Wien (OTS) – Das Pflegekonzept der ÖVP mit dem Anspruch nachhaltige Lösungen zu präsentieren, liegt nun auf dem Tisch. In sieben Punkten werden eine Reihe von sinnvollen Maßnahmen, wie etwa ein verpflichtendes Gütesiegel für Vermittlungsagenturen von Betreuungskräften, aufgelistet. Auch soll künftig klarer zwischen Betreuung und Pflege unterschieden sowie in Form von One-Stop-Shops gezielt Informationen zur Verfügung gestellt werden.
Die Gestaltung des Alltags nach der Erwerbstätigkeit klammert zumeist die Themen Pflege und Betreuung aus. Präventive Maßnahmen müssen jedoch bereits zu einem Zeitpunkt einsetzen, bevor ein tatsächlicher Bedarf eingetreten ist. Gezielte Beratung, etwa hinsichtlich des Wohnraums oder von sozialen Netzwerken ist unbedingt zu fördern und zu etablieren.
Kritisch im Zusammenhang mit dem „Pflegegeld neu“ ist die Option, künftig eine Betreuungskraft für mindestens zwei oder mehrere Personen einzusetzen. Da der Betreuungs- und Pflegebedarf in der Regel eher zunimmt, sind bei der Anwendung dieses Vorschlages verbunden mit dem gleichzeitig formulierten Qualitätsanspruch, Überforderungsszenarien vorprogrammiert.
Betreuung und Pflege von Angehörigen ist nach wie vor Frauensache, ein verbindlicher Rechtanspruch auf Pflegekarenz mit voller Leistung und Anrechenbarkeit auf die Beitragsjahre, wäre zumindest ein Ansatz die Geschlechterrollen aufzuweichen.
Einmal mehr findet sich in diesem Konzept die Thematik des Ausbildungszugangs über die sogenannte Pflegelehre. Abgesehen davon, dass Experten dieses Angebot mehrfach als wenig sinnvoll erachtet haben, gibt es nach wie vor keine ernstzunehmenden Aussagen, wie Interessenten für den Pflegeberuf zu gewinnen wären. Bereits jetzt können bestehende Lehrlingsausbildungsplätze nicht gefüllt werden.
Viel wichtiger und vor allem sinnvoller wäre es, bestehende Ausbildungsangebote etwa durch die Bezahlung von Praktika attraktiver zu gestalten, sowie ein adäquates System für Stipendien, und zwar für alle Qualifikationslevels der Pflegeberufe, zu Verfügung zu stellen. Notwendig ist es auch, endlich einen Zugang zur Ausbildung über die berufsbildendenden höheren Schulen zu ermöglichen.
Die vorgeschlagene Finanzierung über eine Pflegeversicherung lässt unter anderem aktuell die Frage offen, wie gerade jene starken Geburtenjahrgänge rund um die Babyboomer, und somit in absehbarer Zeit eine Zielgruppe hinsichtlich Betreuungs- und Pflegebedarf, ihre Deckungsbeträge zur Leistungsfinanzierung erreichen können.
Die aufgezeigten Maßnahmen werden jedoch nicht ausreichen, das brisante Thema Pflegebedarf anzugehen. Es ist zu hoffen, dass die Verantwortlichen bestrebt sind das Thema Betreuungs- und Pflegebedarf nachhaltig zu regeln und nicht lediglich auf den schnellen Effekt ausrichten.
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