystem für Alkoholkranke hat sich über die letzten 50 Jahre diversifiziert und ist nun deutlich mehr patientenorientiert, wobei neben dem traditionellen Ziel der Alkoholabstinenz auch die Idee der Konsumreduktion und Schadensbegrenzung bei Personen, die ihr Alkoholproblemverhalten nicht in den Griff bekommen können, hinzugekommen ist. Das „Handbuch Alkohol – Österreich“ gibt auch einen detaillierten Überblick über die Entwicklung von Behandlungsangeboten bei alkoholassoziierten Problemen und Alkoholabhängigkeit in Österreich. Vor 50 Jahren dominierten noch stark moralisierende Konzepte, die einer radikalen Abstinenzorientierung verpflichtet waren. Seither hat sich das Behandlungsangebot mit Blick auf die Möglichkeiten und Grenzen der Betroffenen kontinuierlich in Richtung eines patientenorientierten Behandlungskonzepts differenziert. Um eine möglichst große Anzahl alkoholkranker Patientinnen und Patienten möglichst frühzeitig zur Behandlung motivieren zu können, kam es zu einem Abrücken vom starren Abstinenzparadigma und einer Diversifizierung der Behandlungsziele. Gleichzeitig setzte sich die Erkenntnis durch, dass eine Alkoholabhängigkeit häufig als Ergebnis eines missglückten „Selbstbehandlungsversuchs“ („self medication“) bei psychiatrischen oder psychosozialen Grundproblemen zu verstehen ist.
Nimmt dieser einen chronischen bzw. anhaltenden Verlauf an, kann man im Idealfall zwar eine endgültige Genesung erzielen, häufig stellt aber bereits eine deutliche Verbesserung der Gesundheit, Arbeitsfähigkeit und Lebensqualität ein berechtigtes Behandlungsziel dar. Wie bei anderen chronischen Erkrankungen sind auch nach Alkoholbehandlungen immer wieder Interventionen durch das Gesundheitssystem notwendig. An Bedeutung gewinnen in diesem Zusammenhang integrierte Behandlungssysteme, bei denen zentrale Anlaufstellen die Patientinnen und Patienten explorieren, für diese einen Behandlungsplan erstellen und sie geeigneten Behandlungseinrichtungen zuweisen. Dies erleichtert den Patientinnen und Patienten die Orientierung im Behandlungsangebot.
Eine Vereinheitlichung des alkoholspezifischen Jugendschutzes
ist noch immer ausständig
Jugendschutz ist nach wie vor Bundesländersache, und der alkoholspezifische Jugendschutz weist noch immer in weiten Bereichen erhebliche regionale Unterschiede auf. Kurze und prägnante Formulierungen sowie eine bundesweite Vereinheitlichung der Bestimmungen sind in diesem Bereich nach wie vor anzustreben. Das „Handbuch Alkohol – Österreich“ bietet auch einen umfassenden Überblick über alkoholrelevante Gesetze und stellt zwischen unterschiedlichen Bereichen übersichtlich Bezüge her. Es gab immer wieder Bestrebungen, diese Bestimmungen zu vereinheitlichen, die aber stets scheiterten. 2019 gab es zwar bezüglich des alkoholspezifischen Jugendschutzes eine bundesweite Angleichung, im Zuge deren das Schutzalter für Bier und Wein erstmals einheitlich auf 16 und für Getränke, die gebrannten Alkohol enthalten, einheitlich auf 18 Jahre festgelegt wurde, dennoch gibt es nach wie vor eine Fülle von Unterschieden in den alkoholspezifischen Jugendbestimmungen.
Der alkoholpolitische Diskurs im Spannungsfeld zwischen
restriktiven Kontrollansätzen und problemfokussierendem Zugang
Die europäische Alkoholpolitik steht im Spannungsfeld zwischen zwei unterschiedlichen Herangehensweisen: den restriktiven Kontrollansätzen aus dem europäischen Norden und der englischsprachigen Welt, die beide historisch protestantisch geprägt sind, und dem Zugang des Alpenbereichs und Südeuropas, beide mit historisch katholischer Prägung, der moderaten Alkoholkonsum neutral bis positiv bewertet, in Verbindung mit Genuss und Lebensqualität setzt und nur den exzessiven Alkoholkonsum problematisiert. Seit es im Zuge der Integration Europas immer schwieriger wird, eine eigenständige Alkoholpolitik durchzusetzen, nehmen beiderseits die Bestrebungen zu, ganz Europa von den Vorzügen des traditionellen eigenen Zugangs zu überzeugen.
Links zum aktuellen Handbuch:
[https://www.ots.at/redirect/Handbuch_Alkohol]
(https://www.ots.at/redirect/Handbuch_Alkohol) und
[https://goeg.at/Handbuch_Alk_I] (https://goeg.at/Handbuch_Alk_I)
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender. Gesundheit Österreich GmbH