Wien (OTS) – Bereits im letzten Jahr haben drei Grundstückseigner die noch erhaltenen Gebäude und ehemaligen Lagerflächen des ehemaligen KZ Gusen zum Kauf angeboten. „Daraus hat sich nun die einzigartige Chance ergeben, den vor Jahrzehnten verabsäumten Schritt zu gehen, eine zeitgemäße Gedenk-, Vermittlungs- und Begegnungsstätte zu errichten. Die BIG (Bundesimmobiliengesellschaft) wurde vom BMI mit einer Studie beauftragt, die seit Ende 2018 vorliegt, jedoch trotz gegenteiliger Ankündigungen bis heute nicht veröffentlicht wurde. Dem Vernehmen nach liegt der Kaufpreis der Liegenschaft bei rund zwei Millionen Euro – ein Betrag der jedenfalls aufgebracht werden kann und muss“, meint die Nationalratsabgeordnete der Grünen, Eva Blimlinger.
Nachdem Österreich hier säumig ist, interessiert sich nun auch die Republik Polen für den Ankauf. „Es muss im Interesse einer österreichischen Gedenkpolitik liegen, das Areal so rasch wie möglich zu kaufen und mit den Eigentümern in Verkaufsverhandlungen zu treten. Ein Warten auf eine nächste Regierung ist keinesfalls angebracht, hier kann die jetzige Regierung verantwortungsvoll für Österreich und die Opfer des Nationalsozialismus handeln. Das muss jede österreichische Bundesregierung machen. Wenn schon nach dem Staatsvertrag verabsäumt wurde, hier eine würdige Gedenkstätte der Republik Österreich für die Opfer zu errichten, so muss das nun jedenfalls nachgeholt werden“, fordert Blimlinger.
Das Gelände des KZ Gusen wurde nach der Befreiung am 5. Mai 1945 nicht wie das KZ Mauthausen in eine staatliche Gedenkstätte transformiert, sondern durch die sowjetische Besatzungsmacht für Zwecke der Granitgewinnung weiter genutzt. Nach dem Staatsvertrag wurde Anfang der 1960er Jahre zwar auf Initiative von Überlebendenverbänden, insbesondere aus Frankreich und Italien, das Memorial Gusen rund um den ehemaligen Krematoriumsofen geschaffen, der größte Teil des weitläufigen Lagergeländes aber mit einer Wohnsiedlung überbaut. Die Republik Österreich übernahm erst 1997 das Memorial in Gusen in seine Obhut, 2004 wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Inneres angrenzend ein kleines Besucherzentrum mit einer historischen Ausstellung zur Lagergeschichte eröffnet. Einzelne Teile des historischen Lagergeländes, u.a. das Eingangsgebäude („Jourhaus“), zwei steinerne Häftlingsbaracken und zwei SS-Gebäude blieben aber, wenn auch zum Teil umgebaut, ebenso erhalten wie das an das Lager angrenzende Industrie- und Steinbruchgelände mit dem markanten großen Schotterbrecher. Der ehemalige Appellplatz blieb bis heute zum Glück unverbaut, wurde aber als Lagerungsplatz einer Steinbruchfirma genützt. Genau diese Überreste des Lagers können nun erworben werden.
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