SPÖ Kärnten: Volle Anrechnung der Karenzzeiten ist ein großer Schritt zur Schließung der Gehaltsschere

Klagenfurt (OTS) – Zeiten der Elternkarenz müssen künftig bei Gehaltsvorrückungen und anderen zeitabhängigen Ansprüchen von ArbeitnehmerInnen in vollem Umfang berücksichtigt werden. Bisher konnten Eltern zwar zwei Jahre pro Kind in Karenz gehen, angerechnet wurden aber nur 10 Monate davon. In der Praxis bedeutete das, ab dem 10. Monat wurden die Vorrückungsstichtage an denen sich das Einkommen orientiert, nicht mehr gezählt – also keine Gehalts- und Lohnerhöhungen mehr. Kündigungsfristen wurden von diesem 10. Monat weg berechnet, genauso wie Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall oder die Erreichbarkeit des Anspruches auf die 6. Urlaubswoche.

„In erster Linie entstanden natürlich für Frauen mit Kindern, die mehrere Jahre in Karenz sind gewaltige, aber hinlänglich bekannte Nachteile: Niedrigere Löhne, weil sie weit langsamer vorrücken als Männer, in weiterer Folge auch kleinere Pensionen, weniger Urlaub und verkürzte Kündigungsfristen“, erläutert die Frauenvorsitzende der SPÖ Kärnten, Ana Blatnik.

Mit dem gestrigen Parlamentsbeschluss verlängert sich die Anrechnung der Karenzzeit auf die maximale Dauer der Karenz – auf zwei Jahre. Das heißt, dass nun die Stichtage für Gehalts- und Lohnerhöhungen über die vollen 24 Monate berücksichtigt werden. Ebenso verlängern sich die Kündigungsfristen und die Dauer der Entgeltfortzahlungen im Krankheitsfall. Der Anspruch auf die 6. Urlaubswoche wird leichter erreichbar, weil durch die Karenz nichts mehr verloren geht.

„Alle Geburten ab dem 01. August 2019 fallen in diese neue Berechnung! Endlich, endlich, nach langem Kampf wurde eine langjährige SPÖ-Forderung parlamentarisch beschlossen. Dieser Beschluss ist ein wichtiger und großer Schritt um die Gehaltsschere zwischen Mann und Frau zu schließen und ein bedeutender Schritt in eine moderne Frauen- und Familienpolitik, die den Erfordernissen unserer Zeit entspricht“, so Blatnik.

12.000 EURO MEHR FÜR FRAUEN MIT 2 KINDERN
So verliert eine 35-Jährige Verkäufern, die mit 20 Jahren zu arbeiten begonnen hat, nach der alten, 10-monatigen Berechnung, 5.614 Euro Einkommen durch den Verlust der Stichtage, wenn sie mit einem Kind zwei Jahre in Karenz war. Hat sie zwei Kinder und war insgesamt vier Jahre in Karenz, verliert sie sogar 11.788 Euro. Das sind pro Jahr fast 800 Euro weniger Einkommen. Mit der Anrechnung der vollen Karenzzeit wird ihr Gehalt um diesen Betrag höher.

ANRECHNUNG DER KARENZZEITEN BEI DEN KÜNDIGUNGSFRISTEN
Mit steigenden Dienstjahren steigt auch der Kündigungsschutz. Hat man nach zwei Dienstjahren eine Kündigungsfrist von 6 Wochen, sind es nach 16 Dienstjahren schon vier Monate. Fehlen hier die Karenzjahre, sind Frauen auch im Kündigungsschutz benachteiligt.

Werden Karenzzeiten angerechnet, hat eine Mutter mit vier Karenzjahren nach 16 Dienstjahren vier statt nur drei Monate Kündigungsfrist. Sie gewinnt dadurch ein ganzes Monatsgehalt. Bei einer Verkäuferin im 10. Berufsjahr sind das derzeit 1.810,– Euro.

2 JAHRE FRÜHER ANSPRUCH AUF 6. URLAUBSWOCHE
Eine Angestellte mit einem Kind hat zwei Jahre später Anspruch auf die sechste Urlaubswoche, wenn ihr die Karenzzeiten nicht angerechnet werden. Mit jedem weiteren Kind und Karenzjahr wird es mehr. Rechnet man eine Woche Urlaub in Geld um, sind das jährlich 630 Euro Verlust (berechnet für ein durchschnittlichen Gehalt 2017) für Frauen.

„Die volle Anrechnung der Karenzzeiten ist nicht nur ein wichtiger Schritt zur Angleichung der Gehaltsschere zwischen Mann und Frau, sondern auch ein notwendiges Signal, wie Arbeitsmarktpolitik, ja Politik generell, gestaltet werden kann – nämlich fair und gerecht. Nur zur Erinnerung, auch wenn es jetzt zu begrüßen ist, dass der Beschluss zur Anrechnung der Karenzzeiten von allen Parteien getragen wurde: Die gescheiterte Türkis/Blaue-Regierung hinterlässt uns die 60-Stunden-Woche, den unzureichende Ausbau der Kinderbildungseinrichtungen und die finanzielle Kürzung von Förderungen für Frauenberatungsstellen und Gewaltschutzmaßnahmen. Wir brauchen aber im 21. Jahrhundert, in einem Land wie Österreich, keine Politik die sich ausschließlich an Wirtschaftsinteressen und gesellschaftlichem Konservatismus orientiert. Wir brauchen keine unzeitgemäße Politik, die an den Alltagsproblemen der Menschen vorbeigeht und sich in Worthülsen und vollmundigen Versprechungen ergeht. Genau diese Politik hat nämlich die volle Anrechnung der Karenzzeiten – jahrelang – verhindert“, so Blatnik abschließend.

(Schluss)

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