Wien (OTS/RK) – „Nachdem die blauen Minister aus der Regierung geflogen sind, ist es nun höchste Zeit, dass auch der blaue Dunst in den Lokalen verfliegt“, erneuert die für NichtraucherInnen-Schutzkontrollen zuständige Wiener Umweltstadträtin Ulli Sima vor dem morgigen Weltnichtrauchertag ihre Forderung nach einem generellen Rauchverbot in der Gastronomie. „Ich fordere ÖVP-Chef Sebastian Kurz auf, aus der gesundheitspolitischen Steinzeit endlich wieder in die Gegenwart zurückzukehren und das überfällige Rauchverbot in der Gastronomie nicht weiter zu blockieren – es geht um die Gesundheit der Menschen, vor allem der Jugendlichen, in unserem Land!“, so Sima weiter.
Zahlreichen Kontrollen der Stadt Wien belegen, dass die Trennung zwischen RaucherInnen- und NichtraucherInnen-Bereich nicht funktioniert, die Belastung mit Schadstoffen in sogenannten NichtraucherInnen-Bereichen ist enorm. Über 13.000 Todesfälle pro Jahr durchs Rauchen und vor allem die Belastung der Passivraucher sprechen eine eindeutige Sprache dennoch blieb Österreich unter der ehemaligen türkis-blauen Regierung weit abgeschlagnes Schlusslicht beim Rauchverbot. Aus diesem Grund unterstütze Wien nicht nur das Don’t Smoke Volksbegehren das von 900.000 ÖsterreicherInnen unterschrieben wurde, sondern brachte das Land Wien auch eine Klage beim Verfassungsgerichtshof ein, um das Gastro-Rauchverbot durchzusetzen. Die Entscheidung ist noch ausständig. In den Lokalen der Wiener Märkten hat die Stadt bereits eigenständig ein Rauchverbot umgesetzt.
Jährlich 13.000 Tote durchs Rauchen
Die gesundheitlichen Folgen des Rauchens stehen außer Frage und sind ebenso bekannt wie dramatisch. Jährlich gibt es österreichweit 13.000 Todesfälle durch das Rauchen, 1.000 Menschen sterben jedes Jahr an den Folgen des Passivrauchens. Die Zahlen sprechen also für sich. Ein effektiver NichtraucherInnenschutz auch in der Gastronomie ist überfällig , diesen schafft man aber nur mit einem gänzlichen Rauchverbot. Das Rauchverbot hätte schnell positive gesundheitliche Auswirkungen: Vergleiche mit andern Ländern zeigen einen raschen Rückgang von Herzinfarkten und Schlaganfällen. Längerfristig auch einen Rückgang bei Lungen- und Atemwegserkrankungen. Akute Krankenhausaufnahmen würden weniger. Berechnungen der Universität Graz zufolge könnten 50 Herzinfarkte, 80 Schlaganfälle und 150 Lungenentzündungen pro Woche durchs Rauchverbot vermieden werden.
Kontrollen & Feinstaubmessungen: 62 % Verstöße und dicke Luft
Die Stadt Wien führt verstärkt Kontrollen bezüglich der Einhaltung des Tabak- und NichtraucherInnenschutzgesetzes durch: „Mit erschreckendem Ergebnis – bei Schwerpunktkontrollen gab es bei rund Zweidrittel (62%) aller überprüften Lokale Verstöße gegen den NichtraucherInnen-Schutz“, so Sima. Das bestehende Gesetz wird also in den meisten Fällen einfach nicht eingehalten, Strafen werden in Kauf genommen. Die Leidtragenden sind die NichtraucherInnen unter den Gästen und das Personal. Laut Gesetz darf kein Tabakrauch in den Nicht-RaucherInnen-Bereich gelangen. Wie aktuelle Untersuchungen zeigen, verhindern Zwischentüren genau dies aber nicht. Im Gegenteil – Feinstaubmessungen der MedUni Wien und der „Initiative gesunder Wettbewerb in der Gastronomie“ in Nicht-Raucherbereichen von Lokalen, förderten Erschreckendes zu Tage: Die Feinstaubbelastung im Nicht-RaucherInnen-Bereich waren viermal höher, als im Freien vor den Lokalen. Dabei waren die Nicht-RaucherInnen-Bereiche mit einer Zwischentüre vom Raucherbereich getrennt: „Eine räumliche Trennung zwischen RaucherInnen- und NichtraucherInnen-Bereich ist offensichtlich nicht zielführend, stehen doch meist Türen offen oder sind so undicht, dass der Zigaretten-Rauch ungehindert in die NichtraucherInnen-Räume strömt“, so Sima. „Das verdeutlicht die Absurdität der aktuellen Situation um den NichtraucherInnenschutz – auch wenn LokalbetreiberInnen sich ans Gesetz halten und Maßnahmen wie räumliche Trennungen setzen, sind diese erwiesenermaßen wirkungslos. Einzig sinnvolle Lösung ist daher ein komplettes Rauchverbot“, so Sima.
Dramatische Feinstaubbelastung in Innenräumen
Für Sima ist es in diesem Zusammenhang außerdem mehr als absurd, dass FPÖ und ÖVP in Wien immer wieder Feinstaubwerte auf der Straße kritisiert, im Innenraum durch das Rauchen aber munter weiter belasten wollen. Die Luftgüte im Freien ist in Wien übrigens hervorragend, Wien hat im letzten Jahr zum siebten Mal in Folge alle Feinstaubwerte eingehalten. Ganz anders in den Innenräumen, in denen geraucht wird, hier sind die Feinstaub-Werte dramatisch: Während in reinen NichtraucherInnen-Lokalen im Mittel 10 Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen wurden, waren es in den RaucherInnen-Räumen von sogenannten ,gemischten‘ Lokalen 321 µg/m³ mit Belastungsspitzen bis zu 3082 µg/m³. (!) Doch nicht nur das: Sogar in den NichtraucherInnen-Bereichen dieser gemischten Lokale wurden hier Werte von durchschnittlich 68 µg/m³ gemessen. Zum Vergleich: Draußen, im Freien, lagen die Messwerte bei rund 15 µg/m³ – gesetzlich erlaubt sind 50 µg/m³. Somit sind die Werte im NichtraucherInnenbereich von gemischten Lokalen über viermal so hoch wie im Freien. (Schluss)
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