Wien (OTS) – „Wir begrüßen es, wenn der neue Sozialminister Rudolf Anschober die Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern verstärken will. Es ist nämlich wichtig, dass auch mit den Beschäftigten gesprochen wird. Sie wissen am besten, was sie brauchen“, so Sylvia Gassner, Vorsitzende des Fachbereichs Soziale Dienste in der Gewerkschaft vida. „Besichtigungstermine, wie gestern in einem Pflegeheim in Wien, mögen zwar medienwirksam sein, zu einer nachhaltigen Lösung der dringenden Probleme tragen sie aber nichts bei“, kritisiert die vida-Gewerkschafterin.++++
„Wir laden die Regierung ein, sich mit uns an einen Tisch zu setzen. Wir brauchen konkrete Lösungen für die Herausforderungen in der Pflege und Betreuung. Dazu bieten wir selbstverständlich unsere Expertise an. Wir haben das Know-how, wie die Qualität der Arbeit weiter steigen kann, wie Ausbildungen und das Recruiting weiter verbessert werden können. Um die Arbeitswelten der Beschäftigten endlich zu verbessern, muss die Regierung möglichst schnell mit uns in einen Dialog treten! Die derzeitigen Lösungsansätze im vorliegenden Regierungsprogramm sind nicht brauchbar, um die Themen und Probleme zu lösen“, ergänzt Gerald Mjka, Vorsitzender des Fachbereichs Gesundheit in der Gewerkschaft vida.
Steuereinnahmen müssen für Pflegefinanzierung reichen
Wichtig ist jetzt, den „vielen Ankündigungen, endlich Taten folgen zu lassen“, betont Gassner. Es ist wichtig, „die Pflege auf kräftige Beine zu stellen. Wir brauchen echte Zukunftsvisionen. Nicht nur Ideen und Überschriften, die bis höchstens nächstes Jahr halten“, mahnt Gassner. Vor allem in Sachen Finanzierung brauchen wir eine „eindeutig steuerfinanzierte nachhaltige Lösung. Unser Sozialversicherungssystem wird die Pflegekosten ohne zusätzliche Einnahmen nicht stemmen können. Was wir aber klar ablehnen, ist eine weitere finanzielle Belastung der arbeitenden Menschen in Form einer Pflegeversicherung“, so die vida-Gewerkschafterin.
Pflegelehre ist Sackgasse
Ein klares Nein kommt von der Gewerkschaft vida weiter zu einer angedachten Pflegelehre. „Das ist eine Sackgasse und völliger Unsinn. 15-jährige Jugendliche wären mit einem äußerst herausfordernden Feld konfrontiert. Auf beiden Seiten drohen so massive Überforderungen – sowohl bei den Lehrlingen, als auch bei den Pflegebedürftigen. Pflege ist in den vergangenen Jahren viel herausfordernder geworden“, erklärt Gerald Mjka. Der angedachte Modellversuch einer schulischen Ausbildung für Pflege- und Betreuungsberufe ist für die Gewerkschaft vida ein erster positiver Schritt.
Pflege- und Betreuungsberuf endlich attraktivieren
Österreich läuft beim Thema Pflege die Zeit davon. Bis 2030, also in zehn Jahren, brauchen wir 75.700 mehr Menschen, die in der Pflege und Betreuung tätig sind, so die vida-GewerkschafterInnen Gassner und Mjka: „Ohne beste Arbeitsbedingungen, hochwertige Ausbildungen und einer angemessenen Entlohnung werden wir diese Hürde nicht schaffen.“ Zu einer Attraktivierung der Berufsbilder würde auch die Einführung einer 35-Stunden-Woche beitragen.
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