Wien (OTS) – Sommerliche Hitzeperioden sind ein Gesundheitsrisiko. In der Hitzewelle sterben Menschen, besonders gefährdet sind ältere und pflegebdürftige Personen – und da Haushalte in Vierteln mit geringem Einkommen. Das wissen wir schon seit der großen Hitzewelle 2003, der in Europa rund 70.000 Menschen zum Opfer gefallen sind (vgl. Report on excess mortality in Europe during summer 2003). Zwischen 2003 und 2012 wurden in Österreich durchschnittlich 240 Hitzetote gezählt, für letztes Jahr weist die Agentur für Gesundheit (Ages 766 Hitzetote aus.
„Besonders zu bekämpfen sind die städtischen Hitzespots“, regt Sozialexperte Martin Schenk von der Armutskonferenz zu vorbeugenden Maßnahmen an. In ländlichen Gebieten wirken Bäume und andere Pflanzen, aber auch Oberflächenwasser wie natürliche Klimaanlagen. Da fließt ein Bach, da liegt ein See. Sie kühlen die Umgebung in erster Linie durch die Verdunstung von Wasser. In den städtischen Zentren verhindert die bebaute Fläche diese Hitzeregulierung. Regenwasser wird unterirdisch abgeleitet, der Beton und Asphalt macht Verdunstung unmöglich, heizt sich besonders gut auf und strahlt diese Hitze wieder ab. Auch die stark erhöhte Oberfläche durch die Gebäude und das Vermindern der Luftzirkulation tragen zur Hitze bei. Dazu kommen künstliche Wärmequellen wie Autos, Industrie oder Abwärme von Klimaanlagen. So kann es in Städten zu bis zu 12 Grad höheren Temperaturen als in der Umgebung kommen.
Grünraum, Öffentlicher Verkehr, Wohnbau
Grünraum in der Stadt verbessert das Klima im Grätzel, zeigt gesundheitlich positive Auswirkungen, bietet Bewegungsraum für Jung und Alt, begünstigt als Sozialraum das Gespräch und die Begegnung. Wichtige Schritte sind strategische Maßnahmen auf der Ebene von Flächenwidmungen, Raumplanung und Wohnbau. Die Anlage von Straßenbegleitgrün, grüne Wandelemente, Fassaden- und Dachbegrünung, Entsiegelung und Regenwassermanagement oder auch die Freilegung von verrohrten Gewässern. Weiters ist der Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel hilfreich Hitzespots zu verringern. Baulich sind Maßnahmen notwendig wie zum Beispiel Außenjalousien montieren, Wärmedämmungen anbringen, Fassaden- und Hofbegrünung. Angesichts von Klimawandel und Hitzetoten gibt es einiges zu tun“, so die Armutskonferenz, deren soziale Initiativen über 500.000 Hilfesuchende im Jahr beraten, unterstützen und begleiten.
Sag mir wo Du wohnst, und ich sage Dir wann Du stirbst
Ärmere Bevölkerungsgruppen gehen statistisch gesehen häufiger Berufen nach, die körperlich anstrengend und der Hitze ausgesetzt sind (z.B. Bauarbeiter, Reinigungskräfte). Sozial benachteiligte Gruppen leben meist in Wohnungen mit schlechter Bausubstanz (z.B. keine Wärmedämmung) und schlechter Ausstattung (z.B. keine Außenjalousien, keine Klimaanlagen) sowie weniger Raum pro Kopf. Aufgrund fehlender finanzieller Möglichkeiten können sie sich auch seltener energetische Wohnraumsanierungsmaßnahmen leisten, um sich an höhere Temperaturen im Sommer anzupassen. Zudem wohnen Ärmere häufiger in Mietwohnungen, in denen nur wenig Möglichkeit zur Gebäudesanierung besteht. Qualitative Untersuchungen weisen darauf hin, dass Ärmere weniger oft und weniger weit in kühlere Bereiche ausweichen können (z.B. Zweitwohnsitz etc.). Sie weisen einen schlechteren Gesundheitszustand auf, welcher gegenüber Hitze verwundbarer macht. Von Hitze besonders stark betroffen sind ältere Menschen, weist Sozialexperte Schenk auf die empirischen Zusammenhänge hin.
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