Behandlungskonzept „Alkohol. Leben können.“ wird regulärer Bestandteil der Wiener Gesundheitsversorgung

Wien (OTS) – Das Behandlungskonzept „Alkohol. Leben können.“ legt seinen Status als Pilotprojekt ab und wird regulärer Bestandteil der Wiener Gesundheitsversorgung. Bereits die beiden Pilotphasen des gemeinsamen Projekts von Pensionsversicherungsanstalt (PVA), Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) und Stadt Wien zur integrierten Versorgung von Menschen mit Alkoholerkrankung – zu Beginn noch unter dem Namen „Alkohol 2020“ – waren höchst erfolgreich. Insgesamt ließen sich seit 2014 rund 6.500 Personen behandeln, davon waren 70 Prozent Männer und 30 Prozent Frauen. Der Altersdurchschnitt aller behandelten Personen beträgt 45,9 Jahre.

„‘Alkohol. Leben können.‘ bedeutet zeitgerechte und umfassende Hilfe für alkoholkranke Menschen in Wien. Damit verbessern wir unmittelbar die Lebensqualität der Betroffenen“, betont der Wiener Stadtrat für Gesundheit, Peter Hacker. „Das erfolgreiche Pilotprojekt wird somit zum österreichweiten Vorzeigemodell und ist für die Betroffenen völlig kostenfrei!“

In Wien gelten zwischen 35.000 und 75.000 Menschen als alkoholabhängig, weitere 135.000 bis 175.000 weisen einen problematischen Konsum auf und sind gefährdet, abhängig zu werden. „Alkohol ist in unserer Gesellschaft sehr präsent. Das Thema Alkoholkrankheit aber immer noch ein Tabu. Es bleibt vielfach unerkannt und wird nicht oder zu spät behandelt“, so Ewald Lochner, Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien. „Das verursacht Leid für die Betroffenen und ihre Angehörigen, aber auch enorme Kosten für das Wiener Gesundheitssystem.“

Effektiv und kostengünstig

Die begleitende Evaluierung von „Alkohol. Leben können.“ durch das Institut für Höhere Studien (IHS) ergab, dass bei 68% der behandelten KlientInnen eine positive Veränderung im Konsumverhalten gelang. Bei 48% der Personen hat sich die körperliche Gesundheit durch „Alkohol. Leben können.“ verbessert, bei 54% die psychische Gesundheit. Zudem konnten mehr als doppelt so viele Menschen, die im Rahmen von „Alkohol. Leben können.“ betreut wurden, in Beschäftigung gehalten werden als im bisherigen Versorgungssystem. Bei 54% aller KlientInnen konnte eine Verbesserung in Hinblick auf die berufliche Situation oder den Ausbildungsstatus erreicht werden.

Hacker stellt darüber hinaus auch den gesundheitsökonomischen Nutzen in den Vordergrund: „Die wissenschaftliche Begleitung zeigte rund 40% geringere Kosten im Vergleich zu einer Behandlung außerhalb von ‚Alkohol. Leben können‘ und das bei besserem Behandlungserfolg! Das heißt jeder hier investierte Euro erspart der Gesellschaft ein Vielfaches an Folgekosten.“

Eine Anlaufstelle für alle Anliegen

Bei „Alkohol Leben können.“ stehen die PatientInnen und deren Bedürfnisse im Mittelpunkt. Daher werden Art und Dauer der Behandlung oder Rehabilitation mittels unterschiedlicher ambulanter oder stationärer Module in verschiedenen Behandlungseinrichtungen individuell an die jeweilige Person angepasst. Mit dem regionalen Kompetenzzentrum gib es für die PatientInnen eine zentrale Anlaufstelle, die sich um Fragen von Betroffenen und Angehörigen und alle notwendigen Formalitäten kümmert. „Damit bieten wir den PatientInnen ein umfassendes Case Management vom Erstgespräch bis zur Nachbetreuung, bei einem Minimum an Bürokratie. In der Behandlung setzen wir stark auf ambulante Angebote, was die größtmögliche Vereinbarkeit mit Beruf und Familie mit sich bringt“, betont Lochner, „durch die Ausweitung der Kapazitäten sind derzeit bis zu 2000 Neuaufnahmen pro Jahr möglich.“ Darüber hinaus wurde auch der Kreis der Menschen, die die Angebote von „Alkohol. Leben können.“ in Anspruch nehmen können, erweitert. Nun ist das Programm auch für Menschen in Alterspension zugänglich und steht somit allen Wienerinnen und Wienern offen.

„Das Modulsystem von `Alkohol. Leben können´ führt zu einer individuellen Betreuung der Betroffenen. Die starke ambulante Ausrichtung des Programms ermöglicht es, den Patientinnen und Patienten, soweit es möglich ist, ihren Versorgungsaufgaben und ihrer Berufstätigkeit nachzukommen. Die starke Miteinbeziehung der Patientinnen und Patienten in die Behandlungsplanung fördert deren Engagement und führt damit zu besserem medizinischen und sozialen Erfolg. Davon profitieren nicht nur die Patientinnen und Patienten, auch die Krankenversicherung erspart sich Kosten der Therapien, sowie der Folgeerkrankungen. Durch die ambulante Ausrichtung ist es auch mehr Menschen möglich, am Programm teilzunehmen. Die Niederschwelligkeit und Individualität sind besondere Stärken dieses Programms“, erklärt Alois Bachmeier, Obmann der Wiener Gebietskrankenkasse. „Es freut uns als WGKK daher sehr, dass `Alkohol. Leben können´ in unseren Regelbetrieb übernommen werden konnte und damit nun jährlich rund 2000 Menschen mehr davon profitieren werden können.“

Win-Win Situation für alle Beteiligten

Manfred Anderle, Obmann der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) betont: „Das Projekt hat sich sehr gut entwickelt und bringt sowohl den Betroffenen, als auch der Pensionsversicherungsanstalt deutliche Vorteile. Es kann daher als eine klassische Win-Win-Situation bezeichnet werden. Ein längerer Verbleib im Arbeitsleben bringt später eine höhere Pensionsleistung und gleichzeitig weniger Pensionsausgaben und höhere Beiträge. Aus diesen Gründen hat die PVA beschlossen, das Projekt zumindest bis einschließlich 2021 weiter mitzufinanzieren.“

Die KooperationspartnerInnen sind daher übereingekommen, das Vorzeigemodell als Teil der Wiener Gesundheitsversorgung zu integrieren. „Ich freue mich sehr, dass ‚Alkohol. Leben können‘ ein fixer Bestandteil der Wiener Gesundheitsversorgung geworden ist. Mein Dank gebührt allen, die mitgeholfen haben, dass dieses innovative Behandlungskonzept zu so einer Erfolgsgeschichte werden konnte“, so Stadtrat Hacker abschließend.

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender. PID Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien

GesundheitGesundheitsversorgungHackerPVAWGKK
Comments (0)
Add Comment